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Mörderisches Musical

Mörderisches Musical

Titel: Mörderisches Musical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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sollte es nicht erlaubt werden. W7etzon hatte den Streik ganz
vergessen.
    Jorge, der Wochenendportier, stand in Jeans und
Pullover vor dem Haus und hielt ein Plakat mit der Aufschrift 32B 32 J streik des Gebäudepersonals. Er schien
sich mehr für den Streit als für seine Aufgabe als Streikposten zu
interessieren. Die Enden seines Schnauzbartes hatte er gewachst, so daß sie
sich steif wie Rattenschwänze nach oben bogen.
    Mit dem Haustürschlüssel schloß sich Wetzon
selbst auf. Grace Elman, eine pensionierte Lehrerin, deren Interesse an dem
Gebäude beinahe krankhaft war, saß an einem Tischchen in der Halle. Eine große
weiße Blumenschachtel lag auf dem Boden vor ihren Füßen. »Hallo, Leslie.« Sie
schaute auf den Koffer. »Mir ist klar, daß Sie sehr beschäftigt sind, aber ich
hoffe dennoch, wir können auf Sie zählen, als Wache einzuspringen, solange der
Streik dauert. Die freien Zeiten sind im Aufzug angeschlagen, Sie brauchen sich
nur einzutragen.«
    »Ich versuche es, aber mein Zeitplan ist
unregelmäßig. Wie laufen die Verhandlungen?«
    »Es finden keine statt. Das Verhandlungsgremium
der Gewerkschaft ist über das Wochenende nach Florida geflogen.« Graces Blick
fiel auf die Schachtel vor ihren Füßen. »Ach, das ist gerade für Sie gekommen.«
    Blumen. In einer langen, schmalen Schachtel.
Rosen.
    Wetzon nahm die Post der letzten beiden Tage an
sich, darunter eine fotokopierte Liste mit Instruktionen zu Dienstleistungen
der Hausbewohner. Eine weitere Liste war an die Wand neben dem Aufzug geklebt,
und im Aufzug selbst hing eine Liste, in die sich Freiwillige für den
Portiersdienst und das Wegschaffen des Mülls eintragen konnten. Da jeder berufstätig
war oder kleine Kinder zu hüten hatte, dachte Wetzon, würden sie am Ende
jemanden für die Tür anstellen müssen, wenigstens tagsüber. Es erschien ihr
unwirtschaftlich, von den Hausbewohnern Wachdienste verrichten zu lassen.
    Ihre Wohnung war ein Heiligtum. Es hatte ihre
Abwesenheit empfunden. Sie spürte es. Sie war ein ganzes Leben fort gewesen. Es
war so gut, zu Hause zu sein.
    Doch es war nach zehn, und sie mußte sich
beeilen, wenn sie um elf B. B. und Artyre Agron treffen wollte. Sie leerte den
Koffer aufs Bett und hängte ihre Kleider auf. Die schmutzige Wäsche wanderte in
die Waschmaschine. Sie starrte angestrengt auf die Blumenschachtel und hoffte
fast, sie würde verschwinden. Hol’s der Teufel. Sie öffnete die Schachtel.
Viele, viele Rosen, langstielig und dunkelrot. Auf der Karte stand: Ich
freue mich, nach Hause zu Dir zu kommen.
    Wetzons Magen schlug einen Purzelbaum. Alton tat
immer genau das Richtige, Dinge, für die eine Frau alles geben würde. Es war so
angenehm mit ihm. Er sah gut aus, hatte viel Geld, traf schnell Entscheidungen.
Er liebte sie. Und er war gut im Bett. Nicht nach Wichtigkeit geordnet, dachte
sie. Sie stellte die Rosen in eine Vase, nahm den Telefonhörer ab und rief ihn
an, im Wissen, daß sein Anrufbeantworter sich melden würde. Sie hinterließ die
Nachricht, die Blumen seien wunderschön und sie würde ihn später anrufen, sie
sei möglicherweise nur den einen Tag in der Stadt. Sie war sich nicht sicher,
ob sie ihn an diesem Abend treffen wollte.
    Eines mußte sie vor dem Weggehen noch erledigen:
Smitty anrufen. Sie tippte Smith’ Nummer ein und hörte das Rufzeichen. Smith
weigerte sich, einen Anrufbeantworter anzuschaffen. Wahrscheinlich war sie die
letzte in Manhattan, die durchhielt.
    Es klickte, dann eine wütende Stimme: »Mom, hör
auf, ständig anzurufen!«
    »Mark, ich bin’s, Wetzon.«
    »Um Gottes willen, Wetzon. Ich habe es nicht so
gemeint.« Mark hörte sich verzweifelt an. »Mom hat mich heute morgen schon
achtmal angerufen.«
    »Sie macht sich Sorgen um dich.«
    »Wahrscheinlich.« Mürrisch und verwöhnt, wie er
war. »Nur hat sie Mort dazu gebracht, mich fortzuschicken.«
    »Nein, Mark, ich war es.«
    »Du? Wetzon, ich dachte, du wärest eine
Freundin.«
    »Das bin ich auch.« Sie mußte sich anstrengen,
ihn nicht mit Schatz oder Baby anzureden. »Mark, du warst ein süßes Paket, von
Dilla für gewisse Gefälligkeiten an Mort verkauft.«
    »Dilla hat es mir gesagt. Sie hat mich
ausgelacht, als ich ihr erzählt habe, daß ich Mort liebe und er mich und daß er
soviel für mich tun würde.«
    »Lieber, Mort hat jahrelang jungen Männern
solche Versprechungen gemacht und sie gebrochen.«
    Er schniefte ins Telefon. »Ich habe ihn gefragt,
nachdem du mir das Donnerstag abend gesagt

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