Mörderischer Auftritt
Blick, er möge sich unterstehen, mich daran zu hindern.
»Und kann ich meine Nichte anrufen? Sie ist meine Anwältin.«
»Ja, Ma’am.«
»Nun, dann nehmen Sie bitte Platz. In der Küche steht Kaffee. Fühlen Sie sich wie daheim.«
Sowohl in Debbies Büro wie bei ihr zu Hause ging der Anrufbeantworter dran. Ich hinterließ auf beiden die Nachricht, dass ich gerade verhaftet wurde. Ich nahm eine kurze Dusche und zog meinen dunkelblauen Hosenanzug an und Stöckelschuhe. Ich mochte unter Arrest stehen, ich mochte mich höllisch fühlen, aber ich würde eine gepflegte Kriminelle sein. Ich wollte mir einen Lidstrich ziehen, aber meine Hände zitterten so sehr, dass ich für meine eigene Erblindung gesorgt hätte. Wahrscheinlich war ich nicht so ruhig, wie ich dachte.
Timmy und Detective Blankenship saßen in der Küche und tranken Kaffee.
»Hübsche Erkerfenster haben Sie«, sagte Timmy.
Ich blickte hinaus und sah Woofer seinen Baum markieren. »Ich muss meine Nachbarin anrufen«, sagte ich. »Sie wird sich meinetwegen Sorgen machen.«
Mitzis Anrufbeantworter war dran. Ich hinterließ ihr die Nachricht, dass ich aufs Polizeirevier gegangen sei. Ich fügte nicht hinzu, dass ich unter Arrest stand. Ich erwog, Fred anzurufen, aber sicher wäre ich schon bald wieder zu Hause.
»Sind Sie fertig?« Jasper Blankenship stand auf. In seiner Stimme schwang eine Spur Sarkasmus mit.
Timmy deutete auf den Tisch. »Spül deine Tasse und deine Untertasse ab!«
Wir gingen hinaus, und Timmy hielt mir die Vordertür eines Buick Le Sabre auf. Anders als bei Bo Mitchells Auto, das auf der Seite »City of Birmingham« stehen hatte, deutete nichts auf einen Polizeiwagen hin. Jasper stieg nach hinten, und während Timmy um das Auto herumging, erinnerte er mich dran, dass er mir meine Rechte vorgelesen hatte.
Ich pflichtete ihm bei.
»Ich wollte dies nur noch einmal klarstellen.«
»Weshalb genau stehe ich unter Arrest, Timmy?«, fragte ich, als ich in das Auto stieg. »Und warum konnten Sie mich nicht zu Hause befragen?«
»Sie waren am Tatort, Mrs Hollowell, und die Tatwaffe war in Ihrer Tasche, weshalb Sie als Tatverdächtige gelten. Unsere Vorschriften besagen, dass wir Sie festhalten müssen. Und auf der Polizeistation werden Sie einer Stimmen-Stress-Analyse unterzogen.«
»Einem Lügendetektor?«
»Nicht ganz.« Timmy wartete, bis ein Lieferwagen vorbeigefahren war, dann bog er hinaus auf die Straße. »Funktioniert allerdings ähnlich. Wenn Ihnen eine Frage gestellt wird, die Sie aufwühlt, dann wird das von der Maschine angezeigt.«
»Timmy«, sagte ich. »Ich kannte diesen Mann namens Mooncloth kein bisschen. Wir saßen in der ersten Reihe imAlabama Theatre, und er stürzte hinunter in den Orchestergraben.«
»Ich glaube Ihnen, Mrs Hollowell. Am meisten interessiert uns aber das Schnappmesser und wie es in Ihre Handtasche kam.«
Ich dachte darüber nach. »Hatten Sie schon Zeit, eine DNA-Analyse vorzunehmen? Sind Sie sicher, dass es die Mordwaffe ist?«
Timmy schüttelte den Kopf. »Das Ergebnis der DNA-Analyse haben wir erst in ein paar Tagen, aber der Kerl hatte die Blutgruppe B negativ, was ziemlich selten ist, und die ist auch am Messer. Und die Waffe passt auch zur Einstichwunde. Perfekt. Das ist die Waffe, eindeutig.«
Ich klammerte mich nur an Strohhalme. Mir war klar gewesen, dass es sich um die Tatwaffe handelte, als ich sie aus meiner Tasche gezogen hatte und ohnmächtig geworden war.
»Wie lange dauert denn diese Stimmen-Stress-Analyse?«, fragte ich. »Und werden Sie beide die Fragen stellen?«
Timmy fuhr sich mit der Hand durch das weiße Haar. »Das hängt von verschiedenen Dingen ab. Und nein, Ma’am. Das macht ein Fachmann. Wir sprechen aber danach noch mit Ihnen.«
»Nun, wenn es davon abhängt, wie viel ich weiß, dann wird es nicht lange dauern.«
Jasper lehnte sich nach vorne. »Sie wissen vermutlich mehr, als Sie denken.«
Dieser Ron-Howard-Verschnitt könnte mir noch unsympathisch werden. Ich drehte mich zur Seite und sah aus dem Fenster.
Es war so gespenstisch, als Mordverdächtige durch die vertrauten Straßen zu fahren. In dem Wissen, dass die beiden Männer, die mit mir im Auto saßen, Beamte des BirminghamPolice Departments waren, Männer, die mir Fragen stellen würden zu dem Mord an einem Mann, den ich noch nie zuvor in meinem Leben gesehen hatte. Einem russischen Tänzer. Bizarr. Es würde mehr Sinn ergeben, wenn sie mich wegen Mordes an einem der Fischer des Warrior River
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