Mörderischer Auftritt
Personen, die zu meiner Tasche Zugang hatten, Schwesterherz.«
»Ich denke, der Name des Agenten war Olivia.« Schwesterherz sah mich grinsend an.
»Was hat Virgil wegen des Messers gesagt?«
Das Grinsen verschwand. »Er sagte, dass ihm das nicht gefiele.«
Mir hatte es auch nicht sehr gefallen.
»Hast du es Fred erzählt?«, fragte meine Schwester.
Ich schüttelte den Kopf. »Ich hatte noch keine Gelegenheit.« Was eine Lüge war.
»Mir was erzählt?« Fred stand in der Türöffnung.
Schwesterherz zögerte keine Sekunde. »Dieser russische Agent hat das Messer, das er dazu benutzt hat, um diesen Kerl namens Mooncloth umzubringen, in die Tasche von Maus fallen lassen.«
Fred blickte verdutzt drein. Dann erhellte sich sein Gesicht. »Arbeitest du wieder an einer deiner Geschichten?«
Schwesterherz nickte.
»Klingt nach einer guten. Sind das Lachskroketten, die ich da rieche?«
Schwesterherz nickte erneut. »Mit Dillsauce.«
Er würde später nicht sagen können, man habe es ihm nicht erzählt. Und der Abend verlief friedlich. Fred und Schwesterherz aßen die Lachskroketten, und ich aß Joghurt. Der Typ in ›Wer wird Millionär?‹ gewann 500 000 Dollar und konnte seinen Studienkredit abbezahlen, und der Name von Griffin Mooncloth wurde nicht mehr erwähnt. Alles in allem ein netter Abend, selbst mit meiner Nebenhöhle.
Natürlich brach am nächsten Morgen die Hölle los.
Ich saß am Küchentisch, trank Orangensaft und blickte in die Zeitung, als es an der Tür klingelte. Ich warf einen Blick auf meine Uhr. Halb zehn. Ich war erst seit ein paar Minuten auf, steckte in meinem pinkfarbenen Chenille-Morgenmantel und fühlte mich nach wie vor miserabel. Vielleicht war das wieder dieser Charles Boudreau oder ein UPS-Paket. Ich hob Muffin von meinem Schoß herunter und ging zu der Tür.
Als ich durch den Spion schaute, sah ich zwei wohlgekleidete mittelalterliche Männer. Mormonen-Missionare? Jehovas Zeugen? Ich öffnete die Tür, ließ aber die Kette eingehängt.
»Ja?«
»Mrs Hollowell?«, sagte der ältere der beiden Männer. Er sah aus wie Anfang vierzig, hatte aber eine Menge weißes Haar. Der andere erinnerte mich an den Schauspieler Ron Howard mit seinem kahlen Haupt und dem roten Haarkranz.
»Ja?«
Der mit den weißen Haaren hielt mir eine Brieftasche miteiner Marke hin. »Mrs Hollowell, ich bin Detective Hawkins, und das ist Detective Blankenship. Würden Sie bitte die Tür aufmachen?«
»Ich fühle mich nicht wohl heute Morgen. Wie kann ich Ihnen helfen?«
»Zum Teufel, Mrs Hollowell«, rief er Weißhaarige. »Entschuldigen Sie die Wortwahl, Mrs Hollowell, aber ich hatte schon die Befürchtung, dass Sie es sein könnten. Ich sagte zu Jasper: ›Jasper, ich wette meinen Kopf darauf, dass das meine Lieblings-Englischlehrerin von der Robert Anderson High School ist.‹ Ich bin’s, Tim Hawkins, Mrs Hollowell. Zweite Reihe links. Langes schwarzes Haar. Ich habe meine Facharbeit über Matthew Arnold geschrieben. ›Der Strand von Dover‹. ›Ach, Liebe! Lass uns aneinander treu sein!‹«
Jasper Blankenship kicherte. Tim Hawkins warf ihm einen Blick zu, der Lots Frau wahrscheinlich in Stein verwandelt hätte.
Die Puzzleteile fügten sich zusammen. Das weiße Haar hatte mich verwirrt. »Timmy? Du meine Güte!« Ich nahm die Kette von der Tür. »Natürlich können Sie hereinkommen. Schauen Sie nur nicht auf die Wohnung oder mich. Ich habe es mit der Nebenhöhle.«
Die beiden Männer betraten den Salon.
»Wollen Sie beide einen Kaffee?«, fragte ich.
Timmy zog den Kopf ein. »Nein, Ma’am. Mrs Hollowell, ich finde es verdammt beschissen, entschuldigen Sie meine Redeweise, aber wir sind gekommen, um Sie zu verhaften.«
Detective Blankenship zog Handschellen aus seiner Tasche. »Sie haben das Recht zu schweigen. Sie haben das Recht auf einen Anwalt …«
»Ach, halt den Mund, Jasper. Sie braucht diesen ganzen Mist nicht.« Timmy wandte sich an mich: »Mrs Hollowell, wir müssen Sie festnehmen.«
»Weshalb, Timmy? Ist das Ihr Ernst?«
»Wegen Mordverdacht, Mrs Hollowell. Anscheinend wurde in Ihrer Handtasche eine Mordwaffe gefunden.«
»Ich habe sie selbst gefunden. Sie war da einfach.«
»Ich weiß. Wir tun nur unsere Pflicht. Man will Ihnen ein paar Fragen stellen.«
Ich blickte an meinem rosafarbenen Chenille-Morgenmantel herunter. »Habe ich noch Zeit, um mich anzuziehen?« Ich fühlte mich bemerkenswert ruhig.
»Selbstverständlich.« Tim Hawkins bedeutete seinem Partner mit einem
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