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Mörderischer Auftritt

Mörderischer Auftritt

Titel: Mörderischer Auftritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne George
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danke, dass du mich ertragen hast.«
    »Das mache ich, Süße, und du bist jederzeit herzlich willkommen. Das weißt du.«
    »Ja. Bye, Tante Pat.«
    Ich legte den Hörer auf und dachte über meine drei Kinderund die drei von Schwesterherz nach, die alle in den mittleren bis späten Dreißigern waren. Mit Ausnahme von meinem Alan hatten sie das Heiraten und Kinderkriegen bis vor Kurzem vor sich hergeschoben. Als ich in Marilyns Alter war, hatte ich bereits einen Sohn, der auf dem College war, dicht gefolgt von zwei Geschwistern im Teenager-Alter.
    Ich zog eine Wolldecke über mich und kraulte Muffin zwischen den Ohren, während ich mich daran erinnerte, wie alt ich mich damals gefühlt hatte. An meinem vierzigsten Geburtstag wusste ich, dass Schluss war mit Kindern. Und meine Nichten und meine Tochter begannen jetzt erst mit der Familienplanung. Welcher Weg war der bessere?
    »Ich behalte dich«, flüsterte ich Muffin zu.
    Und dann schlief ich.

11
    Fred weckte mich auf, als er um halb sechs nach Hause kam. Ich erzählte ihm, dass ich es mit der Nebenhöhle hatte, und er fühlte meine Stirn, um festzustellen, ob ich fieberte. Ich erzählte ihm, dass Mary Alice etwas zum Abendessen vorbeibringen würde. Ich erzählte ihm nicht, dass jemand ein Schnappmesser in meiner Handtasche versenkt hatte. Es brachte nichts, ihn zu beunruhigen. Außerdem fühlte ich mich aus irgendeinem seltsamen Grund schuldig, dass das passiert war. Wie viele Ehefrauen begrüßen ihren Mann beim Nachhausekommen schon mit: »Stell dir vor, Schatz, in meiner Tasche ist heute ein blutiges Schnappmesser aufgetaucht.«
    Muffin verließ mich und folgte Fred in den Flur. Ich drehte mich zur Seite und ließ meine Gedanken treiben, weder wachend noch schlafend, sondern gefangen in diesem Zwischenstadium, in dem Träume real erscheinen und die Wirklichkeit einem Traum gleicht.
    Ich hörte Mary Alice durch die Hintertür kommen und roch Lachskroketten, aber ich war in ihrem Haus. Ich saß auf ihrer Glasveranda, und mir gegenüber erzählte Charles Boudreau von seinen einwandfreien Genen.
    »Erzählen Sie das nicht mir, erzählen Sie das Marilyn«, sagte ich.
    »Wer soll was Marilyn erzählen?«, fragte Schwesterherz.
    Ich öffnete die Augen, und sie stand über mir.
    »Ich habe mich mit Charles Boudreau unterhalten«, sagte ich.
    »Du bist krank, stimmt’s?«
    »Ich habe es mit der Nebenhöhle. Mitzi hat mich zur Ärztin geschleppt.«
    Sie setzte sich ans Fußende des Sofas. »Ich habe etwas herausgefunden.«
    Meine Gedanken drifteten immer noch umher. »Was?«
    »Etwas über diesen Mooncloth.«
    »Was denn?«
    »Er war ein Illegaler. Sein Kulturaustausch-Visum war abgelaufen, und er war nicht zurückgegangen.«
    Ich drehte mich um, öffnete beide Augen und blickte Schwesterherz an. »Wie hast du denn das herausbekommen?«
    »Über Virgil. Er sagte, die Polizei von Birmingham habe beim New York City Ballet angerufen, um sich zu erkundigen, wie sie mit seiner Familie in Verbindung treten könnten, und die Leute dort oben hätten den Beamten mitgeteilt, dass die Einwanderungsbehörde auf der Suche nach ihm sei.«
    »Nun, hätte er denn nicht einfach zum Auswärtigen Amt gehen und dort erzählen können, er wolle sich absetzen?«
    Schwesterherz schaute mich an, als habe ich den Verstand verloren. »Nicht, wenn er ein Spion war.«
    »Wer hat denn gesagt, dass er ein Spion war?«
    »Warst das nicht du?«
    »Natürlich nicht.«
    »Nun, irgendjemand muss es gesagt haben.«
    Ich rieb mir die Stirn. Schwesterherz fragte, ob ich noch ein Aspirin wollte. Ich nickte.
    Wenig später war sie mit zwei Aspirintabletten und einem Glas Wasser zurück. Ich lehnte mich gegen die Kissen und nahm die Medizin entgegen.
    »Du weißt, was das bedeutet?«, fragte sie.
    Ich hatte keinerlei Vorstellung. Ich schluckte das Aspirin hinunter und schüttelte den Kopf. Schwesterherz saß am Ende des Sofas, faltete ihre Hände und sagte: »Das bedeutet, dass ihn ein Russe getötet hat. Sie wussten, dass er überlaufen und all ihre Geheimnisse ausplaudern wollte, und das konnten sie nicht zulassen.«
    Schwesterherz hatte einen verträumten Ausdruck in ihrem Blick.
    Ich sagte: »Du schreibst eine neue Geschichte, stimmt’s?«
    »Mir kommt gerade die Idee für eine.«
    »Gut. Aber war es in deiner Geschichte ein russischer Agent, der das Schnappmesser in meiner Tasche versteckt hat?«
    »Wäre möglich.«
    »Und hieß dieser russische Agent Larry, Buddy oder Tammy Sue? Das waren die einzigen

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