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Mörderisches Musical

Mörderisches Musical

Titel: Mörderisches Musical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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gewiß,
aber genügte es?
    Zwei Frauen, wie Tänzerinnen in Leggings und
ausgeleierten Socken, standen mit dem Rücken zu Wetzon vor dem Lancôme-Tisch.
Oder vielmehr eine Frau und ein junges Mädchen, wie Wetzon im Näherkommen
bemerkte. Wetzon stellte sich neben das Mädchen und wartete, bis die
Verkäuferin mit der Vorführung des schiefergrauen Eyeliners, genau die Farbe,
die Wetzon suchte, fertig wurde. Der Teenager kam ihr irgendwie bekannt vor.
    Plötzlich sah die Mutter auf. »Leslie!« rief
sie. Die Frau sprang um die Tochter herum auf Wetzon zu.
    »Mel! Das gibt’s doch nicht!« Dann umarmten sie
sich, traten einen Schritt zurück, betrachteten sich prüfend und umarmten sich
erneut. »Melanie Banks, du siehst phantastisch aus!«
    »Ich heiße jetzt Melanie Alexander. Wie lange
ist das her?«
    »Fünfzehn Jahre mindestens.« Wetzons Augen
wurden feucht.
    Mel faßte sich zuerst und zog den Teenager zu
sich. »Das ist meine Tochter, Sarah Ann. Leslie« — sie warf einen Blick auf
Wetzons ringlose linke Hand — »Wetzon. Leslie und ich haben zusammen in
mehreren Shows gespielt.«
    »Und mehrere Kurse zusammen belegt und sogar bei
einer Millikin-Show mitgewirkt. Ich freue mich, noch eine Tänzerin
kennenzulernen.« Wetzon grinste den hübschen Teenager an. »Als ich euch vor dem
Tisch stehen sah, dachte ich, Tänzerinnen.« Mels rotes Haar war nicht mehr so
feuerrot wie früher, aber das ihrer Tochter leuchtete lebhaft und umrahmte ein
so junges, frisches Gesicht. Wetzon erinnerte sich, daß Mel einen Jurastudenten
geheiratet hatte, Kevin.
    »Bist du in Carlos’ Show? Wir kommen heute abend
zur Voraufführung«, sagte Mel.
    Die Verkäuferin räusperte sich.
    »Oh, Entschuldigung«, sagte Mel. »Wir nehmen den
grauen.« Sie durchsuchte ihre Taschen und legte eine Kreditkarte vor.
    »Sie können mir den gleichen geben«, sagte
Wetzon zur Verkäuferin. Wieder an Mel gewandt, fuhr sie fort: »Ich bin nicht
mehr beim Theater. Ich bin Headhunterin in der Wall Street seit... seit fast
zehn Jahren.«
    »Mom, ich sehe mich mal bei den Ohrringen um«,
verkündetete Sarah Ann.
    »Okay. Kevin arbeitet bei O’Donnell, Bullard und
Kalin, und ich leite eine Tanzschule.«
    »Du machst Witze!«
    Melanie strahlte. »Ballett, Jazz, Steppen — du
weißt ja, der ganze Kram. Alles für das vielversprechende kleine Ding, um ihm
den Weg zum Broadway zu weisen.« Sie unterschrieb den Kontrollzettel und nahm
die kleine Tüte an sich. »Nur gibt es keinen Broadway mehr.«
    »Wem sagst du das. Langweilige Wiederaufnahmen
oder ein englischer Rummel nach dem andern, alles Klamauk, viel Nebel und
nichts dahinter.« Sie reichte ihre American-Express-Karte über den Tisch. »Ich
bin hergekommen, um Hotshot zu sehen, was übrigens ein Original ist.
Carlos’ Arbeit ist einfach toll.«
    »Was hast du heute nachmittag vor?«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht bei den Proben
zusehen. Sie sind ermüdend, wenn man selbst nicht beteiligt ist, und alle sind
völlig mit den Nerven runter.«
    »Warum kommst du nicht zu einem Kurs bei mir?
Ich habe Tanz-Aerobics ab drei Uhr.« Mel kramte in ihrer Umhängetasche und fand
eine Karte. »Es ist nicht weit — einfach die Newbury Street ein Stück weiter,
gegenüber von Spenser’s .«
    »Ich...«
    »Feige?«
    »Nein. Und ich könnte ein Training gebrauchen.«
    Mel warf einen Blick auf Wetzons Leggings und
rosa Reeboks. »Du brauchst dich nicht einmal umzuziehen. Was hältst du jetzt
von einer Tasse Kaffee?«
    »Kann nicht. Ich warte auf meine
Geschäftspartnerin, die oben den ganzen Calvin Klein aufkauft.«
    »Okay, dann... Sarah Ann? Gehen wir.« Mel winkte
ihrer Tochter und deutete zum Ausgang. »War das nicht furchtbar mit Dilla?«
    »Furchtbar.«
    »Und wenn ich bedenke, daß ich sie immer
beneidet habe. Alles, was diese Frau getan hat, sogar ihre Gemeinheiten,
wendete sich zu ihrem Vorteil.«
    Wetzon unterschrieb den Zettel, verzichtete auf
eine Tüte und ließ die schmale Schachtel in ihre Handtasche fallen. »Bis letzte
Woche.«
    »Ich erinnere mich an See Saw — hast du
da auch mitgespielt?«
    Wetzon schüttelte den Kopf. »Nein. Carlos und
ich hatten noch mit Pippin zu tun.«
    »Ach so, dann wirst du dich daran nicht
erinnern. Dilla kam eines Tages herein — sie war damals erste Gruppentänzerin
und trug einen sagenhaften Nerz, bis auf die Knöchel.«
    »Wer würde das vergessen? Bei uns anderen
reichte es doch mit den Minigagen gerade so zum Leben. Ist sie damals mit Joel
Kidde

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