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Mörderisches Musical

Mörderisches Musical

Titel: Mörderisches Musical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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ein Konditionstraining, dem sie sich anschließen könnte. Mit dem
Kopf nach unten fönte sie ihr Haar, brachte es dabei mit den Fingern in Form
und warf es dann nach hinten. Wetzons hemmungslos wilde Frisur, nannte sie das.
    Ohne Licht zu machen, zog sie Stretchjeans, eine
schwarzseidene Stehkragenbluse, einen übergroßen roten Baumwollpullover und
ausgeleierte Socken an. Smith ließ sich im Schlaf nicht stören. Der vom Hotel
gestellte Frotteebademantel lag am Fußende von Smith’ Bett.
    Miststück, dachte Wetzon. Einer boshaften
Eingebung folgend, ging sie zurück, schnappte den Bademantel und hängte ihn
hinten in den Schrank.
    Um halb sechs konnte man nirgendwo hingehen,
konnte man nichts tun. Der Coffee-Shop des Ritz, in dem sie so gern
frühstückte, öffnete wahrscheinlich nicht vor sieben. Sie hatte das neue
Taschenbuch von Frances Fyfield zum Lesen mitgenommen, aber wenn sie Licht
machte, würde Smith sie anzischen. Ich bin eine Gefangene in meinem eigenen
Zimmer, dachte sie, und tat sich selbst leid. Sie kroch wieder ins Bett und
schloß die Augen.
    Als sie sie wieder öffnete, war ihr erster
Gedanke, daß es regnete. Ein lauter dumpfer Schlag kam von irgendwo über ihr.
Alle Lampen waren an. Smith’ Bett war leer, und die Tür zum Bad stand weit
offen. Schwaden von parfümiertem Dampf zogen ins Zimmer. Was sie für Regen
gehalten hatte, war das Geräusch der Dusche. Abrupt hörte das Duschgeräusch
auf. Wetzon döste wieder ein.
    »Wie lange willst du noch liegenbleiben?« fragte
Smith.
    Wetzon schlug ein Auge auf. Smith trug einen
engen, fast knöchellangen dunkelgrauen Rock und schwarze Stiefeletten. Ein
lebhafter fuchsienroter Cashmerepullover sah unter einem ein wenig heller
grauen Blazer vor. >Schick< war Tiefstapelei.
    Wetzon zerrte die Decke übers Gesicht. »Wie spät
ist es?« brummte sie.
    »Zeit fürs Frühstück. Ich sterbe vor Hunger.
Komm, gehen wir.« Smith zog Wetzon die Decke weg. »Du bist ja schon angezogen!«
    Wetzon setzte sich auf. »Nachdem du dein Bonmot über
Dilla und Audrey fallengelassen hast, konnte ich nicht mehr schlafen. Du hast
dieses Problem bestimmt nicht gehabt.« Noch ein lauter Schlag kam von der
Decke, so daß sie beide nach oben schauten.
    »Theaterleute haben kein Benehmen.« Smith gähnte
und klopfte sich auf den Mund. »Leg ein bißchen Make-up auf, dann gehen wir
runter zu Heidelbeermuffins.«
    Nach einem kleineren Unfall, als sie mit dem
Mascarapinsel ins Auge geriet und ein paar rußige Tränen von den Wangen waschen
mußte, verzichtete Wetzon auf kompliziertere Tätigkeiten, als die Haare zu
kämmen und die Lippen anzumalen.
    Auf dem Flur hörten sie wieder die dumpfen
Schläge von oben. Als sie auf dem Weg zum Aufzug an Carlos’ Zimmer vorbeikamen,
sah Wetzon, daß das Zimmermädchen beim Aufräumen war, was bedeutete, daß Carlos
entweder im Coffee-Shop beim Frühstück oder, und das war wahrscheinlicher, in
einer von Morts endlosen Besprechungen für die künstlerische Leitung saß.
    Die Aufzugtüren öffneten sich. Ein Wagen vom
Zimmerservice, der mit Servierplatten unter Stahldeckeln beladen war, nahm fast
den ganzen Raum ein. »Nach oben«, sagte der Kellner, ein älterer Mann mit
blassen blauen Augen in einem weißen Gesicht. »Noch einen Stock.«
    »Komm.« Smith schob Wetzon vor. »Wir fahren
mit.«
    Ganz gegen ihre Art, dachte Wetzon mißtrauisch,
eingeklemmt zwischen Wand und Wagen.
    Als sich die Türen öffneten, traten Smith und
Wetzon hinaus, und der Kellner schob den Wagen langsam von ihnen weg über den
Flur. Das Gepolter von wütenden Männerstimmen kam aus irgendeinem Zimmer auf
diesem Stock. Beißender Zigarrenrauch vergiftete die Luft.
    »Bei irgendwem gibt’s ein Fest«, sagte Smith.
»Und einen Streit.«
    »Und eine Zigarre«, sagte Wetzon. »Kaffee.
Schnell.« Sie versuchte, noch durch die sich schließenden Aufzugtüren zu
schlüpfen, kam jedoch zu spät. Und als sie sich umwandte, war Smith nicht mehr
da. Wohin war sie verschwunden?
    Sie schlenderte durch den Flur zurück und
entdeckte Smith, die dem Zimmerservicewagen folgte und auf den verdutzten
Kellner einredete. Dieselben polternden Männerstimmen drangen durch die
Doppeltüren, vor denen der Wagen haltmachte. Mehrere Stimmen, alle sehr laut.
War das Carlos? Mhm.
    »Gehen Sie einfach ins Arlington«, sagte
der Kellner geduldig zu Smith. Er klopfte an die Tür. »Zimmerservice.«
    Mit einer Hand hinter dem Rücken machte Smith
fegende Bewegungen. Was zum Teufel wollte sie

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