Mörderisches Paradies
betrat, hätte sie schwören können, dass irgendetwas nicht stimmte. Irgendwie lagen die Papiere auf ihrem Schreibtisch anders da als zuvor. Stirnrunzelnd sah sie die Sachen durch, doch auf den ersten Blick fehlte nichts.
Dann sah sie auf ihren Computerbildschirm.
Er war ausgeschaltet.
Wieder stutzte sie. Sie hatte den Computer nicht ausgeschaltet.
Ein eisiger Schauer packte sie. Aber selbst das war kein Grund zur Beunruhigung. Vielleicht hatte es einen Stromausfall gegeben. Vielleicht hatte sie das Gerät versehentlich ausgestellt, ohne es zu merken.
Aber das war ihr noch nie passiert.
Und doch …
Es war helllichter Tag. Dutzende von Clubmitgliedern und Angestellten hielten sich im Haus und auf dem Gelände auf. Also kein Grund, ängstlich zu werden.
Doch das eisige Gefühl der Angst wollte einfach nicht verschwinden.
Es verschwand für den Rest des Tages nicht und begleitete Beth bis auf den Parkplatz, wo sie nach ihrem Arbeitstag ins Auto stieg.
Donnerstag.
Der Tag brach gerade an.
Keith und Matt standen am Achterdeck und schauten übers Wasser.
Nach wie vor lag das verdächtige Schiff von Brad und Sandy unverändert vor Anker.
“Wahrscheinlich haben sie kein Zuhause”, sagte Matt und seufzte.
“Sie haben keine Ahnung, was wir vorhaben”, meinte Keith nachdrücklich, obwohl ihn die Gegenwart der anderen ebenso beunruhigte wie Matt und Lee. Längst hatte er sich an der Stelle umgesehen, wo Brad möglicherweise etwas vergraben hatte, aber nichts gefunden. Doch das Meer war groß, und Wasser und Sand veränderten es unablässig. Weder hatte er genau gewusst, wo er suchen sollte, noch was er eigentlich suchte. Aber dass Brad etwas ins Meer geworfen hatte, stand für ihn fest.
Etwas, das die Küstenwache nicht finden sollte.
“Mir gefällt das nicht”, meinte Matt.
“Mir geht es genauso. Offen gestanden gefällt mir gar nichts, was mit den beiden zu tun hat. Aber was uns betrifft – Matt, einer von uns bleibt als Beobachtungsposten an Bord, und zwar ständig. Wir können unsere Arbeit nicht komplett einstellen, nur weil ein paar andere Leute in der Nähe ankern.”
“Die liegen hier schon viel zu lange”, betonte Matt.
“Wahrscheinlich denken sie dasselbe von uns.”
Wütend fuhr Matt herum und sah Keith scharf an. “Ich will aber nicht hier weg”, murmelte er.
“Vielleicht sollten wir trotzdem für eine Weile verschwinden. Eine Nacht in anderer Gesellschaft verbringen und ein paar Gerüchte oder Gerede aufschnappen.”
Aus schmalen Augen sah Matt ihn an und schüttelte den Kopf. “Keith, ich glaube, du bist auf dem falschen Dampfer. Mich entsetzt Brandons Tod auch. Aber das heißt noch lange nicht, dass das Verschwinden irgendeines älteren Pärchens damit in Zusammenhang steht.”
“Sie könnten ebenfalls tot sein.”
“Viele schlimme Dinge passieren. Viele Leute sterben. Aber das muss deshalb noch lange nichts miteinander zu tun haben.”
“Nein, nicht unbedingt. Aber ich glaube, ein paar Erkundigungen in dieser Richtung können nicht schaden.”
Matt sah aus, als wollte er noch einmal widersprechen, zuckte dann jedoch mit den Schultern. “Vielleicht hast du recht.” Jetzt lächelte er. “Ich nehme an, du erhoffst dir eine Einladung in einen ganz bestimmten Jachtclub?”
“Es gibt viele mögliche Orte an Land”, wich Keith aus.
“Ich wiederhole …”
“Okay, ich finde, wir sollten uns da wirklich mal umsehen. Abgesehen von Brad und Sandy kamen alle Leute, die auf der Insel waren, von dort.”
“Lass uns mit Lee darüber sprechen”, stimmte Matt zu. “Vermutlich liegst du richtig”, grummelte er etwas beleidigt. “Trotzdem kommt es dir verdammt gelegen, stimmt’s?”
Tatsächlich war es für Keith durchaus mehr als eine willkommene Gelegenheit, um bei Beth vorbeizuschauen. Er machte sich Sorgen um sie. Zwar war sie wieder zu Hause, aber er hätte schwören können, dass sie die Küstenwache geschickt hatte. Weil Brad und Sandy, die Hauptverdächtigen, immer noch hier ankerten, während Beth längst wieder auf dem Festland war, sollte er sich eigentlich keine Sorgen machen. Aber er tat es trotzdem.
Was zum Teufel führten Brad und Sandy im Schilde? Sie hingen einfach hier in der Gegend herum und warfen Sachen ins Wasser.
Am liebsten wäre er hinübergefahren, um zu fragen, was das Ganze bedeutete. Aber damit hätte er sich nur selbst verdächtig gemacht. Er rief sich in Erinnerung, dass eine Bootsladung Matrosen der Küstenwache auf die Insel
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