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Mörderischer Blues

Mörderischer Blues

Titel: Mörderischer Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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aufhörte, mir Fragen zu stellen.
    »Ich bin fasziniert«, sagte er
eifrig. »Mich hat schon immer das Geheimnisvolle fasziniert, und Mord ist nun
mal das Geheimnisvollste, was es gibt. Lassen Sie uns hinuntergehen und einen
Drink nehmen, Mr. Boyd. Dabei können Sie mir von Ihrem faszinierenden Beruf
erzählen.«
    »Sie ist überwältigend, die
Welt von Danny Boyd«, grinste ich.
    Es dauerte bis zum zeitigen
Abend, ehe ich endlich die Galeone verließ. Auf dem Rückweg zu den Kabinen rief
ich mir noch einmal die Hauptfragen ins Gedächtnis, die ich für Greg Bailey zusammengestellt
hatte, aber ich kam nicht dazu, sie ihm zu stellen, denn er war nicht
vorhanden, als ich an die Tür seiner Kabine klopfte. Ich ging ein Haus weiter
und pochte leise an April Showers ’ Kabinentür.
    »Wer ist da?« rief sie. Ihre
Stimme hörte sich ein bißchen kräftiger an als am Morgen.
    »Danny Boyd«, erzählte ich ihr.
»Kann ich hereinkommen?«
    »Ich denke schon«, antwortete
sie, aber so, als sei sie nicht sehr begeistert von der Idee.
    April saß in einem Lehrstuhl.
Ihr Gesicht war blaß, aber schon wieder einigermaßen gefaßt. Sie trug einen
schwarzen Orion-Pullover und ein Paar gleichfarbige Ranchhosen durchwirkt mit
Silberfäden, die glitzerten, wenn sie sich bewegte.
    »Soll ich Ihnen einen Drink
machen?« fragte ich höflich, wie ich nun mal bin.
    Sie schüttelte sich.
    »Sie sollten dieses dreckige
Wort nicht einmal erwähnen! Sie und Ihr
>Laß-uns-das-Verbrechen-rekonstruieren<. Was halten Sie davon, April Showers zu rekonstruieren? Ich habe es heute verdammt
nötig!«
    »Macht nichts«, sagte ich und
sah sie mir genauer an. »Wie wäre es, wenn wir systematisch dabei vorgehen
würden?«
    »Ich dachte, ich würde sterben,
heute morgen«, erwiderte sie mit tonloser Stimme. »Und zehn Minuten später
wünschte ich, ich wäre wirklich gestorben.«
    »Fühlen Sie sich kräftig genug,
um etwas zu essen?« fragte ich. »Wir könnten ins Restaurant essen gehen.«
    »Ich bin hungrig«, gab sie zu.
    Die Kellnerin brachte uns an
einen Ecktisch im Speisesaal des Restaurants, und in diesem Augenblick wußte
ich auch schon, daß es ein teurer Spaß werden würde. Nachdem ich die Bestellung
auf gegeben hatte, stützte April die Ellenbogen auf die Tischplatte, legte das
Kinn in die Hände und blickte mich an.
    »Nun erzählen Sie mir, was der
große Leutnant von dem Mord in der vergangenen Nacht hält«, sagte sie.
    Ich gab ihr rasch einen
Überblick über all das, was geschehen war, vor allem am Morgen dieses Tages,
und vergaß auch nicht, ausführlich über die Jagd zu berichten, die Fleischklops
Murphy und sein kleiner Partner mit mir veranstaltet hatten, was ihr offensichtliches
Vergnügen zu bereiten schien. Schließlich aber kamen wir wieder auf den Mord zu
sprechen.
    »So wie ich die Sache sehe,
kommt Gloria für den Mord nicht in Frage«, sagte ich. »Gloria glaubte, Woolrich wäre vollgespickt mit Tausend-Dollar-Noten, und sie
hätte ein paar Handvoll davon sehr dringend gebrauchen können. Sie wußte auch
nicht, daß er verheiratet war, denn Eddie-Boy und seine Frau gaben sich alle
Mühe, das vor ihr zu verbergen, weil Woolrich ja seinerseits Gloria anpumpen
wollte.«
    »Das sagt Woolrich«, meinte
April mißtrauisch.
    »Wie meinen Sie das?« fragte
ich kühl.
    »Es hört sich so an, als sei
dies seine Version von den Dingen«, schnappte sie. »Wer sonst könnte Ihnen so
was erzählt haben?«
    Die Kellnerin kam an den Tisch,
räumte das Geschirr ab und servierte den Kaffee.
    »Möchten Sie einen Whisky,
Sir?« fragte sie höflich.
    »Aber sicher«, sagte ich ihr.
»Aber bringen Sie mir einen großen Cognac in einem Schwenkglas, und für die
Lady nur das Schwenkglas ohne Cognac, denn sie bevorzugt ihre eigene Blume.«
    »Sehr spaßig«, zischte April
wütend, nachdem die Kellnerin gegangen war. »Typisch Boydscher Galgenhumor!«
    »Lausige Manieren«, stimmte ich
ihr zu. »Fast könnte man glauben, er hätte alle Frauen zwischen achtzehn und
achtzig für sich gepachtet und...«
    Sie wurde plötzlich rot, weil
sie sich erinnerte, und rasch unterbrach sie mich: »Kehren wir zurück zu Edward
Woolrich, wollen wir?«
    »Okay«, sagte ich
schulterzuckend. »Sie glauben also seine Version nicht, oder?«
    »Lassen wir das«, meinte sie
sanft. »Sie sind der große Detektiv. Reden Sie weiter.«
    »Die Situation entbehrt nicht
eines gewissen makabren Humors«, fuhr ich fort »Da ist einmal Gloria, die mit
Eddie-Boy anbändelt, weil

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