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Mörderischer Stammbaum

Mörderischer Stammbaum

Titel: Mörderischer Stammbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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also aufs Gehirn. Strahlungen! Aber ein Pirat und
Seeräuber ist ja nicht blöd. Aspirin gab’s damals noch nicht. Also kamen die
Freunde ziemlich schnell dahinter, dass man die Strahlungen von der Birne
ablenken, beziehungsweise neutralisieren kann. Indem man Edelmetall an die
Ohrlappen hängt. Auf einer Seite Gold, auf der anderen Silber — und schon ist
die Migräne im Abflug. Ja, deshalb haben die sich damals gepierct. Fleute läuft
es umgekehrt. Die meisten, die sich an ihrem Body piercen lassen, können gar
keine Kopfschmerzen kriegen. Weshalb wohl nicht?“
    „Weil sie nicht zur See
fahren“, grinste Karl.
    Dann grinsten alle und die
Pizzen wurden serviert. Tim und Gaby hatten die mit Tomaten und Käse bestellt,
tauschten aber nach der Flalbzeit die Teller aus.
    „Ihr habt doch das Gleiche“,
meinte Flelga erstaunt. „Weshalb müsst ihr da voneinander probieren?“
    „Nicht deshalb“, Gaby errötete
etwas. „Wir machen das immer so. Aus... Freundschaft.“
    „Aus... Liöhbö“, korrigierte
Klößchen mit total vollem Mund.
    „Manchmal füttern sie sich auch
gegenseitig“, sagte Karl. „Aus... Liöhbö“, Klößchen kaute weiter.
    Tim beugte sich nach rechts und
küsste Gaby auf die Wange, was einen schwachen Abdruck von Ketschup hinterließ.
    Gaby revanchierte sich mit
einem Vergissmeinnicht-Blick durch lange dunkle Wimpern.
    „Ich habe nachgedacht“, sagte
Tim. „Und die Köpfe abgeklopft in Gedanken. Ich meine, ich habe sämtliche linke
Ohren, die heute irgendwie im Spiel waren, vor mein geistiges Auge geholt.
Lothar Redl — der Giftköderfabrikant — ist nicht gepierct an den Läppchen.
Außerdem fehlt ihm kein Zahn. Aber Inspektor Bierröder — dieser köpfende
Brutalo der hat — wenn ich mich recht erinnere — am linken Lauschorgan unten
eine fachmännische Durchbohrung. Er trug zwar keinen Ohrring, aber die
Vorrichtung ist da. Und so eine A...geige führt vielleicht ein Doppelleben.“
    „Doppelleben?“, forschte Gaby.
Ihr Mund war völlig leer. Also konnte sie gegen ihren Goldpony pusten, ohne
dass Tomatenspelze in den Stirnfransen landete.
    „Als Inspektor — also als
Beamter — spielt er vielleicht den altbackenen Normalo, den geordneten
Durchschnittsbürger ohne Auffälligkeit. Aber außer Dienst flippt er aus, hängt
sich einen Ring ins Ohr und überfällt als maskierter Unhold blonde Frauen, um
sie herzhaft zu beißen — and more.“
    Gabys Augen wurden rund. „Das
würde zusammenpassen: Er schlägt Tauben die Köpfe ab und treibt sein Unwesen
als beißender Unhold.“
    „Außerdem“, sagte Tim, „war er
heute Mittag total gefrustet. Wir haben sein Massaker unterbunden, haben ihn
gestoppt in seiner Metzelei. Von mir hat er sich eine eingefangen, dass er
langlag. Du hast ihn in die Kehrseite gekickt, und wir alle haben ihn
beschimpft und vor ihm ausgespuckt. Der Typ war voll auf Hass, als er
abgerauscht ist. Mit dem Sack. Vielleicht waren nicht nur tote Tauben drin,
sondern auch die Utensilien des Beißers: Jacke, Handschuhe, Kopfmaske. Den Ohrring
könnte er in der Tasche gehabt haben. Vielleicht steckt er sich den immer dann
an, wenn er loslegt.“
    „Und an Helga hat er seine Wut
abreagiert“, rief Gaby. „Jedenfalls hat er’s versucht.“
    „Ich finde“, Karl war mit
seiner Tintenfisch-Pizza fast fertig, „das ist eine heiße Spur.“
    „Worauf warten wir noch?“ Tim
beugte sich über den Tisch und ergriff Helgas Hand. „Vielen Dank für die
Einladung. War köstlich und riesig nett. Aber jetzt müssen wir los. Sie
verstehen das, ja?“

10. Von Promi-Tratsch und Brandstiftung
     
    Trautes Heim — aber von Glück
konnte keine Rede sein, jedenfalls empfand Bernhard Kovechluser nur Langeweile.
Rosalinde, kurz Rosa genannt, langweilte ihn. Sie war seine Frau, gleichaltrig
mit ihm, dürr wie Stacheldraht und süchtig nach Informationen aus europäischen
Königshäusern, Adelshäusern, aus der Promi-Szene und aus dem Leben sogenannter
Stars, wobei die Letzteren ebensogut Star-Frisöre und Star-Bonsai-Züchter sein
durften wie auch Star-Mimen in öden TV-Serien oder digital aufgemotzten Leinwand-Streifen
mit dünner Story. Rosalinde bezog ihre Infos aus der Regenbogenpresse und
entsprechenden TV-Kanälen und dachte immer intensiv nach über die Neuigkeiten.
Deshalb hielt sie sich für intelligent und ihr Mann hatte dem noch nie
widersprochen.
    Geheiratet hatte er Rosa in
jungen Jahren, als er Geld brauchte. Sie hatte Geld — hatte es gehabt, war
nämlich

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