Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mörderisches Musical

Mörderisches Musical

Titel: Mörderisches Musical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
Vom Netzwerk:
können. Für Wetzon sah er wie ein Bulle aus. Eine Art
irischer Detective Morgan Bernstein. »Uns wurde eine Störung gemeldet...«
    Ein seltsames leises Geschluchze drang durch die
Schlafzimmertür.
    Smith lachte glockenhell auf. Klingelingeling,
dachte Wetzon. »O nein, Mr...?« Smith unterbrach sich und klapperte mit den
Augendeckeln. Wie kam sie auf die Idee, so etwas Durchschaubares würde ihn
ablenken?
    »Dolan.« Der Sicherheitsmann war sehr
beeindruckt.
    »Sehen Sie, Mr. Dolan, wir haben gerade eine
kurze Szene durchgespielt.« Sie schlang einen Arm um Carlos und Wetzon. »Nicht
wahr, ihr zwei?«
    »Genau«, stimmte Wetzon zu. Sie stupste Carlos
leise mit der Hüfte.
    »Oh, genau.« Seine Stimme war dünn, und er
beobachtete Smith argwöhnisch.
    »Danke fürs Nachsehen, lieber Mr. Dolan.
Sie wissen gar nicht, wie unglaublich sicher ich mich durch Sie hier im Ritz fühle.« Smith strahlte Dolan an. Der arme Mann machte ein ganz verblüfftes
Gesicht, als sie die Tür vor ihm zumachte.
    Das Schluchzen wurde lauter. Smith blickte auf
die Schlafzimmertür. »Es ist mir zuwider, einen erwachsenen Mann weinen zu
hören«, sagte sie.
    »Was hat der Barrakuda vor?« zischte Carlos zu
Wetzon. »Nichts Gutes, soviel steht fest.«
    »Sie hat dir immerhin geholfen«, flüsterte
Wetzon ihm ins Ohr.
    »Eben, sie muß einen Hintergedanken haben.«
    »Stimmt genau«, sagte Smith ungeheuer
gutgelaunt. »Aber ein wenig Dankbarkeit wäre ganz nett.« Sie betrachtete
kritisch ihre Maniküre. »Ich habe nur meine Investition geschützt.«
    »Du meinst, unsere Investition.«
    »Egal.« Smith runzelte die Stirn. »Was geht dort
vor?« Sie deutete auf die geschlossene Schlafzimmertür.
    »Das ist Mort, der einen Zusammenbruch hat«,
sagte Carlos. »Und einen Hauch von Dankbarkeit von mir für dich, altes Haus.«
Er verneigte sich tief.
    Smith betrachtete ihn mit zusammengekniffenen
Augen, als wolle sie herausfinden, ob er sich über sie lustig mache, dann kam
sie anscheinend zum gegenteiligen Schluß, denn sie bedachte ihn mit einem
Lächeln mittlerer Herzlichkeit. Wetzon war sich nicht so sicher. Sie nahm
Carlos’ Hand. »Verschwinden wir hier. Ich brauche dringend einen Kaffee.«
    Sie hakte sich an seinem zitternden Arm unter,
und gemeinsam gingen sie über den Flur zum Aufzug, wo Smith ungeduldig auf den
Abwärtsknopf drückte. Dolan war nirgendwo zu sehen.
    Carlos räusperte sich vorsichtig, als würde ihm
das Sprechen Schmerzen bereiten. »Ich muß zum Theater rüber.« Seine Hand
spielte nervös an dem nackten Handgelenk — wo war die Panthere? Er machte immer
noch einen mitgenommenen Eindruck, die Gesichtshaut gespannt über den
Backenknochen. Ein Puls zuckte in seinem Augenlid.
    »Solltest du nicht etwas essen?« Sie machte sich
Sorgen um ihn.
    »Ich hatte einen Kaffee, bevor Mort durchgedreht
hat.«
    »Das ist kein Frühstück. Du hast zuviel
Adrenalin ausgeschüttet. Das mußt du füttern.«
    »Ach, Häschen.« Er drückte sie an sich und gab
ihr einen Kuß auf die Stirn. »Sieh mich nicht so böse an. Wir wollen doch keine
Falten.«
    Der Aufzug hielt. Ein mit drei dicken Koffern
beladener Gepäckwagen, ein Page auf der einen Seite und ein Händchen haltendes
junges Paar auf der anderen ließen ihnen in der Mitte der Kabine einen kleinen
Platz. Der Aufzug sank zur Halle, die beförderten Personen stumm, alle in die
eigenen Gedanken versunken.
    Der mäßig besuchte Coffee-Shop war eigentlich
ein nicht ganz so förmlicher Speiseraum, der zum Frühstück weiß gedeckt war.
Strahlender Sonnenschein strömte durch die Fenster zur Newbury Street herein.
An einem Vierertisch saß Twoey ganz allein mit Sunny Browning.
    »Hm«, sagte Smith. Sie wedelte mit den Fingern
nach Twoey, der sie jedoch nicht sah.
    »Wir Glücklichen«, sagte Wetzon aus dem
Mundwinkel zu Carlos. Sie wurden an den Tisch neben Sunny und Twoey ge: führt,
die die Köpfe zusammensteckten und irgendein Diagramm studierten, das Sunny auf
Hotelpapier gezeichnet hatte.
    »Der Kuchen wird bis zur Tilgung so verteilt«,
erklärte Sunny gerade. »Und nach der Tilgung«, sie zog einen anderen Kreis,
»so.«
    Smith räusperte sich diskret.
    »Xenie!« Twoey sprang auf, das Gesicht knallrot.
    Smith schenkte ihm ihr süßestes Lächeln. »Twoey,
Herzblatt, wie schön, dich zu sehen.« Sie zog einen Stuhl vor und setzte sich.
»Tausend Dank, ich setze mich gern zu dir.«
    Sunnys Gesicht erstarrte im Schrecken. Wetzon
kehrte ihr den Rücken zu, um ihr Lachen zu verbergen.

Weitere Kostenlose Bücher