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Mörderisches Musical

Mörderisches Musical

Titel: Mörderisches Musical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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geworden war.
    Nachdem sie zwei Servietten auf dem Tisch
ausgebreitet hatte, stellte sie ihr Frühstück hin und nahm ihre Vitamine aus
der kleinen Reißverschlußtasche. Ihre Gedanken konzentrierten sich auf sie
selbst. Der Traum hatte sie erschüttert, hatte alle anderen Gedanken verdrängt.
    »Leslie, hallo! Mann, ich hatte gehofft, daß wir
uns über den Weg laufen.«
    Wetzon wurde aus einem beinahe tranceartigen
Zustand gerissen. Sunny Browning stand über ihr. Beim Lächeln entblößte sie die
langen weißen Zähne. Würde sie gleich loswiehern?
    »Kaffee bitte«, sagte Sunny zu dem Mann hinter
der Theke. Sie hatte einen Stuhl vorgezogen und sich gesetzt, bevor Wetzon
etwas sagen konnte. »Na«, meinte Sunny, »ist das denn die Möglichkeit?«
    Wetzon schüttelte den Kopf. »Wie kommt es, daß
Sie zurückfliegen?«
    »Einiges zu tun«, sagte Sunny ausweichend. Sie
stand auf, holte den Kaffeebecher an der Theke ab und setzte sich wieder. Sie
trug die gleiche Aufmachung wie auf dem Herflug, schwarz auf schwarz, Pullover,
Jacke und Stiefel, aber statt eines Rockes eine schwarze Lederhose mit einem
Kettengürtel aus Metall und Leder. Ihre streifig blonde Mähne wurde vom
Mantelkragen gebändigt. Vor der Schießerei und dem medizinisch bedingten
Haarschnitt hatte Wetzon im Winter das Gefühl des Haares im Nacken geliebt.
Sunny trank einen Schluck Kaffee und ließ einen Lippenstiftring auf der Tasse
zurück. »Alle möglichen Kleinigkeiten zu erledigen.«
    »Zum Beispiel?«
    Sunny starrte sie an, grüne Augen aus
totenbleichem Teint. Ihre Finger spielten nervös an den Perlenschnüren, die bis
zur Taille hingen. »Also sind Sie eine Spionin...«
    »Spionin? Ich bitte Sie. Susan ist eine alte
Freundin. Sie hat Angst, daß derjenige, der Dilla getötet hat, hinter ihr her
ist.«
    Sunny schnaubte verächtlich. »Ist das nicht ein
wenig lächerlich?«
    »Sie meinen, der Mord an Dilla war ein
einmaliger Ausrutscher?«
    »Das will ich nicht sagen, Leslie. Aber es ist
einfach nicht plausibel, daß es einer von uns sein soll.«
    »Wie erklären Sie dann Sam?« Sunny spielte mit
den Perlen, ohne zu antworten, und Wetzon fügte hinzu: »Susan glaubt, daß
jemand aus der Hotshot- Truppe Dilla ermordet hat, und wahrscheinlich hat
sie recht. Und sie glaubt, daß sie von jemandem verfolgt wird.«
    »Verfolgt? Ist sie verrückt?« Sunny nahm einen
Schluck Kaffee, den Blick auf dem Kellner, dann sah sie wieder Wetzon an. »Sie
glauben doch nicht, daß ich es bin?«
    »Sind Sie es?« Wetzon schob den halb gegessenen
Muffin weg und langte nach dem Becher. Kleine Fettkügelchen trieben auf der
schwarzen Oberfläche des Kaffees.
    »Du meine Güte, Leslie, diese Seite von Ihnen
kenne ich noch gar nicht.«
    »Sie kennen überhaupt noch keine Seite von mir,
Sunny.« Sie bedachte Sunny mit einem knappen zynischen Lächeln.
    Sunny nippte mit gesenktem Blick an ihrem
Kaffee. »Susan ist mir sowieso völlig gleichgültig.«
    »Und Dilla? Sind Sie gut miteinander
ausgekommen?« Wetzon wurde langsam wieder forsch. Es geht nichts über eine
Morduntersuchung, um das Blut schneller durch die Adern fließen zu lassen,
dachte sie.
    Sunny zog ihr Haar aus dem Mantel. »Sicher. Sie
war in Ordnung.« Sie hörte sich nicht sehr begeistert an.
    »Da Dilla nicht mehr da ist, wird Mort stärker
von Ihnen abhängig sein.«
    »So? Das genügt nicht, um deswegen zu töten. Und
was ist mit Sam? Warum hätte ich das tun sollen?«
    »Ich glaube, Sam mußte sterben, weil er wie Mort
aussah.«
    »Da haben Sie’s. Ich möchte nicht, daß Mort
etwas passiert.« Sie grinste Wetzon plötzlich an. »Trotzdem. In einem Punkt
haben Sie recht, Leslie. Ohne Dilla ist Mort stärker von mir abhängig, um seine
Shows zu produzieren. Er hat keine Wahl. Ich werde sehr sorgfältig auf Mort
aufpassen.«
    »Okay. Haben Sie irgendwelche Theorien, wer
Morts Tod wünschen könnte?«
    Sunny lachte. »Wie können Sie das fragen, ohne
das Gesicht zu verziehen?«
    Jetzt mußte auch Wetzon lachen. »Ja. Vermutlich
lautet die Antwort auf diese Frage, >Wir alle<.«
    »Ich liebe Mort«, sagte Sunny, »aber er ist
egoistisch, intrigant, krankhaft selbstgefällig und ziemlich verrückt.«
    »Und sadistisch?«
    »Das auch. Aber nach einem seiner Koller tut es
ihm immer leid.«
    »Und er entschuldigt sich nie, oder? Er bringt
die Leute immer soweit, daß sie tun, was er will. Auf diese Art muß er nicht
zugeben, daß er im Unrecht ist.«
    Sunny sah Wetzon nachdenklich an. »Sie haben
recht. Zu

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