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Mörderisches Musical

Mörderisches Musical

Titel: Mörderisches Musical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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mich.«
    »Falsche Bescheidenheit.«
    »Kann sein. Was ist mit Mort? Er hat immer noch
viel zu sagen.«
    »Mort ist kalter Kaffee. Wenn Carlos nicht wäre,
gäbe es kein Hotshot. Frank Rich wird kein Blatt vor den Mund nehmen.
Mort kann von Glück sagen, wenn er da lebend herauskommt, ganz zu schweigen von
den Kritiken in seiner Tasche. Und so wie er und Poppy leben, landen beide im
Schauspielerheim in Englewood. Wissen Sie, daß sie sich gestern nach der
Voraufführung von einem Wagen nach New York hat fahren lassen, damit sie vor
der Premiere zum Frisör gehen kann?«
    Wetzon kicherte. Sie konnte sich kein
schlimmeres Schicksal ausmalen, als im Schauspielerheim zu landen und
Schauspielern zuhören zu müssen, die von ihren ach so tollen Karrieren
erzählen. Für das Wall-Street-Volk gab es keine Altenheime. Zu dumm.
Wertpapierhändler waren unendlich amüsanter als Schauspieler.
    »Der Kapitän bittet Sie, Ihre Plätze einzunehmen
und die Sicherheitsgurte anzulegen. Wir befinden uns im Landeanflug auf La
Guardia.« Das Flugzeug sank und beschrieb eine Kurve, und sofort flogen Wetzons
Ohren zu. Sie sperrte den Mund auf und ließ den Unterkiefer kreisen, und dann
waren sie auf der Erde.
    Es hatte keine fünfundvierzig Minuten gedauert.
Eine Schlange von Fluggästen wartete auf den nächsten Pendler nach Boston. Aus
dem Augenwinkel fiel ihr eine Gestalt auf, die in die Herrentoilette ging.
Hängende Schultern, hinkend, irgend etwas erinnerte sie an Fran Burke. »Ist Fran
in New York?«
    »Nicht daß ich wüßte.«
    Die Person war so schnell aus ihrer Sicht
verschwunden, daß Wetzon nicht sicher war, ob sie überhaupt etwas gesehen
hatte.
    »Wo wollen Sie hin?« fragte Wetzon. Sie folgten
den Wegweisern zu den Transportmitteln.
    »Times Square. Ich habe eine Verabredung bei
TDF, um zu besprechen, wie man unverkaufte Voraufführungskarten für Hotshot an den TKTS-Stand bringt. Wir haben ihnen einige zu verkaufen gegeben, aber sie
hätten gern mehr, als wir ihnen geben wollen. Sie wissen, wie das ist. Alles
eine Sache des Verhandelns.«
    »Wie das Leben.« Wetzon wechselte die Tasche in
die andere Hand. »Ich dachte immer, der TKTS-Stand wäre Beschiß.«
    »Warum?«
    »Ich bin davon überzeugt, daß die Produzenten
die Karten viel zu teuer ansetzen, damit sie den Preis halbieren und am Stand
verkaufen können. Ich wette, wenn es keinen Stand für ermäßigte Karten an der
47. Street gäbe, würden die Kartenpreise mindestens um ein Drittel fällen.«
    »Sie sind nicht die erste, die das sagt, aber
ich bin mir durchaus nicht sicher, ob es stimmt.«
    »Es ist unanständig, fünfundsechzig Dollar für
irgendeinen Platz im Parkett oder vorne im Rang zu verlangen. Ich wünschte, Sie
würden, wenn Sie in die Produktion einsteigen, eine neue Preispolitik prüfen.«
    »Ich werde es mir merken«, erwiderte Sunny
fröhlich. »Kann ich Sie irgendwo absetzen?«
    »Nein, danke. Ich will nach Hause.«
    »Welchen Flug nehmen Sie zurück?«
    Wetzon hegte nicht die Absicht zurückzukehren.
»Ich bin noch nicht festgelegt. Erst möchte ich mit Susan reden.«
    Die Taxis standen Stoßstange an Stoßstange
aufgereiht. Wetzon und Sunny trennten sich winkend.
    Es war ein graues und bewölktes New York, in das
Wetzon heimkam, aber es schneite oder regnete nicht.
    Sie hatte Angst um Smitty. Smitty. Der Name, den
er sich zugelegt hatte, klang männlicher als Mark. Er strengte sich so an,
erwachsen zu sein. Irgendwie hatte er herausbekommen, daß Dilla ihn für ihre
eigenen Zwecke benutzte. Aber genügte dieses Motiv, um sie zu töten? Verdammt,
Sunny Browning hatte ein stärkeres Motiv.
    Der Taxifahrer war Inder oder Pakistani und
wußte, was er tat. Er raste durch Queens und kam nur einmal auf den rutschigen
Stahlplatten der Triborough Bridge ins Schleudern. Abgesehen von dem üblichen
Rückstau an den Mautstellen der Brücke war die Straße frei. Selbst auf dem FDR
Drive, wo wegen ständiger Reparaturen abwechselnd Spuren gesperrt waren, floß
der Verkehr. Die Türme auf Roosevelt Island links von ihr sahen wie Attrappen
aus Pappkarton aus, die mitten im East River trieben.
    Ein riesiger Möbelwagen parkte vor Wetzons Haus,
und es war ein lautstarker Streit im Gange zwischen einem bulligen
Lastwagenfahrer, einer in Tränen aufgelöstenjungen Frau mit einem Baby, das in
einem Tragetuch über ihrer Brust hing, und Roger Levine, dem Vorsitzenden ,der
Eigentümergemeinschaft. Anscheinend wollte ein neuer Mieter einziehen, doch
wegen des Streiks

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