Mörderisches Paradies
erklärte Beth ein bisschen unsicher. “Vielleicht stimmt das, vielleicht auch nicht. Aber ich musste dauernd an Ted und Molly Monoco denken.”
“Ich erinnere mich an die Geschichte, aber ich dachte, sie machen eine Weltumseglung”, sagte Ashley. “Da ist es doch kein Wunder, wenn man nichts von ihnen hört.”
“Aber wenn es wirklich ein Schädel war?”
“Du hast gesagt, was immer du gesehen hast, war weg, als ihr noch einmal dort wart.”
“Vielleicht habe ich ihn einfach nicht wiedergefunden”, beharrte Beth.
Ashley rührte mit dem Strohhalm in ihrem großen Eistee. “Das fällt nicht in meine Zuständigkeit und auch nicht in Jakes, weißt du.”
“Aber du könntest etwas herausbekommen”, hakte Beth nach.
Ihre Freundin nickte nachdenklich.
“Kann sich nicht irgendjemand darum kümmern?”
“Doch”, sagte Ashley. “Wir könnten zumindest die Küstenwache mal hinschicken. Aber warum sollte der Schädel – wenn es wirklich einer war – plötzlich verschwinden? Kam dir irgendjemand von den anderen Seglern dort irgendwie verdächtig vor?”
Beth verzog das Gesicht. “Jeder Einzelne von ihnen.”
“Na, erzähl schon”, lächelte Ashley.
Also beschrieb Beth die anderen Camper auf der Insel: die Masons, die Ashley flüchtig kannte, Brad und Sandy und die drei Männer mit der Luxusjacht.
“Drei Abenteurer, wie?”, witzelte Ashley.
“Tja. So sahen sie jedenfalls aus.”
“Inwiefern?”
“Na, du weißt schon. Die Art Kerle, die angeln, tauchen … rumschippern halt.”
“Du meinst, sie hatten Bierbäuche und konnten ihre Bierflaschen mit den Zähnen öffnen?”
“Ashley!” Beth errötete, als ihr einfiel, wie sie Bens Fantasiefreunde beschrieben hatte, die sie angeblich noch auf der Insel erwartet hatten.
“Sorry, war nur ein Scherz. Aber das hört sich nicht nach modernen Piraten an. Nicht, wenn sie schon ein Traumboot besitzen.”
“Aber Piraten gibt es schon da draußen, oder?”, wollte Beth wissen und dachte, dass Lee vielleicht gar nicht der rechtmäßige Besitzer des Schiffes gewesen war.
“Darauf kannst du wetten. Wenn du erst mal auf offener See bist, zählt nur noch das Geld und kaum noch das Gesetz”, nickte Ashley ernsthaft. Dabei kritzelte sie abwesend auf ihrer Serviette herum. “Beschreib mal deinen Kerl.”
“Welchen denn?”
Ihre Freundin lächelte. “Na den, über den du am meisten erzählt hast, der dir am verdächtigsten vorkam – und der dir am besten gefallen hat.”
“Ashley …”
“Beth, beschreib ihn einfach. Groß? Dunkelhaarig? Rundes Gesicht, langes Gesicht?”
“Äh, gut geschnittenes Gesicht, breite Wangenknochen, markantes Kinn, sehr kraftvoll. Die Augen …” Fasziniert beobachtete sie, wie Ashley etwas auf ihre Serviette zeichnete – und zwar erstaunlich gut. “Weiter auseinander. Und die Augenbrauen hatten mehr Schwung. Die Nase ein bisschen länger, ziemlich gerade. Der Mund war voller. Und die Haare – na ja, je nachdem, ob sie trocken oder nass waren.”
“Bleib bei seinem Gesicht.”
“Ein bisschen schmaler hier, unter den Wangenknochen”, sagte Beth. Dann pfiff sie anerkennend, lehnte sich zurück und sah Ashley an. “Man könnte meinen, du kennst den Kerl. Das ist unglaublich.”
Ashley zuckte mit den Schultern und schob die Serviette mit der perfekten Zeichnung neben ihren Teller. “Immerhin werde ich für so etwas bezahlt.”
“Hey! Sieh mal an, wen uns die Sommerbrise herbeigeweht hat”, unterbrach eine männliche Stimme ihr Gespräch.
Beide sahen auf. Vor ihnen stand Jake. Er winkte Beth zu, drückte seiner Frau einen Kuss auf den Scheitel und zog sich einen Stuhl heran. Jake war ein rauer Kerl, der wie ein typischer Cop aussah oder wie einer von Beths drei Segeltypen. Und in der Tat hatte er von beidem etwas. Seit Jahren begegneten ihm beruflich die schlimmsten, finstersten, grässlichsten Abgründe der Stadt. Aber er war darüber nicht zum Zyniker geworden, sondern kam immer noch zu seiner Frau nach Hause und lächelte fröhlich, spielte mit seinem Sohn und seiner Tochter, liebte seine Frau und war gern mit seinen Freunden zusammen.
“Beth glaubt, sie hätte einen der vermissten Monocos gefunden”, erklärte Ashley.
“Ich wusste gar nicht, dass sie offiziell vermisst werden. Ich habe nur gehört, dass ihr Boot kürzlich irgendwo gesichtet worden sein soll.”
“Sie hat vielleicht auf Calliope Key einen Totenschädel gefunden”, erzählte Ashley weiter.
“Er ist verschwunden”, murmelte
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