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Mörderischer Blues

Mörderischer Blues

Titel: Mörderischer Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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richtigen Lauscherposten. Ich konnte nicht nur jedes Wort
hören, sondern auch genau sehen, was vorging.
    Der Staub, der unter der Couch
war, ließ mich erst ein paarmal niesen, nachdem ich daruntergekrochen war, aber dann gewöhnte ich mich an den Staub, und schließlich hatte ich nichts
mehr zu tun, als ruhig zu liegen und warten und zu fühlen, wie ich allmählich
den Krampf in die Beine bekam.
    Als ich schon fast davon
überzeugt war, daß April entweder spazierengegangen oder es Bailey gelungen war, sie in seine Kabine zu schleppen, öffnete sich die
Tür der Kabine, und sie kamen herein.
    »Es ist wirklich nett von
Ihnen, Mr. Bailey, daß Sie sich alle meine Sorgen anhören«, sagte April. »Ich
fühle mich so schrecklich einsam, seitdem ich hierhergekommen bin.«
    Ich hörte, wie die Tür
geschlossen wurde, dann ertönte Baileys sonore Stimme.
    »Nennen Sie mich Greg, Honey.
Es ist eine Schande, wenn ein so schönes Mädchen wie Sie sich einsam fühlt!«
    »Danke — Greg«, antwortete
April mit versagender Stimme. »Sie glauben nicht, wie wunderbar es ist, einen
Mann zu treffen, dem man vertrauen kann!«
    Ich grinste verächtlich, als
ich diesen schmalzigen Schmierendialog hörte. Dann quietschten die Federn der
Couch, als sich jemand darauf setzte. Wenn ich mir ein wenig das Genick
verrenkte, konnte ich direkt vor mir ein paar Fußknöchel sehen.
    »Kommen Sie und setzen Sie sich
zu mir, Greg«, sagte April sanft. »Wenn Sie neben mir sitzen, fühle ich mich
sicherer.«
    Die Federn der Couch
quietschten diesmal lauter und wie mir schien warnend, und dann spürte ich das
Schreckliche der Situation sehr handgreiflich in meinem schmerzenden Rücken.
Die Couch gab nach. Unter Baileys Gewicht bog sich die Mitte durch und nagelte
mich auf dem Fußboden fest. Ich kam mir vor, als sei ich eben der Sammlung
eines Irren einverleibt worden, der es satt hat, Schmetterlinge zu sammeln. Die
Diagnose war einfach: Ich war von Kopf bis Fuß paralysiert!
    Sie setzten sich ein bißchen
zurecht über mir, und jede ihrer Bewegungen verursachte mir neuen Schmerz an
meiner gequälten Wirbelsäule.
    »Sehen Sie, Greg.« Ich hörte
Aprils Kleinmädchenstimme nur undeutlich. »Ich mache mir richtige Sorgen um
Gloria. Sie wissen ja, daß ich für sie arbeite, und ich fürchte, daß sie mich
entlassen wird, weil sie mich nicht mehr bezahlen kann.«
    »Wieso?« fragte er
teilnahmsvoll.
    »Well.« April zögerte einen
Moment. »Sie ist pleite. Schon immer hat sie ihr Geld schneller ausgegeben, als
sie es verdiente. Und dann die Steuern, na, Sie kennen das ja.«
    »Sie ist eine tüchtige Frau«,
sagte er, und ich fragte mich, wie er das wohl meine. Fast hatte ich den
Eindruck, daß er dabei nicht gerade an Geldsachen denkt.
    »Ich weiß, daß Sie damit
gerechnet hat, Mr. Woolrich würde ihr aushelfen«, sagte April ängstlich. »Nun
aber habe ich erfahren, daß auch er kein Geld hat.«
    »Das stimmt«, antwortete
Bailey. »Er schuldet mir mehr Geld, als man sich vorstellen kann.«
    »Ich habe mir schon gedacht,
daß Sie einen triftigen Grund haben müssen, die weite Strecke hierherzukommen,
Greg«, sagte April mit atemloser Stimme. »Ich meine, daß jemand so Wichtiges
wie Sie persönlich diese weite Reise macht.«
    »Oh, ich brauche mir keine
Sorgen mehr zu machen«, erwiderte Bailey. »Es mag herzlos klingen, aber Woolrichs Frau war sehr hoch versichert.«
    »Ich hörte so etwas«, schlug
April in die Kerbe. »Und als ich es hörte, hatte ich einen schrecklichen
Gedanken. Was ist, wenn Mr. Woolrich sie selber ermordet hat, um die
Versicherungssumme einstreichen zu können?«
    »Nein!« sagte Bailey überzeugt.
»Er hat seine Frau nicht umgebracht, und ich dulde nicht, daß jemand versucht,
ihm dies anzuhängen. Es muß jemand anderes gewesen sein, der sie ermordet hat!«
    Sie bewegten sich wieder über
mir, und mein Rücken fühlte sich an wie die Druckplatte, in die ein Pianist die
Noten schlägt. Wütend, aber stumm starrte ich auf die zwei Paar Knöchel, die
nur ein paar Zentimeter von mir entfernt einträchtig nebeneinanderstanden.
    »O Greg«, seufzte April sanft.
»Sie sind ein so wunderbarer Mann!«
    Die zwei Paar Knöchel bewegten
sich weiter aufeinander zu, und dann war es still.
    »Wie gefällt Ihnen das?« fragte
Bailey schließlich. »Sitzen Sie bequem?«
    »Wunderbar«, flüsterte April
glücklich. »Ich dachte gerade daran, Greg — ich meine, wenn Woolrich es nicht
gewesen ist, wer war es dann?«
    »Darüber sollten Sie

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