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Mörderischer Blues

Mörderischer Blues

Titel: Mörderischer Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ist >Wheel of Fortune< (Rad des Glückes), den alten Schulsong für
die Sitzenbleiber«, knurrte er. »Was ist mit diesem Dixieland?«
    »Es ist ein Friedhofsstück«,
erklärte ich großzügig. »Es wird gespielt, wenn ein alter Freund untergepflügt
wird.«
    Und dann begann ich zu laufen,
wie ein erschrockenes Starlet, das eben gehört hat, wie der Produzent hinter
ihr die Tür seines Zimmers verschloß.
    »He!« schrie Baron. »Wozu die
Eile?«
    »Es ist, wie ich sagte«, rief
ich über meine Schulter zurück. »Vielleicht irre ich mich, aber ich habe ein
komisches Gefühl bei dem, was Muscat jetzt spielt.«
    Baron knurrte etwas
Unverständliches vor sich hin und ächzte, als er jetzt ebenfalls schneller
lief, aber er kam mir nach. Wir hatten das Ruderhaus noch nicht erreicht, als
die Trompete plötzlich verstummte, um gleich darauf einen Marsch zu intonieren.
    »Das ist der letzte Teil«,
keuchte ich. »Das spielen sie immer, wenn sie nach der Beerdigung den Friedhof
verlassen, um sich aufzumuntern.«
    »Behalten Sie Ihre Weisheiten
für sich, Boyd!« schnarrte Baron. »Sehen wir lieber zu, daß wir zu diesem
verdammten Trompeter kommen, damit Sie mit Ihrer verfluchten Unkerei aufhören
können!«
    Ich stieß die Tür des
Ruderhauses mit meiner Schulter auf, machte drei Schritte ins Innere und blieb
wie angenagelt stehen. Muscat saß mit gekreuzten Beinen in der Mitte des Raumes
auf dem Fußboden, hatte die Augen geschlossen und blies andachtsvoll den
letzten Akkord des Stückes. Langsam setzte er die Trompete ab, als der Ton
verklungen war. Dem Ausdruck seines Gesichtes nach zu schließen, hatte er schon
vor einiger Zeit jenes Stadium der Alkoholisierung erreicht, das einen völlig
der Wirklichkeit entrückt. Als er die Lider aufschlug, starrte er durch mich
hindurch, als existiere ich gar nicht.
    Ellen Fitzroy aber lag ausgestreckt auf dem Rücken zu seinen Füßen. Sie trug noch immer den
weißen Seidenbikini mit den kleinen schwarzen Punkten. Ihr zerwühltes Haar
umrahmte dunkel ihr bleiches Gesicht, und auf den ersten Blick sah es so aus,
als sei einer der schwarzen Punkte ihres Bikinis versehentlich zwischen ihre
Augen geraten — nur, ein Einschußloch hat eben nicht
den seidenen Glanz eines schwarzen Stoffpunktes.
     
     
     

4
     
    Ich starrte auf den leblosen
Körper Ellen Fitzroys zu meinen Füßen, dann hörte
ich, wie hinter mir jemand nach Luft schnappte.
    »Mein Gott!« sagte Lou Baron
heiser. »Diese Puppe sah mal nach was aus. Wer könnte ein Interesse daran
gehabt haben, sie zu beseitigen?«
    Muscat Mullins schien jetzt
begriffen zu haben, daß er nicht mehr allein im Ruderhaus war. Er starrte zu
mir empor, wischte sich mit dem Handrücken über den Mund und fragte: »Hast du
was zu trinken für mich?«
    Ich schlug ihm die flache Hand
ins Gesicht, daß sein Kopf erst nach der einen Richtung und dann nach der
anderen flog.
    »Kommen Sie zu sich, Muscat«,
fuhr ich ihn an. »Was, zum Teufel, ist hier passiert?«
    »Ich will einen Drink«,
wiederholte er mit schwerer Stimme. »Einer, der dieses Stück spielt, weil er
eine Mieze, eine gute alte Bekannte verloren hat, der braucht einen Drink!«
    »Er ist stockbesoffen«, sagte
Baron verächtlich. »Das wird zwei Stunden dauern, bis er ein vernünftiges Wort
von sich geben kann. Lassen Sie uns von hier verschwinden, Boyd. Diese Sache
hier stinkt!«
    »Ich bin ganz Ihrer Meinung,
Lou«, sagte ich wahrheitsgemäß.
    Aber dann traf der Klang harter
Schritte an unser Ohr, die die Gangway heraufkamen. Es hörte sich an, als habe
sich eine ganze Marinedivision eben von ihren Mädchen verabschiedet und sei an
Bord gegangen. Die Schritte verstummten für einen Augenblick oben an der Gangway
und kamen dann auf das Ruderhaus zu. Baron blickte mich an, dann schob sich
seine Rechte unter den Mantel.
    »Regen Sie sich ab«, sagte ich.
»Wir haben hier schon einen Mord. Wollen Sie die Sache noch komplizierter
machen?«
    Einen Moment lang war ich der Meinung,
er würde nicht auf mich hören, aber dann zuckte er bedauernd die Schultern, und
als seine Hand wieder zum Vorschein kam, war sie leer.
    Die Tür öffnete sich, und
herein kam ein großer, dürrer Bursche, der einen unverkennbar forschenden Blick
zur Schau und auf dem Leib einen dieser billigen Dutzendanzüge trug. Er schloß
sorgfältig die Tür hinter sich und lehnte sich dagegen, während er zuerst Lou
Baron, dann mich, dann Muscat und schließlich Ellen Fitzroys Leiche musterte. Dabei sagte er nicht ein

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