Mörderisches Paradies
ging sie zu dem Flur, der zu den Damenumkleidekabinen führte.
Außer ihr war niemand zu sehen. So ganz allein zwischen den Schränken wurde ihr ein wenig mulmig. Unruhig sah sie in jeden Gang, jede Toilettenkabine, jede Dusche.
Obwohl sie allein war, hatte sie immer noch das merkwürdige Gefühl, beobachtet zu werden. Sie duschte, zog sich schnell an und verließ die Umkleidekabinen wieder, noch immer mit diesem unangenehmen Gefühl. Warum war sie nur so nervös, wo doch die Polizei längst im Haus und auch Keith in der Nähe war.
Was ist eigentlich mit Lee und Matt, überlegte sie. Die Masons hatten sie doch auch eingeladen. Waren sie auch schon eingetroffen? Und wo genau hielt Keith sich gerade auf, und warum hatte er darauf bestanden, schon so früh zu kommen?
Zum Schluss kontrollierte sie noch ein paar letzte Details in der Küche, im Speisesaal und an der Bar. Die Band baute gerade die Instrumente auf, und da kam auch Eduardo Shea in einem eleganten schwarz-weißen Salsa-Kostüm mit Rüschenärmeln. Beth rief sich ins Gedächtnis, dass sie sich ganz natürlich benehmen musste, und begrüßte ihn freudestrahlend. Trotzdem fror sie die ganze Zeit innerlich.
“Ist Maria schon da?”, fragte Eduardo.
“Nein, noch nicht. Aber kommen Sie doch bitte und begrüßen Sie den Clubpräsidenten Berry und seine Gattin, dann führe ich Sie anschließend an Ihren Tisch. Die Band baut gerade auf, und alles wird genauso sein, wie Sie es sich gewünscht haben.” Lächelnd nahm sie seinen Arm.
Draußen auf der Terrasse stand George Berry und spielte den perfekten Gastgeber in seinem weißen Anzug und der Kapitänsmütze. Er sah hochzufrieden auf den Bootssteg hinaus. Dann wandte er sich lächelnd an Beth. “Sehen Sie nur, da kommt eine Gruppe vom Belle Haven Club. Es wird bereits gemunkelt, unser Saisonausklang würde alle anderen mühelos ausstechen.” Er beugte sich zu ihr, als wollte er ihr etwas ins Ohr flüstern, doch dann bemerkte er Eduardo und richtete sich wieder auf. “Guten Abend, Sir. Willkommen.”
Wenn der Vorsitzende seine Rolle so makellos spielte, obwohl er wusste, dass sich jede Menge Polizei unter den Gästen befand, würde sie den Abend ja wohl auch problemlos überstehen.
Nachdem sie Eduardo zu seinem Tisch gebracht hatte, trafen Jake und Ashley ein und gleich darauf Ben und Amber.
“Wie geht’s dir denn?”, fragte Ashley.
Beth sah ihre Freundin an. “Ich vermute, du hast Keith heute Morgen noch gesehen?”
“Ja”, meinte Ashley und errötete ein bisschen. “Aber das meinte ich nicht. Ich meinte heute Abend. Aber natürlich ist Keith jederzeit bei uns willkommen. Doch was heute Abend betrifft …”
“Solange du keine Sekunde von Ambers Seite weichst”, antwortete Beth, “geht’s mir bestens.”
“Keine Sorge, ich bleibe bei ihr”, versicherte Ashley und sah Beth vorsichtig an. “Weißt du … Es kann ebenso gut sein, dass gar nichts passiert. Solange nichts Beunruhigendes passiert, wird niemand etwas unternehmen.”
Beth nickte. “Mir wäre es fast lieber, wenn etwas passiert. Irgendwas … Nur damit ich nicht mehr bei jedem Schritt, den ich mache, Ängste ausstehe.”
“Alles wird gut”, beruhigte Ashley sie und drückte liebevoll ihren Arm. “Und hier sieht übrigens alles fabelhaft aus.”
“Besten Dank”, meinte Beth trocken. “Da ist ja auch Maria. Du liebe Güte!”
Maria trug ein kurzes Paillettenkleid, das ihre Figur vollendet zur Geltung brachte. In ihren zurückgekämmten Haaren steckte eine rote Rose. Bei jeder Bewegung, die sie machte, funkelte ihr Kleid. Beth konnte sich sehr gut vorstellen, wie ihr kurzer Rock beim Tanzen wehen und funkeln würde. Als Maria sich zu ihnen umdrehte, nickte sie Beth und Ashley majestätisch zu.
“Allmählich trudeln die Gäste ein”, meinte Ashley.
“Zeit, die Gastgeberin zu spielen.”
“Hast du Keith schon gesehen?”
“Vor Stunden. Keine Ahnung, wo er jetzt steckt. Entschuldige mich bitte.”
In der nächsten Stunde war Beth vollauf beschäftigt und so abgelenkt, dass sie fast vergaß, dass ihr strahlender Beitrag zu diesem wichtigen Gesellschaftsereignis des Clubjahres eine reine Farce war. Obwohl sie ungeheuer beschäftigt war, hielt sie immer wieder ängstlich Ausschau nach Amber. Aber ihre Nichte war nicht allein, denn Ashley stand stets bei ihr, wie sie versprochen hatte. Und natürlich Kim. Anscheinend hatten Kimberlys Eltern ihre Tochter nur im Club abgesetzt und verbrachten den Abend anderswo. Die
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