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Mörderischer Blues

Mörderischer Blues

Titel: Mörderischer Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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umbringen konnte, wo Sie doch in der Nähe waren und eine
viel bessere Zielscheibe abgegeben hätten«, konterte der Leutnant. Und zu April
gewandt, fuhr er fort: »Van Raven — Gloria Van Raven?«
    »Ja, das stimmt«, antwortete
ich an Aprils Stelle wenig glücklich. »Sie muß bis zum nächsten Dienstag morgen
zurück im Studio sein, um einen neuen Film zu beginnen, Leutnant. Ich
dachte...«
    »Sie könnten sie aus dem hier
heraushalten, was?« vollendete er an meiner Stelle den Satz. »Sie haben mein
ganzes Mitgefühl, Boyd. Sie und Gloria Van Raven. Wie traurig, daß so eine
winzige Kleinigkeit wie ein Mord Ihre Pläne stört.«
    »Es ist nicht so, daß...«
Weiter kam ich nicht, denn mehr Verkehr strömte über die Gangway auf das Deck
der Jacht und in Richtung auf das Ruderhaus. Harding verschwand wieder hinter
der Tür, und als sie auf ging, kam Gloria herein, gefolgt von Woolrich und Greg
Bailey.
    »Sehen Sie, Ed?« erklärte
Bailey gerade in seiner kultivierten Stimme. »Es hat keinen Zweck, seinen
Gläubigern davonzulaufen, solange sie die lästige Angewohnheit haben, ihre
Schuldner wieder einzufangen und...«
    Ich habe niemals den Rest
dieser originellen Theorie gehört, denn Gloria, die jetzt die Leiche entdeckt
hatte, schrie laut auf und fiel gekonnt in Ohnmacht, auf gefangen von Harding,
dem jede bessere Trapeztruppe ein Heidengeld gezahlt hätte, wenn er für sie als
Fänger gearbeitet hätte. Während der Leutnant damit beschäftigt war, Gloria auf
den Boden zu legen, fiel Woolrich vor der Toten auf die Knie.
    »Ellen!« rief er mit
gebrochener Stimme. »Mein kleiner Liebling, Ellen!«
    Gloria öffnete die Lider sehr
schnell, als sie das hörte.
    »Dein kleiner Liebling Ellen?«
wiederholte sie mit brüchiger Stimme. »Was, zum Teufel, heißt das? In den
letzten vier Tagen hast du mir von früh bis abends erzählt, daß ich die einzige
Frau in deinem Leben sei!«
    Woolrich schien es nicht zu
hören. Er war weit weg in einer Welt ganz in Schwarz. Ich schaute mir Bailey
an, um zu sehen, wie er reagierte, aber das gelang mir nicht. Er stand da und
schaute mit unbeweglichem Gesicht auf die Tote und dann mit einem Ausdruck auf
Harding, als erwarte er, daß dieser sich endlich vorstellen würde.
    »Ich möchte einen Drink!«
verkündete Muscat. »Verdammt noch mal, was ist denn das hier für ein Hotel?«
    Leutnant Harding besann sich
auf seine Pflicht und schnarrte: »Okay. Sind jetzt alle da oder hat jemand
vielleicht noch ein ganzes Ballett im Maschinenraum versteckt?«
    »Sie haben jetzt alle,
Leutnant«, beruhigte ich ihn. »Sonst ist da keiner mehr.«
    »Dann kann ich ja endlich mit
der Arbeit anfangen«, sagte er. »Jeder bleibt hier, wo er ist. Ich werde in
fünf Minuten zurück sein!«
    Niemand sagte ein Wort, nachdem
er gegangen war. Woolrich kniete noch immer vor der Toten, und über sein
Gesicht liefen Tränen. Gloria hatte es aufgegeben, die Ohnmächtige zu spielen,
weil es sich nicht auszahlte. Sie stand hinter Woolrich und starrte haßerfüllt
auf ihn herab. April Showers stand so stocksteif da,
als seien ihre Füße mit dem Deck verankert, und noch immer hatte ihr Gesicht
keine Farbe. Bailey und Lou Baron trugen die ehernen Mienen von Indianern zur
Schau, die bei der Frauenverteilung zu kurz gekommen waren und nun gelassen auf
den nächsten Squaw-Tag warteten. Muscat dagegen saß noch immer mit glasigem
Blick am Boden, die Trompete im Schoß.
    Ich zündete mir eine Zigarette
an und versuchte, nicht an die Komplikationen zu denken, die daraus entstehen
konnten, daß Gloria in diesen Mordfall verwickelt war, als sie plötzlich Woolrichs Schulter packte und ihn heftig schüttelte.
    »He, du!« rief sie. »Erinnerst
du dich noch an mich? Ich war das Mädchen, nach dem du in der vergangenen Woche
ganz verrückt gewesen bist!«
    Woolrich schüttelte ihre Hand
ab und blickte zu ihr auf, als sehe er sie zum erstenmal. Dann wanderte sein
Blick wieder zu Ellen Fitzroys unbeweglichem Gesicht
zurück.
    »Sie war meine Frau«, sagte er
schlicht.
     
    Am nächsten Morgen war die
Sonne ein riesiger, glühender Feuerball, der vom blauen Wasser des Jachthafens
reflektiert wurde. Ich aber war nicht in der Stimmung, die Wunder der Natur in
Bahia Mar zu genießen. Ich stand in einer Telefonzelle und telefonierte mit
Hollywood.
    »Dienstag«, knurrte
Guggenheimer mir ins Ohr.
    »Sie sind verrückt«, antwortete
ich. »Das ist unmöglich. Dieser Harding hält uns hier alle fest. Wir können
nicht einmal den

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