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Mörderisches Musical

Mörderisches Musical

Titel: Mörderisches Musical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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hättest
es abbekommen sollen, nicht Sam.«
    »Raus aus meinem Theater!« Mort sprang auf und
ab. »Raus aus meinem Theater! Ich sorge dafür, daß du nie wieder Arbeit
bekommst.«
    Wetzons Blick wurde von Phil und Mort weggezogen
zu den leeren Reihen des Theaters gegenüber der Bühne. Jemand stand in der
Dunkelheit, schaute zu.
    »Hast du sie gesehen?« Eine Frauenstimme in der
Nähe.
    »Die arme Kay.«
    »Kay?« fragte Wetzon. »Was ist Kay passiert?«
Sie richtete die Frage an Jojo, der aus dem Orchestergraben gekommen war.
    »Weiß nicht. Joclyn, ist etwas mit Kay
passiert?«
    Joclyns Gesicht war fleckig vom verschmierten
Make-up. »Sie kam heraufgerannt, um noch etwas zu retten, stieß gegen Phils
Hocker neben der Treppe und fiel kopfüber hin. Der Knöchel ist gebrochen.«
    Wetzon strengte die Augen an und konnte hinten
auf der Bühne gerade noch Nomi erkennen, die vor einer Krankentrage kniete.
    »Hei, ho, hei, ho, gehen wir zur Totenmesse«,
sang Gideon grinsend.
    »So?« fragte Mort. »Was meinst du?« Er stemmte
die Hände auf die Hüften und blickte streitlustig.
    »Natürlich ist es zu retten. Du brauchst eine
neue Partitur. Mit dieser geht es jedenfalls nicht.«
    Smith nickte begeistert. Wetzon entfernte sich.
Was zum Henker wußte Smith davon? In den Seitenkulissen stand Smitty, aschfahl,
und beobachtete Mort. Wie sein Schatten.
    Jemand stand oben auf der Leiter und probierte
die Lampen aus, während Walt am Computer spielte. Wetzon schlenderte hinüber,
und als sie hinsah, flackerte der Computer und war wieder im Programm.
    »Ich hab’s!« rief Walt, während sich eine kleine
Gruppe um ihn und den Computer versammelte.
    »O Scheiße«, sagte jemand.
    »Da.«
    Auf dem Bildschirm zeigte sich über dem
Beleuchtungsplan ein weißes Band, auf das die Worte getippt waren:
     
    MÖRDERISCHES MUSICAL

  »Ich
weiß, es war der verschrobene Sinn für Humor von irgendwem... aber...« Mit
der Fingerspitze zeichnete Wetzon ein W auf das gefrostete Glas. Sie sah
zu, wie ihre Initiale feucht wurde und auf das leinene Tischtuch tropfte.
    Carlos trank seinen zweiten Martini, als ihr
gegrillter Thunfisch aufgetragen wurde. Auf der Tremont Street vor Hamersley ‘s Bistro verkehrten immer noch Autos, obgleich sie nach dem Schneesturm
nur langsam vorankamen. In seiner offenen Küche stellte Gordon Hamerley, die
allgegenwärtige Red-Sox-Mütze auf dem Kopf, sein letztes Hauptgericht zusammen.
    Gideon hatte eine Stunde lang auf der Bühne
gestanden und die Show zerpflückt, während Mort und Carlos vor Wut kochten.
»Wir müssen unbedingt Glenn Close bekommen. Diesen Stoff kann man nicht ohne
einen Star machen. Ich weiß, Glenn würde es furchtbar gern machen.«
    »Woher, verdammt noch mal, weißt du das?« fragte
Mort.
    »Na ja...« Gideon versuchte, ein bescheidenes
Gesicht zu machen, was ihm jedoch nicht gelang. »Ich habe es auf mich genommen,
sie während der Pause anzurufen. Und wir holen uns Guare, damit ein bißchen
Pfiff hineinkommt. So hat es einen Bleiarsch.«
    »Nur über meine Leiche.« Alines Gesicht war
kreidebleich. Zweifellos wären John Guares Tage gezählt, wenn er nach Boston
käme, um an dem Buch zu arbeiten.
    Gideon lächelte. »Schatz, das läßt sich alles
arrangieren.«
    »Weckt mich, wenn es vorbei ist«, verkündete
Carlos und entführte Wetzon auf schnellstem Weg zu Hamerley’s, wo er
Gordon anflehte, ihnen trotz der späten Stunde noch etwas zu essen zu machen.
    Nun, eine Stunde später, betrachtete Wetzon
Carlos über den Tisch. »Du wirst langsam betrunken.«
    »Darauf kannst du wetten.« Er bestellte seinen
dritten doppelten Martini.
    »Schlimm mit der Show«, sagte der Kellner.
    »Gute Nachrichten verbreiten sich wirklich
schnell.« Carlos verströmte eisigen Charme, doch der Kellner begriff nicht.
    »Die Dame, die dort drüben sitzt. Sie hat mir
gesagt, daß der erste Akt toll war, aber zu lang. Ich soll Ihnen ausrichten,
daß Sie die Nummer über Revolver zusammenstreichen sollen.«
    Carlos grüßte die weißhaarige Dame, die ihn
anstrahlte.
    »Du lieber Gott.« Wetzon hob den Blick zur
Decke.
    »Ich wollte, ich könnte morgen mitkommen.« Dann
leise: »Häschen, Schatz, bleib in New York. Komm nicht zurück.«
    »Warum?«
    »Ich halte es nicht für sicher. Diese doofe
Susan kann vielleicht wunderbare Verse schreiben, aber mit diesen anonymen
Briefen hat sie dir keinen Gefallen getan. Ja, ja, ich habe alles darüber
gehört. Versteht sich von selbst, daß alle davon reden. Ich glaube,

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