Mörderisches Paradies
Welt ist ein böser Ort”, kam als schlichte Antwort.
“Kannst du nicht einmal auf eine Frage direkt antworten, Keith?”, stöhnte Beth.
“Wenn ich es kann, schon.”
“Du bist ein Lügner. Natürlich kannst du darauf antworten. Also … wovor sollte ich Angst haben?” Sie verschränkte die Arme vor der Brust. “Davor, dass ich auf der Insel tatsächlich einen Schädel gesehen habe?”
“Ich habe keine Ahnung, was du auf der Insel gesehen hast, Beth. Aber jeder dort wusste, dass du etwas gesehen hast. Und dass du Angst hast, ist doch offensichtlich. Auch wenn es dann nicht gerade klug ist, einfach die Haustür aufzumachen. Eigentlich solltest du die Tür nie einfach so aufmachen. Dafür haben die meisten Leute einen Spion in der Tür.”
“Vielen Dank für den Tipp. Ich bin einfach so zur Tür gegangen, weil ich dich für meinen Bruder gehalten habe.”
“Und wenn dein Bruder kommt, schreist du aus Leibeskräften?”
Zum Glück klingelte in diesem Augenblick das Telefon und entband sie einer Antwort. Sie entschuldigte sich und ging in die Küche, um dort abzunehmen.
Es war Ashley.
“Hi”, sagte Beth leise und beobachtete Keith Henson, der in ihrem Wohnzimmer stand.
“Ich wollte dir nur erzählen, dass jetzt offiziell nach diesen Leuten, die du auf der Insel kennengelernt hast, gefahndet wird.”
Ihr blieb fast das Herz stehen. “Nach welchen denn?”
“Diesem Pärchen. Brad und Sandy.”
Erleichtert atmete sie aus. “Äh … Und wieso?”
“Sie sollen verhört werden. Es gibt zwar keine Beweise gegen sie, und ich sollte dir das auch eigentlich gar nicht erzählen, aber ich weiß zufällig, dass die Namensplakette der ‘Retired!’ im Meer vor Calliope Key entdeckt wurde. Ich dachte, du solltest das wissen. Ich glaube zwar nicht, dass sie hier auftauchen werden, und mit etwas Glück wissen sie auch gar nicht, dass sie gesucht werden, aber … na ja, du bist vermutlich tatsächlich auf die Überreste der Monocos gestoßen. Aber das soll vorerst nicht bekannt werden, um die beiden nicht zu verschrecken.”
Keith stand immer noch im Wohnzimmer. Wieso nur hatte sie das dumpfe Gefühl, dass er die Fundstelle ganz genau beschreiben könnte, wenn sie ihn später danach fragen sollte?
Damit er sie nicht hören konnte, drehte Beth sich weg. “Und wieso werden die beiden verdächtigt?”
“Es gibt gewisse Indizien”, sagte Ashley nur.
“Und welche wären das?”
Statt direkt zu antworten, fragte Ashley: “Wollen wir uns morgen nicht im ‘Nick’s’ treffen? Frühstück, Brunch, Mittagessen – was dir am besten passt. Vielleicht kannst du mir ein bisschen weiterhelfen.”
Dass ihre Freundin am Telefon nicht mehr erzählen wollte, verstand Beth. Aber sie war ja schon froh für die Information, die sie gerade erhalten hatte.
Wenn also jemand etwas mit der Sache zu tun hatte, dann Brad und Sandy. Aber nicht Keith Henson und seine Freunde. Nicht der Mann, mit dem sie bereits geschlafen hatte und der in diesem Moment in ihrem Wohnzimmer stand und sich mit geübtem Auge umsah.
“Beth?”
“Ich bin noch da.”
“Treffen wir uns?”
“Aber sicher. Ich muss morgens kurz ins Büro, aber dann habe ich Zeit.”
“Dann sehen wir uns. Pass auf dich auf, ja?”
Sie antwortete nicht sofort. “Mach ich.”
“Bis morgen.”
“Vielen Dank.”
Als sie auflegte, sah sie, wie Keith ihr zulächelte. “Es ist wirklich nett bei dir.”
“Schön, dass es dir gefällt.” Endlich hatte sie den ersehnten Beweis, dass mit ihm alles in Ordnung war. Aber warum fühlte sie sich dann noch immer so unbehaglich? Weil sie noch nicht wusste, warum von all den Leuten auf der Insel Brad und Sandy verdächtigt wurden. Außerdem wurden die Monocos schon seit einem knappen Jahr vermisst.
“Bleibst du länger in Miami?”, fragte sie.
“Ich weiß noch nicht. Wir lassen uns ein bisschen treiben”, erklärte er.
“Hört sich gut an.”
Eine Weile sah er sie nur an. “Du benimmst dich ziemlich merkwürdig.”
“Deiner Meinung nach benehme ich mich doch immer merkwürdig.”
“Entschuldige. Und entschuldige bitte auch, dass ich so plötzlich hier aufgetaucht bin. Ich dachte wirklich, ich würde erwartet. Aber da das offenbar nicht der Fall ist …”
“Ich hatte dich nicht erwartet, aber … aber deswegen musst du nicht gleich wieder gehen”, sagte sie schnell.
“Du scheinst aber nicht sonderlich erfreut zu sein, dass ich hier bin.”
Sie musste lächeln. “Doch, das bin ich”, sagte sie
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