Mörderisches Musical
waren tellergroß. Er gab vor, etwas
auf einen >Fahndungsbogen< vor sich zu notieren. Als das Telefon läutete
und er sich melden mußte, war er in Gedanken woanders. »Smith und Wetzon, guten
Morgen. Ich meine, guten Tag. Wer ist bitte am Apparat? Einen Moment bitte.« Er
deutete mit dem Hörer auf sie. »Für dich, Wetzon.«
»Sekunde, Max.« Sie begleitete Bernstein zur
Tür. »Edna Terrace ist in New York, aber ihr Sohn Phil hält sich mit Hotshot in Boston auf. Allerdings glaube ich, er könnte in New York gewesen sein, als
Susan ermordet wurde, weil er und Mort Hornberg eine Auseinandersetzung hatten
und Mort ihn aus dem Team warf. Und Poppy Hornberg hat sich ebenfalls in New
York aufgehalten. Sie ist hier zum Friseur gegangen.«
»Möchten Sie für mich arbeiten, Miss Wetzon?
Vielleicht würde Gross gern mit Ihnen tauschen. Gross, hörst du zu? Du könntest
hier vielleicht etwas lernen.« Bernstein lächelte Wetzon sehr freundlich an.
Na, na na, dachte sie. »Ich bin geschmeichelt,
Detective.« Gross kam gerade dazu, und sie fand es nicht so gut. »Aber ich bin
sicher, daß Detective Gross sehr viel mehr weiß als ich.« Wetzon begleitete die
beiden hinaus, während sie versuchte, ein Lachen zu unterdrücken. »Wer ist in
der Leitung, Max?« Sie lachte laut auf, als sie an seinem Schreibtisch
vorbeiging.
»Barney Beck.«
»Hallo, Barney.« Smith hing über ihrem Tisch und
arbeitete an etwas.
»Wetzon, ich habe Steve Zuckerman heute morgen
ein Angebot gemacht. Keine Vorabzahlung. Eine Garantie von vier pro Monat gegen
eine Auszahlung von fünfzig Prozent für sechs Monate. Dann einheitlich
fünfundfünfzig Prozent für die nächsten sechs plus eine Prämie von zehn
Prozent, wenn er nach einem Jahr die gleichen Zahlen bringt.«
»Ein großzügiges Angebot, Barney.« Sie notierte
das Angebot sorgfältig.
»Sorgen Sie dafür, Wetzon, daß er zugreift.«
Sie legte auf. Steve würde es annehmen, dessen war
sie sich ziemlich sicher. »Barney hat ein Angebot für Steve Zuckerman auf den
Tisch gelegt«, sagte sie zu Smith. »Was machst du eigentlich?«
»Pst.« Smith starrte auf ihre Tarotkarten, die
sie in Form eines keltischen Kreuzes auf dem Schreibtisch ausgelegt hatte.
»Komm her!« Sie schob sie abrupt zusammen und warf sie Wetzon hin. »Misch sie.«
»Dein Wunsch ist mir Befehl, o erhabenes Orakel
von Delphi.« Sie stellte sich neben Smith und mischte die Karten.
»Du nimmst das Tarot nie ernst — und gerade du
solltest das tun. Es lügt nie. Misch weiter.« Sie drohte Wetzon mit dem Finger.
»Du könntest hier vielleicht etwas lernen«, ahmte sie Bernstein nach.
Wetzon mußte lachen.
»Jetzt gib sie mir.« Smith hielt die Karten vor
die Brust und schloß die Augen, dann öffnete sie sie wieder und legte die
Karten erneut als keltisches Kreuz aus, langsam, seufzend, stöhnend.
Schließlich rief sie aus: »Sieh doch!«
»Ich sehe. Und was soll ich erkennen?«
»Die Deutung gilt jetzt für dich. Hier, zwei
Könige.«
»Schön. Zwei Könige...«
»Der Pokalkönig. Das ist Alton Pinkus. Er deckt
dich, aber der Schwertkönig ist deine Zukunft. Ich weiß nicht, warum ich mich
immer wieder bemühe, dein Leben zu regeln. Du hörst mir nie zu.«
»Moment mal.« Wetzon starrte auf den
Schwertkönig. Sie wußte, wer das war. Silvestri. »Du meinst...«
»Dick Tracy. Ich bin entsetzt, daß du dir Alton
Pinkus durch die Lappen gehen läßt.«
»Tu ich nicht. Ehrlich. Silvestri ist weg, für
immer.«
»Ich sehe hier aber etwas anderes«, beteuerte
Smith. »Und da ist noch etwas. Der Münzritter. Ein Hinweis auf Geld.«
»Das bedeutet Barney Beck, der Steve Zuckerman
einstellt.«
»Nein!« Smith schüttelte den Kopf. »Etwas
anders. Siehst du das? Dein Zuhause und deine Beziehungen zu anderen. Tod. Und
der Turm lenkt deine tiefsten Gefühle.«
»Das klingt mir zu unheilvoll.« Wetzon wandte
sich ab. Smith wirkte deprimierend auf sie.
»Und das Glücksrad ist die Lösung!« Smith war
ganz aufgeregt. »Du mußt aufpassen, was du tust und mit wem du zusammen bist.
Du solltest nicht allein sein. Zieh zu Alton. Warum machst du das nicht?«
Smith’ Hände zitterten, als sie die Karten aufnahm.
»Also wirklich, Smith.« Als Wetzon sich an ihren
Tisch setzte, sah sie, daß zwei Telefonlämpchen aufleuchteten.
»Eines noch.« Smith mischte das Päckchen und
breitete die Karten mit dem Bild nach unten fächerförmig auf ihrem Tisch aus.
Als das Telefon auf der dritten Leitung läutete und Wetzon danach
Weitere Kostenlose Bücher