Mörderspiel
Atmosphäre in den Tiefen des Schlosses sonderlich wohl gefühlt hätte, wenn V.J. nicht bei ihr gewesen wäre.
„Ich dachte, Cassandra hat Jon wirklich geliebt“, erwiderte sie schließlich. „Ich hatte den Eindruck, dass sie eine dieser stürmischen, leidenschaftlichen Künstlerehen führten und sich trotz der Streitereien sehr mochten.“
V.J. meinte achselzuckend: „In einer Woche kann ich nicht alle Rätsel lösen. Vergessen wir Bowling, ja? Der Pool sieht zu verlockend aus. Ich stürze mich hinein.“
Sie schüttelte ihren Frotteemantel ab und ging zum Beckenrand. Immer noch elegant mit ihren langen Beinen und dem schlanken, straffen Körper, hechtete sie sportlich ins Wasser, tauchte unter und kam am anderen Ende wieder hoch. „Es ist wunderbar im Wasser!“ rief sie Sabrina zu.
„Sieh dir das an!“ rief Sabrina zurück. Der Fernseher war eingeschaltet und lief mit leise gestelltem Ton. Sabrina sah jedoch, dass ein Großteil des Landes bereits unter einer dichten Schneedecke versank.
V.J. schwamm zum Beckenrand, legte die verschränkten Arme auf die Kacheln, das Kinn darauf und sah ebenfalls zu. „Man stelle sich vor! Draußen tobt der Winter, und ich schwimme hier in angenehm warmem Wasser. Purer Luxus. Unser Junge weiß zu leben!“
Sie drückte sich vom Rand ab und schwamm wieder einige Bahnen. Sabrina legte ebenfalls ihren Umhang ab und tauchte hinter ihr ein. Auch sie schwamm einige Bahnen und hielt dann inne, um sich auszuruhen.
V.J. kam zu ihr und nahm den Faden ihrer vorherigen Unterhaltung wieder auf. „Cassie kann nicht glücklich gewesen sein mit Jon. Er musste nur mal hallo zu jemand sagen, und sie war sofort eifersüchtig und misstrauisch. Sie hasste dieses Schloss abgrundtief und fand immer einen Vorwand, um Jon von hier wegzulocken. Ehe sie starb…“
V.J. ließ den Satz unbeendet. Frustriert drängte Sabrina: „Was war, ehe sie starb?“
Doch V.J. zuckte nur die Achseln und strich sich das nasse Haar zurück. „Sie hatten beim Frühstück einen schrecklichen Streit. Es war der dritte oder vierte Tag der Krimi-Woche, glaube ich. Die Person, die ich spielte, war bereits umgebracht worden und viele andere auch. Es war ein herrlicher Jux für alle. Susan war natürlich anstrengend, aber auch sie hatte ihren Spaß. Ich glaube, es hat sie sogar gefreut, mit Cassie in den Clinch zu gehen. Und sie gingen in den Clinch, dass die Fetzen flogen!“ V.J. lachte bei der Erinnerung.
„Aber was war mit Cassie und Jon?“ wollte Sabrina wissen.
„Nun, Cassie setzte alles daran, Jon auf die Palme zu bringen. Sie kleidete sich empörend freizügig und provozierte jeden anwesenden Mann. Ich glaube, ein Teil ihres Problems war, dass sie es nicht mehr schaffte, Jon richtig wütend zu machen.“ Sie dachte einen Moment nach und fuhr fort: „Ich glaube, am Anfang ihrer Ehe hat Cassie nur einfach eine Rolle gespielt, und das ziemlich gut. Sie konnte zärtlich und liebevoll sein wie die ideale Ehefrau. Aber sie hatte diesen Hang zur Gemeinheit, und je mehr der zum Vorschein kam, desto mehr verlor Jon das Interesse an ihr. Ich erinnere mich, wie sie während eines Streites versuchte, ihm einen Kinnhaken zu versetzen. Er fing nur ihre Hand ab, sah sie vernichtend an und ging einfach weg. Er hatte genug vom Streiten. Ich glaube, er liebte sie schon lange nicht mehr.“
„Vielleicht“, räumte Sabrina ein, „aber woher soll man wissen, was ein anderer fühlt.“
V.J. sah sie erstaunt an. „Liebe Sabrina, da ist ein bestimmter Ausdruck im Blick eines Menschen, wenn er liebt. Und glaube mir, bei Jon war der längst nicht mehr da.“
„V.J., ich hätte nie für möglich gehalten, dass du eine solche Romantikerin bist!“ neckte Sabrina.
V.J. erwiderte achselzuckend: „Na ja, so ganz genau kann man das bei niemand einschätzen, oder?“
„Korrektur, bei mir schon“, erklärte Brett und kam in Sandalen, Badehose und Bademantel zum Pool. Er legte den Bademantel ab und posierte neckisch als Muskelprotz. „Die ganze Welt weiß, dass ich ein unverbesserlicher Romantiker bin“, verkündete er. „Richtig, V.J.? Erzähl das bitte meiner Frau und bestätige ihr auch, dass ich in hervorragender körperlicher Verfassung bin.“
V.J. sah kurz zu Sabrina, dann wieder zu Brett. „Tut mir Leid. Aber ich glaube, deine Exfrau weiß alles über deine hervorragende Verfassung, Brett. Warum zeigst du nicht zur Abwechslung mal dein gutes Benehmen? Ich hätte gern einen milden Wodkasoda und jede Menge
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