Mörderisches Paradies
Keith.
Vor Erleichterung stieß sie einen lauten Seufzer aus.
“Was zum Teufel machst du denn hier mitten in der Nacht?”, fragte er sie.
Für einen Moment setzte ihr Atem aus. “Ich war ein Bier trinken”, erwiderte sie schließlich langsam. “Und was machst du hier mitten in der Nacht?”
“Ich wollte auch ein Bier trinken, aber anscheinend haben sie schon geschlossen.”
Immer noch unendlich misstrauisch musterte sie ihn eindringlich.
Und immer noch voller Sehnsucht, auch wenn sie sich dafür verfluchte.
“Beth”, sagte Keith leise.
Sie trat einen Schritt zurück. “Ich kenne dich eigentlich nicht”, murmelte sie.
“Eigentlich tust du das doch. Und ich kenne dich.”
Das Licht verfing sich in seinen sonnengebleichten Haaren. Er wirkte sehr groß und sehr eindrucksvoll. Plötzlich sehnte sie sich unendlich danach, von ihm gehalten zu werden, um nicht mehr das Gefühl zu haben, dass ihr Leben zu einer einzigen Katastrophe geworden war.
Um endlich etwas Echtes und Beständiges zu fühlen.
“Komm, ich bringe dich nach Hause”, sagte er.
Sie blieb stehen. “Was glaubst du denn, was du von mir weißt?”
Er sah sie an. “Dass du mir etwas bedeutest.” Plötzlich wirkte er verunsichert. “Versuch doch zu verstehen.”
“Manches verstehe ich, anderes nicht”, erklärte sie.
“Und was genau hat das zu bedeuten?”
Ohne zu antworten, ging sie schweigend voraus zum Haus. Dabei schaute sie irritiert auf einen großen Busch im Schatten. Oder irritierte sie etwas ganz anderes?
“Wir haben noch Bier im Kühlschrank”, hörte sie sich sagen.
“Soll das eine Einladung sein?”
“Du hast doch hier nicht weniger verloren als ich”, meinte sie nur und ließ die Tür offen, als sie eintrat.
Und Keith folgte ihr. Als Beth stehen blieb, wusste sie, dass er seine Hände auf ihre Schultern legen, ihre Haare anheben und sie dann seinen Mund und seine leise Stimme in ihrem Nacken spüren würde.
Er enttäuschte sie nicht.
Aber dann schockierte er sie.
“Ich bin gerade dabei, mich in dich zu verlieben”, sagte er.
Mit einem leisen Bums fiel die Tür hinter ihnen ins Schloss. Beth drehte sich in seinen Armen und umarmte ihn. Ihre Münder fanden wie von selbst zueinander. Aber als sein Kuss drängender wurde, zwang sie sich, ihn ein bisschen von sich wegzudrücken.
“Das … Gästezimmer”, flüsterte sie. “Die …”
“Kinder. Gästezimmer”, stimmte er zu, hob sie in seine Arme und trug sie nach oben. Für einen Moment vergaß sie, dass sie noch nicht alles über ihn wusste und ihm noch nicht völlig vertraute. In der Dunkelheit ihres Zimmers hatte sie nur noch seine nackte Haut im Sinn, die heiße Spur seiner Zunge, seine elektrisierenden Berührungen.
Wie ein Wunder war er aufgetaucht, so lebendig, feurig und pulsierend. Aber sie wusste, dass er am nächsten Morgen wieder verschwunden sein würde.
Aber in diesem Moment zählte nur die Nacht, die vor ihnen lag.
Er trat aus dem Schatten neben dem Haus ins Licht der Straße und schaute zur Tür. Er hatte alles genau verfolgt. Hatte gesehen, wie die beiden zueinander gekommen waren …
So nah an seinem Ziel …
Und dann?
Sollte er es in dieser Nacht wagen? Nein, besser nicht.
Er knackte mit seinen Knöcheln und ballte die Hände zu Fäusten. Das war einfach lächerlich. Viel zu gefährlich. Er war auf ein Bier ins “Nick’s” gegangen. Was, wenn ihn da jemand gesehen hatte?
Gerade in dem Moment, als er bemerkte, wie jeder kleine Schatten ihr Angst einjagte, wie sie jeden Anflug von Verunsicherung ernst zu nehmen begann, der ihr kalte Schauer über den Rücken jagte und ihm solches Vergnügen bereitete …
Keith Henson.
Er fluchte leise.
Und verschwand im Dunkel der Nacht.
16. KAPITEL
D er Club sah prachtvoll aus. Noch im Morgengrauen waren die Floristen gekommen. Zu der Zeit hatte auch das Restaurantpersonal die Arbeit begonnen, und bald darauf fingen die Elektriker an, die Spezialbeleuchtung zu installieren. Alles sollte möglichst tropisch aussehen, und bis zum Nachmittag hatten Haus und Clubgelände ihr Antlitz völlig verändert.
Gegen zehn kam Beth. Weil sie wusste, dass sie beim Aufwachen allein sein würde, hatte sie lange geschlafen. Als sie das Haus verließ, fiel ihr Blick auf den großen Hibiskusbusch neben der Tür. Sie unterdrückte den Impuls, Ashley zu bitten, das verdammte Ding aus dem Boden zu rupfen.
Im “Nick’s” herrschte bereits geschäftiges Treiben. Freundliche Kellner und Kellnerinnen
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