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Mörderisches Musical

Mörderisches Musical

Titel: Mörderisches Musical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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verwechselt haben,
könnte es dem Mörder genauso gegangen sein. Womit beinahe jeder hier ein Motiv
hätte. Ich bin froh, daß du im Remington ’s warst, wo jeder dich sehen
konnte.«
    Sein Blick glitt von ihr ab und hinaus in den
Zuschauerraum des Theaters. Wetzon blickte in die gleiche Richtung. Smitty.
Wetzon bemerkte einen Austausch zwischen den beiden, den sie nicht verstand,
und hätte sich erkundigt, wenn nicht einer der Uniformierten sie an der
Schulter angetippt hätte. Mit einer Kopfbewegung wies er sie in eine Garderobe.
    Der Raum, den sie betrat, war in einem
gebrochenen Weiß frisch gestrichen. Bühnen-Make-up, zum Teil in einem
aufgeklappten blauen Werkzeugkasten aus Metall, lag auf dem Frisiertisch verteilt,
dazwischen eine Schachtel Papiertücher, ein schmuddeliger BH, ein offenes
Päckchen Feigenplätzchen, Töpfchen, Tuben und Bürsten.
    Wetzon setzte sich auf die Bank vor dem
Frisiertisch. Fettschminke verbreitete einen gewissen harzigen Geruch. Ein
weißlicher Puder lag wie falscher Schnee auf dem Fuß einer schwarzen
Porzellanlampe, deren Schirm mit den Jahren verblichen war. Wetzon starrte in
den Spiegel. Ihr Gesicht wies rote Flecken auf, wie die Flecken auf Marks
Jeans, als hätte sie ihr Rouge im Dunkeln aufgelegt.
    Der Polizist, der ihre Aussage aufnahm, war der
mit dem schmuddeligen Haar, der zu Madigan auf die Bühne gekommen war. Officer
Bryant. Nachdem sie die Namen, Adresse und Beschäftigung betreffenden Fragen
beantwortet hatte, fragte Bryant: »Wie ist das Blut auf Ihr Gesicht und den
Mantel gekommen?«
    Sie blickte auf ihren Mantel hinunter.
Verfilzter Pelz, klebrig getrocknet. Hatte sie es von Mark? »Ich weiß nicht.
Auf dem Boden in der Nähe des Bühneneingangs war Blut mit Schnee vermischt,
aber wie es auf meinen Mantel gekommen ist?«
    Und wieso Blut in der Nähe der Tür? Sam lag tot
auf der Herrentoilette. Während sie den steifen Pelz des Mantels berührte,
sagte sie: »Wir wissen nicht, ob es sich um Sams Blut handelt.«
    »Aber wir können es feststellen.« Bryant kratzte
etwas von dem verfilzten Pelz ab und verwahrte es in einem Pergamintütchen.
    Sie dachte gerade beunruhigt, daß sie das
gleiche mit Marks Jeans machen würden, als Bryant sein Notizbuch zuklappte und
sie anwies, nicht aus der Stadt abzureisen, ohne sie zu benachrichtigen.
    »Ich will am Sonntag nach New York zurückfahren.
Wird man mir da Schwierigkeiten machen? Ich muß mich um meine Firma kümmern.«
    Bryant runzelte die Stirn. »Ich teile es Madigan
mit.«
    Wetzon ging quer über die Bühne zu der Durchgangstür.
Carlos saß im Parkett links und sagte bei einem anderen Officer aus. Er winkte
sie zu sich.
    »Können wir es noch einmal versuchen? Remington’s — in zehn Minuten?« Er sah den Polizisten an. »Wie lange brauchen wir noch?«
    »Zehn Minuten geht in Ordnung.«
    Wetzon ging durch den Gang weiter. Sie mußte die
Damentoilette aufsuchen, um das Blut abzuwaschen. In der letzten Reihe saß Phil
mit einer Frau in den Vierzigern, vielleicht Ende Vierzig, mit einer großen
runden Brille und braunem schulterlangem Haar, das von einem roten Stirnband
gehalten wurde. Sie trug einen schwarzen Tuchmantel. Sie stritten sich heftig,
jedoch im Flüsterton, so daß Wetzon nur scharfe Zischlaute hören konnte. Phil
schwieg sofort, als er sie kommen sah.
    »Hallo, Phil.«
    »Mom, das ist Leslie Wetzon. Sie ist eine
Freundin von Carlos Prince.«
    Die Frau lächelte, wobei sie gewaltige Zähne und
viel Zahnfleisch entblößte, und reichte Wetzon die Hand. »Nett, Sie
kennenzulernen.«
    »Ganz meinerseits.« Wetzon bemühte sich, sie
nicht anzustarren.
    Phils Mutter trug einen Ring mit einem riesigen
gelben Diamanten. Sie war außerdem dieselbe Frau, die Wetzon in der Halle von
Susan Orkins Haus gesehen hatte. Dieselbe Frau, die Susan nicht empfangen
hatte.

  »Leg
nicht auf, verdammt noch mal!« Es war Mort, der da schrie. »Susan!«
    Wetzon stupste mit dem Zeh die Tür zur
Damentoilette ein wenig auf und spähte hinein. Die verschnörkelten
Schnitzereien und Wandgemälde schienen ein geeigneterer Hintergrund für Mord zu
sein als die Jagdhüttenstrenge der Herrentoilette.
    Mort schlug mit der Faust gegen das
Telefongehäuse. »Scheiße!« Das Kitzeln in ihrer Nase ließ Wetzon kräftig
niesen, und Mort drehte sich hastig um und klatschte in die Hände. »Genau die
Person, die ich treffen wollte. Leslie, komm herein. Wann fliegst du zurück?«
    »Wahrscheinlich Sonntag morgen... sofern mich
die Bostoner

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