Mörderspiel
müssen.“
„Ich denke, es wird schneien“, sagte Jon. „Unsere Hausangestellten sind allerdings ungewöhnlich gut. Ich glaube, uns ist noch nie etwas Wichtiges ausgegangen. Aber ich rede noch mal mit der Haushälterin, um sicher zu gehen, dass wir von allen Vorräten die doppelte Menge haben, falls wir hier wirklich einschneien sollten.“
„Gute Idee. Ich fand, du solltest es wissen“, sagte Joshua.
„Ja, danke.“ Zögernd fügte Jon hinzu: „Josh, alle Anweisungen zum Spiel arbeiten Camy und du doch gemeinsam aus, nicht wahr?“
„Ja, warum?“
„Hast du den Umschlag unter meiner Tür durchgeschoben?“
Joshua schüttelte den Kopf und wirkte verunsichert. „Nein. Camy hat heute die Anweisungen verteilt. Warum? Ist etwas nicht in Ordnung?“
Jon zeigte ihm die Mitteilung, die er erhalten hatte.
Joshua wurde blass. „Da treibt einer üble Spielchen“, stellte er zornig fest.
„Scheint so.“
„Glaubst du, dass du in echter Gefahr bist?“
„Nein.“
„Aber…“
„Denk nicht mehr daran. Tut mir Leid, dass ich dich damit behelligt habe.“
„Entschuldige mal“, widersprach Joshua pikiert. „Irgendwer hat das hier verzapft! Wir müssen wissen, wer…“
„Josh, ich komme schon damit klar. Du bist Künstler, mein Freund, und betätigst dich für meine Wohltätigkeitsveranstaltung als Spielleiter. Das hier geht dich nichts an. Entschuldige mich, und danke für den Wetterbericht. Ich muss Camy aufsuchen.“
Er verließ Joshua, ging den Flur hinunter und klopfte an Camys Tür.
„Herein!“
Er öffnete, trat ein, kam gleich zu ihr an den Schreibtisch und warf ihr die Mitteilung hin. „Das ist kein Spaß, Camy. Was in drei Teufels Namen ist in Sie gefahren, so etwas zu machen?“
„Was denn?“ fragte sie erschrocken zurück. Sie sah ihn verständnislos an, nahm dann stirnrunzelnd den Briefbogen auf und begann zu lesen.
Jon sah, wie ihr Gesicht allmählich kreidebleich wurde. „Joshua sagte mir, Sie hätten die Anweisungen für heute geschrieben und unter den jeweiligen Türen durchgeschoben.“
„Das stimmt. Aber das hier ist nicht von mir, Jon, ehrlich. Ich schwöre bei allem, was mir heilig ist. Wie können Sie nur annehmen, dass ich Ihnen so etwas schreiben würde?“
„Sehen die anderen Anweisungen auch so aus?“ fragte er schroff.
Sie nickte. „Ja, aber…“
„Wer hatte Zugang zu Ihrem Büro? Das hier ist Briefpapier des Hauses.“
„Ich glaube, jeder konnte in mein Büro schlüpfen. Außerdem liegt weiteres Briefpapier im Schreibtisch in der Bibliothek. Vermutlich befindet es sich ebenfalls in allen Gästezimmern. Jon, ich kann natürlich nichts beweisen, aber ehrlich, ich habe miterlebt, wie Sie unter alledem gelitten haben. Sie können doch nicht ernsthaft annehmen, dass…“ Sie verstummte mit einer hilflosen Geste.
Jon spürte, wie seine innere Anspannung nachließ, als er Camy beobachtete. Sie war sehr bekümmert. „Nein, ich glaube wirklich nicht, dass Sie so etwas Grausames tun würden, Camy. Tut mir Leid. Aber das Ding gelangte nun mal unter meine Tür.“
Sie schüttelte den Kopf. „Diese Mitteilung habe ich Ihnen wirklich nicht geschickt. Ihre lautete: ‚Sie sind zwar beschränkt, aber gerissen. Beobachten Sie die weiteren Vorgänge und hören Sie gut zu. Natürlich sind Sie als der Beschränkte Dick der Hauptverdächtige.’ Mehr stand nicht auf dem Zettel, den ich Ihnen unter der Tür durchgeschoben habe.“
„Haben Sie zu der Zeit jemand auf dem Korridor gesehen?“
Sie schüttelte entschieden den Kopf, und vor Schuldgefühlen sammelten sich Tränen in ihren Augen.
„Ich habe überhaupt niemand gesehen, Jon. Ich bin nach unten gegangen, um die Vorbereitungen für das Dinner zu überprüfen, und dann habe ich im Keller – ich meine im Burgverlies – alle Lichter angemacht. Entschuldigung, ich vergesse immer, dass es ein Burgverlies ist. Gleichgültig, wie lange Ihre Familie das Schloss schon besessen hat. Dann kam ich wieder nach oben, und alle waren auf dem Flur.“
„Offenbar glaubt da jemand, ich hätte wegen Cassies Tod noch nicht genug gelitten. Ich würde schon gerne wissen, wer das geschrieben hat.“ Er steckte die Mitteilung wieder ein.
„Einige Ihrer Freunde sind ein bisschen exzentrisch“, bemerkte Camy kleinlaut.
„Einige sind schlichtweg bizarr“, stimmte er grinsend zu. „Also, halten Sie die Augen offen.“ Damit wandte er sich zum Gehen.
„Jon!“ rief Camy zögernd.
Er verharrte und drehte sich zu ihr
Weitere Kostenlose Bücher