Mörderisches Paradies
Berry.
Seine Sorge brachte sie auf eine Idee. “Ich glaube, Sie werden mit meinem Plan vollauf zufrieden sein”, erklärte sie.
“Also planen Sie wirklich etwas Außergewöhnliches?”, fragte er.
Sie sah keine Veranlassung zuzugeben, dass ihr die Idee eben erst gekommen war. “Geben Sie mir noch ein oder zwei Tage Zeit, dann erkläre ich es Ihnen haarklein, okay?”
“Es wird etwas ganz Außergewöhnliches sein, ja?”, fragte er vorsichtig. “Es ist wichtig für mich, wissen Sie. Ich möchte in die Annalen des Clubs als der beste Präsident eingehen, den es je gegeben hat.”
“Wir werden dafür sorgen”, versprach sie.
Sobald George Berry ihr Büro verlassen hatte, sprang sie auf und lief die Treppe ins Erdgeschoss hinunter. Dort lag das Clubrestaurant und hinter Glastüren die Terrasse. Vor Kurzem erst war ihr dort ein Clubmitglied aufgefallen, mit dem sie unbedingt sprechen musste – Manny Ortega.
Manny war in den Sechzigern, genau wie der Vorsitzende. Und ein faszinierender Mann, der als Teenager aus Kuba herübergekommen war. Damit er mit seiner Conga-Band in die Vereinigten Staaten einreisen durfte, hatte er ein falsches Alter angegeben. Zu seiner Glanzzeit spielte Manny in den Clubs von ganz Miami.
Garantiert hatte er irgendwann einmal mit Ted Monoco zusammengearbeitet. Denn den Zeitungen zufolge hatte er die Polizei angerufen und die Monocos als vermisst gemeldet.
“Hallo, Schönheit”, sagte er zur Begrüßung, als Beth an seinen Tisch kam. Vor einem kubanischen Kaffee sitzend, rauchte er genüsslich und sah zu den Booten am Kai hinüber.
Manny liebte seine kubanischen Zigarren. Überhaupt hatte er viel für Genüsse aus seiner alten Heimat übrig. Woher er seine Zigarrenkisten bekam, wusste Beth nicht, und sie hatte ihn auch nie danach gefragt.
“Selber hallo”, antwortete sie. “Und danke für das Kompliment. Darf ich mich zu Ihnen setzen?”
“Unbedingt. Was gibt’s denn? Brauchen Sie noch einen Rentner für die Drums?”
Sie lachte. “Irgendwann werden Sie nicht mehr drum herumkommen, Manny. Aber ich wollte Sie etwas anderes fragen. Neulich habe ich zufällig in alten Zeitungen geblättert. Und Sie sind doch gut mit den Monocos befreundet, oder? Ted und Molly?”
“Ja, das bin ich.”
“Haben Sie inzwischen etwas von ihnen gehört?”
Auf einmal verschleierte Kummer seinen Blick. “Kein einziges Wort.”
“Glauben Sie, dass ihnen etwas zugestoßen ist?”
“Nun ja, das dachte ich zumindest. Aber vor ein paar Tagen sagte mir die Polizei, dass man ihr Boot gesehen habe, also muss ich ihr Recht auf Privatsphäre wohl respektieren. Trotzdem kommt es mir komisch vor. Bisher haben sie mich immer über ihre Reisen auf dem Laufenden gehalten.”
“Das ist wirklich merkwürdig. Wissen Sie denn, wer das Boot gesichtet hat?”, fragte sie.
Langsam und sorgfältig streifte er die Asche von seiner Zigarre und starrte in den aufsteigenden Rauch. “Darf ich fragen, warum Sie das wissen möchten?”
“Ach, wir sind gerade erst von Calliope Key zurück, und das hat mich zum Nachdenken gebracht.”
Manny hob die Arme und machte eine vage Handbewegung. “Was weiß man schon über die Menschen? Sie sagen, Ted und Molly seien erwachsene Menschen und könnten machen, was sie wollen. Also … bin ich ihnen vielleicht irgendwie zu nahe getreten? Ich weiß es nicht. Wer weiß, ob sie nicht morgen schon wieder auftauchen?”
“Aber … müssen sie nicht ihre Rechnungen bezahlen und so was? Steuern?”
“Das hat Ted alles im Voraus mit seiner Bank geregelt. Schon als sie anfingen, ihre Weltreise zu planen. Mir war nur nicht klar, dass sie auch mit ihren alten Freunden abschließen wollten.”
“Also hat niemand mehr mit ihnen gesprochen?”
Als hätte Beth sich mit ihren letzten Worten auf gefährliches Terrain begeben, sah Manny sie plötzlich verärgert an. Offenbar waren seine Gefühle ziemlich verletzt worden. Nachdem er sich anfangs noch große Sorgen um Ted und Molly gemacht hatte, musste er den Aussagen der Polizei zufolge nun glauben, dass er seinen alten Freunden schlichtweg gleichgültig geworden war.
“Für mich hört sich das überhaupt nicht nach den Monocos an”, meinte Beth.
Überrascht hob er eine Augenbraue. “Kannten Sie sie denn?”
“Nein, aber … sie waren doch – sie sind doch nette Leute, oder?”
“Die besten, die ich kenne”, stimmte Manny zu.
“Dann kommt mir das doch sehr merkwürdig vor.”
“Ja, mir auch. Aber so ist es nun
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