Mörderisches Paradies
wieder auf das Foto starrte.
“Kennen Sie die Monocos?”, fragte er.
“Ich habe sie einmal kennengelernt”, erwiderte sie vage.
“Sie waren so aufgeregt, als sie in See gestochen sind. Ted hat zwei große Leidenschaften: Tanzen und sein Boot. Abgesehen von Molly natürlich. Sie sind ein wunderbares Paar, nach all den Jahren immer noch verliebt ineinander. Die wenigsten Leute nehmen ‘Bis dass der Tod euch scheidet’ heute wirklich noch ernst.”
“Manche schon”, sagte sie.
“Ah, eine Idealistin. Das gefällt mir. Aber Träume werden nur wahr, wenn man sich auch um ihre Umsetzung bemüht. Denken Sie nur an Ted. Er hatte nur sein Talent, und damit hat er sein Geschäft aufgebaut – und sich ein ansehnliches Einkommen für den Ruhestand erarbeitet.”
“Waren Sie schon mit ihnen befreundet, bevor Sie sein Studio übernommen haben?”, fragte sie höflich.
“Aber natürlich. Ich habe das Studio gekauft, weil ich bei Ted gelernt habe”, erklärte Eduardo. Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. “Jetzt muss ich leider eine Stunde geben. Aber ich freue mich, dass wir miteinander ins Geschäft gekommen sind, und werde Ihnen das Tanzen auf Ihrer Party höchstpersönlich beibringen. Warten Sie nur ab: Bald werden auch Sie hier bei mir Unterricht nehmen.”
Beth lächelte. Er verbreitete dieselbe entspannte Zuversicht wie Maria. Das gefiel ihr.
“Wir werden sehen. Ich rufe Sie noch einmal an, wegen der letzten Absprachen”, sagte sie.
Während sie aufstand, kam er um den Tisch und küsste ihr dann ganz altmodisch die Hand.
Auf dem Weg nach draußen sah sie sich die Fotos an den Wänden an. Sie stammten offenbar von verschiedenen Turnieren. Die Männer trugen Smokings, die Frauen Ballkleider – elegant, eng anliegend, wunderschön.
Auf einem der Fotos lächelte Amanda Mason in die Kamera. Schnell flog Beths Blick über die restlichen Fotos. Tatsächlich … Auf einem sah man Amandas Vater Roger. Und auf einem weiteren Hank mit einer hübschen blonden Frau. Sogar Gerald war dabei, wenn auch nur auf einem Gruppenfoto während einer Preisverleihung.
“Interessieren Sie sich für Pokalturniere?”, fragte Eduardo. Aber noch bevor sie antworten konnte, sagte er: “Ach ja, richtig. Sie kennen die Masons. Sie segeln ja auch.”
“Ja, sie sind Clubmitglieder.”
“Na, die werden keinen Grundkurs mehr brauchen.”
“Dann werden sie den Abend hoffentlich ganz besonders genießen, wenn sie schon tanzen können”, meinte Beth. “Vielen Dank noch einmal. Wir telefonieren.”
Sie machte, dass sie hinauskam. In ihrem Kopf drehte sich alles und sie musste wieder klar werden.
Was hatte das zu bedeuten?
Es bedeutete, dass die Masons gern tanzten. Nichts weiter.
Kopfschüttelnd überlegte sie, was sie da eigentlich tat und was sie erreicht hatte. Eduardo Shea schien sich nicht die geringsten Sorgen über die Monocos zu machen. Er kannte sie. Und zweifellos kannten die Masons sie auch.
Also?
Hier in der Gegend konnte sie dutzendweise Leute auftreiben, die die Monocos kannten.
Leute, die sie kannten, die mit ihnen zusammengearbeitet hatten, die mit ihnen gesegelt waren, die sie mochten.
Und wohin führte das?
Nichts davon brachte sie der Wahrheit auch nur ein Stück näher.
Amber fuhr mit der U-Bahn zur Schule und wieder nach Hause. Die Station Coconut Grove lag nur ein paar Straßen entfernt. Meistens ging sie direkt nach Hause und rief ihren Vater an – Mister Superbesorgt –, der kurz darauf ebenfalls nach Hause kam.
Heute jedoch war die Schule früher zu Ende, und sie hatte vergessen, ihm Bescheid zu sagen. Weil sie mit Kim unterwegs war und nirgendwo erwartet wurde, beschloss Amber, im Jachtclub vorbeizuschauen.
Bis dahin mussten sie allerdings ein ganzes Stück laufen. Sie tranken unterwegs bei einem Imbiss ein Mineralwasser, schwitzten aber trotzdem, als sie den Eingang zum Club erreicht hatten.
“Gehen wir gleich ins Café”, meinte Kim.
“Wir sollten erst Tante Beth Bescheid sagen, dass wir hier sind”, sagte Amber.
“Wieso denn?”
“Damit sie Bescheid weiß. Dann kann sie meinen Dad anrufen.”
“Wasser, Wasser. Ein Königreich für ein Glas Wasser”, röchelte Kim.
“Na gut, ein Wasser und dann zu Tante Beth.”
“Dein Vater ist hier doch Mitglied, oder? Also dürfen wir auch ohne die Begleitung deiner Tante hier sein.”
Stimmt, dachte Amber. Trotzdem fühlte sie sich nicht ganz wohl dabei, nicht zuerst zu ihrer Tante zu gehen. Wenn Beth ihren Vater anrief und
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