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Mörderisches Musical

Mörderisches Musical

Titel: Mörderisches Musical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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hatten,
Freunde und Familie, in den Pausen unter das Publikum gemischt, um die Stimmung
der Kommentare aufzuschnappen.
    »Wo ist es passiert?«
    »Ich habe gehört, im Orchestergraben.«
    »Nein, ich glaube, es war im Pissoir.«
    »Kannst du dir vorstellen...«
    »Ich habe gehört, er war spielsüchtig und daß es
ein Bandenmord war.«
    »Wirklich? Ist er nicht von einer Exgeliebten
oder so auf Unterhalt verklagt worden?«
    »Sie reden über den Mord.« Wetzon war so
irritiert, daß ihr die Worte fehlten. »Was hören Sie, Aline?«
    »Das gleiche wie Sie.« Aline sah sie von der
Seite an. »Ich habe gehört, daß Sie Detektiv sind.«
    »Oh, bitte. Ich habe jemandem einen Gefallen
getan, mehr nicht. Die Show ist wunderbar.« Wie sie gehofft hatte, klappte
alles so, wie die Schöpfer der Show es wollten, und der erste Akt lief, wenn er
auch ein wenig zu lang war.
    »Es klappt. Aber der erste Akt ist zu lang.«
Aline trug ein rotes Kleid, das fast nur aus Fransen zu bestehen schien. »Die
meisten sind nur gekommen, weil sie Blut lieben. Leichenfledderer. Wir hatten
erst das halbe Haus verkauft, bis die Nachricht von Sams Ermordung
durchsickerte.«
    »Aber es läuft prima.« Wetzon wollte sich nicht
von Alines negativer Einstellung beeinflussen lassen. Auf der anderen Seite des
Foyers entdeckte sie einen strahlenden Twoey, der sich mit Smith und Joel
unterhielt.
    »Es gibt immer noch den zweiten Akt«, bemerkte
Aline bedrückt.
    Die Lichter wurden wieder matt, und JoJo stand
am Pult.
    Wetzon machte es sich auf ihrem Platz bequem,
und Carlos saß neben ihr, als sich der Vorhang zum zweiten Akt hob. »Hast du
Mort gesehen? Ist er zufrieden?«
    »Er ist draußen auf der Gasse und kotzt,
Schatz.«
    »Oh, gut.«
    In der Mitte der ersten Nummer zuckte ein Blitz
aus blauem Licht über die Bühne, gefolgt von gelbem, rotem, dann einem
kreisenden Kaleidoskop aus buntem Licht, das von einem scharfen Zischen
begleitet wurde. Sämtliche Farben des Spektrums lösten sich in
Sekundenbruchteilen ab. Ein Zittern, wie ein Nachbeben, pflanzte sich durch das
Publikum fort. Carlos stöhnte und stand auf. Das Orchester klang quietschend
aus, wurde von Jojo ermahnt weiterzuspielen und setzte wieder voll ein.
    Beunruhigte Rufe kamen aus verschiedenen Ecken
des Theaters. Die Darsteller waren in dem heftig wirbelnden bunten Licht kaum
zu erkennen. Eilige Schritte hallten dumpf vom Seitengang her. Kay. Morts
Stimme. Gedämpfte Schreie.
    Carlos lief zum Orchestergraben vor und flitzte
vor der ersten Reihe zum Bühnendurchgang hinüber, hinter Kay her.
    Ohne Vorwarnung erloschen alle Lichter, als ob
jemand einen riesigen Stecker herausgezogen und das ganze Theater in Dunkelheit
gestoßen hätte. Dem Publikum stockte der Atem. Das Orchester stotterte,
schwieg, begann erneut. Hatte jemand geschrien?
    Ein Licht. Eine nackte weiße Birne erhellte
plötzlich die Bühne.
    »Meine Damen und Herren, darf ich um Ihre
Aufmerksamkeit bitten?«
    Mort stand unter dem Arbeitslicht. Der Strahl
vergrößerte ihn grotesk, erlaubte sich unheimliche Spiele mit seinem Gesicht.
    »Wer ist das?«
    »Mort Hornberg. Erkennst du ihn nicht? Sein Foto
war heute morgen in der Zeitung...«
    »Er ist älter, als ich dachte...«
    Mort sagte: »Wir haben ein Problem mit einem
unserer Computer, die die Beleuchtung steuern, aber wenn Sie Nachsicht üben
wollen, setzen wir die Show mit dem Arbeitslicht fort und hoffen, daß Sie den
Rest Ihrer Phantasie überlassen. Wer lieber zu einer der folgenden Aufführungen
kommen möchte, möge im Gehen an der Kasse Bescheid sagen. Aber ich möchte Sie
bitten dazubleiben. Es wird ein paar Hindernisse geben, aber ich verspreche
Ihnen eine tolle Aufführung.«
    Mort erhielt großen Beifall. Kein einziger ging.
Es war, dachte Wetzon, als blieben sie hier, um Blut zu sehen.
    Trotz Morts Versprechen war der zweite Akt
durchwachsen. Das Ensemble war nervös, und es war beinahe eine Erleichterung,
als der Vorhang fiel und das Publikum stehend applaudierte. Die Leute hatten
schon begonnen, schnell im Halbdunkel hinauszugehen.
    Auf der Bühne sah man nur betretene Gesichter.
Die Darsteller, noch im Kostüm, wuselten zerstreut durcheinander, drängten sich
um das Beleuchtungspult.
    Mort brüllte: »Du gottverdammter Idiot! Nichts
kannst du richtig machen! Du hättest es abbekommen sollen, nicht Dilla.«
    Phils Gesicht sah zerknittert und krank aus.
»Fick dich selber, Mort.«
    »Was hast du gesagt? Was war das?«
    »Ich habe gesagt, fick dich selber. Du

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