Mörderisches Musical
ist?«
»Was willst du damit sagen?«
»Es war Spaß. Reg dich nicht gleich auf. Es war
nur Spaß. Ich weiß, daß du normal bist.«
»Normal! Mein Gott, Smith, du hast keine Ahnung,
was normal ist.«
»Na ja...« Sie fühlte sich in die Ecke gedrängt.
»Ich weiß, daß du keine von denen bist.«
»Wie willst du das wissen, Smith?« fragte Wetzon
boshaft »Vielleicht tu ich es nur heimlich. Wie könntest du das wissen?« Sie
beugte sich zu Smith vor und schnurrte mit ihrer verführerischsten Stimme. »Ich
bin wirklich eine gute Schauspielerin.«
Smith starrte Wetzon entgeistert an.
»Du solltest also nie urteilen.« Sie fuhr mit
den Fingern leicht über Smith’ Wange. Smith zuckte zusammen. »Von nun an wirst
du dir nie mehr sicher sein.« Sie sagte es voller Schadenfreude.
»Du bist absolut unmöglich. Ich weiß , daß
mit dir alles in Ordnung ist.«
»Was ist in Ordnung? Ist das so ähnlich wie
normal? Weißt du nicht, daß die Ansicht vom Standpunkt abhängt?« Wetzon gab es
auf. Es hatte eigentlich keinen Sinn, den Versuch zu machen, Smith’ Bewußtsein
zu entwickeln. Sie hatte keines.
»Was ist mit Alton?« Smith war wirklich
beunruhigt.
»Was soll mit ihm sein?«
»Na ja, du bist mit ihm zusammen gewesen.«
Argwohn machte ihre Augen glasig. »Diese Laura Lee Day war es! Ich wußte es.
Sie hat dich auf Abwege gebracht.« Smith’ Gesicht nahm einen komischen
verkniffenen Ausdruck an. Sie griff in ihre Handtasche und zog die Tarotkarten
heraus, die sie an die Brust hielt, als wollte sie einen Vampir abwehren.
»Du meine Güte, Smith. Laura Lee ist nicht
lesbisch, so wenig wie ich. Alton hat mich gestern gebeten, ihn zu heiraten.«
Smith stieß einen schrillen Schrei aus und
stürzte sich auf Wetzon und drückte sie an sich. »Das freut mich so für dich,
Schatz. Er ist so vollkommen.«
»Seit wann hältst du ihn für vollkommen?«
»Hör zu.« Smith begann, an den Fingern
abzuzählen. »Er hat Geld, er hat jede Menge gute geschäftliche Beziehungen, er
ist alt genug und selbstsicher genug, um keine Egoprobleme mit deinem
beruflichen Erfolg zu haben.« Dann schob sie triumphierend nach: »Und er liebt
dich mehr, als du ihn liebst.«
»Sehr gut, Smith. Ich mag die Art, wie du es auf
den Punkt bringst.«
»Was hast du geantwortet?«
»Ich denke noch darüber nach.«
»Das ist ein gewaltiger Schritt in die richtige
Richtung. Es wäre so gut für unser Geschäft.«
»Hör zu, Smith, könnte ich für einen Augenblick
das Thema wechseln?«
»Selbstverständlich, Zuckerstück. Leslie
Wetzon-Pinkus.«
Wetzon schüttelte den Kopf. Smith war
aufgeregter als sie selbst. »Ich habe gestern einen kleinen
Nachforschungsauftrag angenommen. Für Susan Orkin.«
»Ohne mich?«
»Für eine alte Freundin. Es gibt dafür kein
Geld. Sie wird das Honorar für eine wohltätige Einrichtung spenden. Für die
Aids-Hilfe.« Wetzon klimperte im Zeitlupentempo mit den Augenlidern. »Ich werde
sie bitten, es in unser beider Namen zu tun, einverstanden?«
»Es macht dir wohl Spaß, mich zu quälen«, sagte
Smith, doch sie lächelte. »Du glaubst, du bist die einzige mit Sinn für Humor.
Was für eine Nachforschung ist das?«
»Ich soll in Boston ein wenig herumschnüffeln.
Sie ist davon überzeugt, daß Mort Dilla ermordet hat und daß er sich im Streß
der Probevorstellungen verrät.«
»Mort Hornberg? Dieser nette Mann? Natürlich
irrt sie sich, aber wir können ihr sicher einen Überblick verschaffen, während
wir in Boston sind.«
Wetzon mußte über Smith schmunzeln. Es war
komisch, wenn sie versuchte, Detektiv zu spielen. »Ganz bestimmt, Partner.«
»Herrlich«, sagte Smith. »Wir sind wieder
mittendrin.«
»Ich rufe jetzt lieber bei Susan an, um zu
hören, was sie will.« Wetzon tippte die Telefonnummer von dem rosa
Nachrichtenzettel ein.
Nach dem zweiten Läuten meldete sich Susan.
»Susan. Leslie hier. Tut mir leid, daß wir uns
ständig verpaßt haben.«
»Ich habe gerade jemand hier«, flüsterte Susan,
und in ihrer Stimme klang Vorsicht an — oder war es Angst? »Entschuldigen Sie«,
sagte sie lauter zu jemand anderem. »Ich bin gleich wieder da.« Wieder senkte
sie die Stimme. »Leslie, hör bitte zu. Heute morgen hat jemand versucht, hier
einzubrechen. Er kam nicht herein, weil Rhoda, meine Haushaltshilfe, ihn
verscheuchte. Wer auch immer Dilla ermordet hat, ist jetzt hinter mir her.«
»Susan, um Gottes willen, ich kann es immer noch
nicht glauben, daß es Mort war. Es ist nicht sein Stil.
Weitere Kostenlose Bücher