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Mörderisches Musical

Mörderisches Musical

Titel: Mörderisches Musical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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Smith war im Begriff, den
Brunnen zu vergiften. Wetzon setzte sich neben Carlos, beide möglichst weit vom
Nachbartisch entfernt.
    »Gut so, Schatz«, murmelte Carlos, während er
ihr Bein tätschelte. »Jetzt ist der Barrakuda wieder ihr altes Ich. Einen
Augenblick lang war sie mir ganz fremd geworden.«
    »Willst du mir berichten, was in Morts Zimmer
passiert ist?«
    »Alles zu seiner Zeit, Liebes.« Mit unruhigen
Händen schlug er den Globe auf, den er in der Hotelhalle im Vorbeigehen
mitgenommen hatte. »Reizend.« Er blätterte die Zeitung bis zum Feuilleton durch
und reichte sie ihr.
    Das erste, was Wetzon sah, war ein zweispaltiges
Bild von Mort mit seiner karierten Mütze. Die Schlagzeile lautete:
     
    MORT HORNBERG, DIE ONE-MAN-BAND
     
    Der Artikel beschrieb über mehrere Abschnitte,
wie Mort ganz allein Hotshot auf die Beine gestellt hatte. Erst im
letzten Absatz wurden andere — Carlos, Aline und Sam — erwähnt.
    Sie gab Carlos die Zeitung zurück. »Wie
großzügig von Mort, euch alle einzuschließen. Noblesse oblige .«
    »Ja, ein richtiger Prinz.« Er las den Artikel
zum zweitenmal, als fiele es ihm schwer, es zu glauben.
    »Nein, das bist du, mein Lieber.« Sie nahm ihm
die Zeitung weg und ließ sie unterm Tisch auf den Boden fallen.
    Sie bestellten große Gläser Orangensaft, eine
Kanne Kaffee und einen Korb Muffins.
    »Werden die Strapazen der Probevorstellung
zuviel für den großen Impresario?« fragte Wetzon, als die Kellnerin gegangen
war.
    »Bitte?« Er sah sie an, dann nahm er ihre Hand.
»Tut mir leid, Häschen. Ich habe mich gerade gefragt, ob es das alles noch wert
ist.«
    »Ich glaube nicht, aber ich hänge auch nicht so
drin, Schatz. Das Theater ist nicht mehr mein Leben. Außerdem weißt du ganz
genau, daß die Liebe über alles siegt, wenn Hotshot nach New York kommt
und Frank Rich eine wunderbare Kritik schreibt und du groß herauskommst. Dann
ist das alles vergessen.«
    »Wie recht du hast, aber vor einer kleinen Weile
ist mein ganzes Leben an mir vorbeigezogen, und es hat mich, um die Wahrheit zu
sagen, ganz schön aufgerüttelt.«
    »Aber Carlos, so ist Mort. Du brauchst nie mehr
mit ihm zu arbeiten. Genaugenommen kannst du dich einer langen Reihe von
Personen anschließen, die sagen, sie werden nie mehr mit ihm arbeiten. Einige
davon genau in dieser Stadt, die genau in dieser Show mitwirken. Du kannst
darauf wetten. Es gibt immer noch einige sehr nette Leute beim Theater.«
    »Klar.« Er grinste sie an und war schon wieder
quietschvergnügt. »Mir fallen auf Anhieb ein paar ein.«
    Als ihr Frühstück kam, fielen sie heißhungrig
darüber her; Tänzer waren immer hungrig.
    »Du wußtest, daß Mort verrückt ist. Er war schon
immer verrückt.« Wetzon schüttete ihr Heer von Vitaminpillen auf die leinene Tischdecke
und begann sie zu schlucken, eine nach der andern.
    »Sag mal, Häschen, meinst du wirklich, daß die
helfen?« Er starrte auf den Pillenberg. »Vielleicht sollte ich auch damit
anfangen.«
    »Erst wenn ich die geschluckt habe, fühle ich
mich normal.«
    »Dann vergiß es.« Er bestrich einen
Heidelbeermuffin dick mit Butter. »Da wir gerade davon sprechen: Der
Versuch, den Anschein zu wahren, daß er ein Hetero ist, das ist es, was ihn so
verrückt macht. Jemand sollte ihn outen!«
    Wetzon verschluckte sich an der letzten Pille.
»Du wirst doch nicht...«
    Carlos legte eine Hand auf die Brust und sagte
engelgleich: »Ich nicht, Schatz. Niemals .«
    Smith lachte und lenkte ihre Aufmerksamkeit
wieder auf den Nachbartisch. Sunny lächelte aufgesetzt. Twoey strahlte, und die
gute alte zuverlässige Smith war die Liebenswürdigkeit in Person.
    »Der arme Trottel«, sagte Carlos.
    »Genug davon. Sag mir jetzt, was oben passiert
ist.«
    »Nichts furchtbar Interessantes.« Er trank einen
Schluck Kaffee.
    »Erzähle.« Sie zeigte streng mit dem Finger auf
ihn.
    »Ich habe Angst.«
    Wetzon blickte finster.
    »Also gut. Mort hat gesagt, er möchte vielleicht
Gideon hinzuziehen, um das Stück zu überarbeiten. Wir hatten eine kleine
Diskussion, wie und wo wir unseren Anteil beschneiden sollten, damit etwas für
ihn abfällt.«
    »Wie ich dachte. Und Joel, der euch drei
vertritt, fungierte als Vermittler, richtig?«
    Carlos nickte.
    »Smith meint, es wäre ein Interessenkonflikt,
daß Joel alle drei in dieser Situation vertritt.«
    Carlos zog anmutig eine Braue hoch. »Ich hasse es,
wenn der Barrakuda recht hat.«
    »In Geschäftssachen ist sie sehr gerissen.«
    »Joel — der

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