Mörderisches Paradies
eingeschlafen.
“Es war definitiv Abseits”, sagte eine Stimme.
Keith fuhr herum. Also war sie doch noch aufgestanden und gähnte, obwohl sie so lange geschlafen hatte. In der Hand hielt sie einen Becher Kaffee. Ihre einzigartigen Augen schützte sie mit einer Sonnenbrille, und sie trug zu ihrem Bikinioberteil Jeans, die unterhalb des Knies abgeschnitten waren.
Sein Schlag war nicht ins Abseits gegangen, das hätte sie mitbekommen, wenn sie wirklich zugesehen hätte. Warum hatte sie sich nur vom ersten Moment ihrer Bekanntschaft an entschieden, ihn als Gegner zu betrachten?
Abgesehen von der Tatsache, dass sie verzweifelt versucht hatte, ihre Entdeckung vor ihm zu verbergen.
Er zwang sich zu einem Lächeln. “Hey, Matt, die Lady gibt dir recht.”
“Beth, du musst blind sein!”, protestierte Amanda.
“Es ist doch nur ein Spiel, oder?”, fragte Beth höflich.
“Ich muss mit dem Clubpräsidenten sprechen, damit er dich niemals für irgendein Spiel als Schiedsrichterin einsetzt”, sagte Amanda mit einem neckenden Unterton.
“Mach das nur, Amanda”, gab Beth lachend zurück.
“Spiel doch mit, Tante Beth”, drängte Amber.
“Ich glaube, Roger macht eher das Richtige”, antwortete Beth.
“Klar – nachts die ganze Truppe wecken und dann den ganzen Tag verschlafen”, spöttelte Matt. “Das geht aber nicht.”
“Nein, natürlich nicht. Machen Sie doch mit”, bat Hank.
“Na los, Beth, spiel schon mit”, drängte auch Ben.
“Aber dann sind die Mannschaften nicht mehr gleich stark”, gab sie zu bedenken.
Da stand Roger, der eben noch selig geschlummert zu haben schien, plötzlich auf. “Ich mache auch mit, dann ist es wieder ausgewogen”, bot er an.
Lächelnd lief er an Beth vorbei zum Spielfeld. “Achtundfünfzig, aber mit euch Kindern kann ich es noch lange aufnehmen.”
Es war wirklich interessant, die Dynamik der kleinen Gruppe zu beobachten, dachte Keith. Offenbar kamen alle prächtig miteinander aus bis auf Amanda und Beth.
War Beth eifersüchtig?
Oder verhielt es sich genau umgekehrt? Amanda war zierlich und ausgesprochen weiblich. Beth dagegen …
Elegant, dachte er unwillkürlich. Ein merkwürdiges Adjektiv, wo sie doch Strandkleidung trug wie alle anderen auch.
Die Mannschaften stellten sich erneut auf. Beth übernahm den Aufschlag.
Er war perfekt.
Nur mit äußerster Not bekam Keith ihn an der hinteren Ecke des Spielfeldes gerade noch zu fassen. Ben erreichte den Ball, und der wackere Roger landete einen Treffer. Erstaunlicherweise nahm Beth ihn ganz flach an und gab ihrem Bruder damit eine Steilvorlage, sodass er den Ball weit im Aus über das Netz pfefferte.
“Punkt für uns”, sagte Beth ruhig und forderte den Ball.
Ab da war das Match ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Von allen spielte Sandy eindeutig am schlechtesten, aber das machte sie mit ihrem Kampfgeist und ihrer unverwüstlichen Laune wieder wett.
Beth war eine erstklassige Spielerin und in hervorragender körperlicher Verfassung. Außerdem war sie nicht einfach nur gut gebaut, sondern geschmeidig. Absolut ausgewogen. Sie spielte weniger für den Sieg als um der Anstrengung willen. Überhaupt strahlte sie eine Energie aus, eine Lebenslust, eine Leidenschaft, die sich in allem auszudrücken schien, was sie tat und sagte. Es stand in ihren Augen, die vor Feuer sprühten, wenn sie über das Netz seinen Blick auffing. Unübersehbar liebte sie die Herausforderung.
Keith hatte das Gefühl, dass sie grundsätzlich allen Menschen mit erhobenem Kopf entgegentrat.
Schließlich machte Beths Team den entscheidenden Punkt, und alle ließen sich fröhlich lachend in den Sand fallen.
“Was kommt als Nächstes?”, fragte Hank, der vor Erschöpfung flach auf dem Rücken lag.
Lee sah zu Keith. “Angeln?”, schlug er vor.
“Ja, angeln”, antwortete Keith.
Als wären sie nicht sowieso schon beim Angeln.
“Ohne mich, Jungs. Ich bin jetzt mehr für Faulenzen am Strand”, sagte Amanda und streckte sich graziös.
Aber Ben nickte zu Lees Jacht hinüber. “Soll das eine Einladung sein?”
“Haben Sie Interesse?”, bot Lee an.
Keith wusste, was er gerade dachte. Immer schön die Kurzzeit-Inselbewohner im Auge behalten und beschäftigen. Immer wissen, was sie gerade machen.
Sie angeln, aber nicht tauchen lassen.
Letztlich konnten sie nicht viel machen, um die Leute hier am Tauchen zu hindern. Andererseits, wenn Entdeckungen hier leicht zu machen wären, lägen sie jetzt nicht hier.
“Darauf können Sie wetten”,
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