Mörderspiel
steif.
Stirnrunzelnd sah sie genauer hin. Und fürchtete, ihr Magen drehe sich um.
Blut.
Nicht nur ein Tropfen oder zwei.
Die gesamte Frontpartie schien damit besudelt zu sein.
15. KAPITEL
U m Gottes willen, hatte Jon sich eine Arterie verletzt?
Unwillkürlich schaudernd, fiel ihr plötzlich jeder dumme Horrorfilm ein, den sie jemals gesehen hatte.
Frauen neigten zur Torheit, wenn es um Männer ging. Sie glaubten ihnen alles und verliebten sich prompt in Vampire und Monster. Sie sahen nur, was sie sehen wollten, und vertrauten…
Sie war in ihn verliebt gewesen, verliebte sich soeben aufs Neue, oder hatte nie damit aufgehört, ihn zu lieben. Jedenfalls glaubte sie an ihn. Wenn man jemand liebte, war es nicht töricht, ihm zu vertrauen. Sie kannte ihn. Er war ein ehrlicher Mann, der Recht von Unrecht unterscheiden konnte.
Dennoch, seine Frau war auf mysteriöse Weise ums Leben gekommen. Hier, in diesem Schloss.
Und in dieser Nacht hatte er sich mit Blut besudelt.
Aufhören! ermahnte sie sich streng. Auch Brett war leicht blutig gewesen. Und soweit sie wusste, hatten beide nur ihr eigenes Blut vergossen. Also, wo war das Problem? Niemand lief verwundet herum oder lag gar tot in seinem Blut. Nach Diannes Auftritt in der Krypta hatte es auch keine nächtlichen Schreie oder andere Aufregungen mehr gegeben.
Sabrina konnte nicht einmal genau sagen, worüber sie sich eigentlich solche Sorgen machte.
Sie legte sich still wieder hin und schloss müde die Augen. Ein Klopfen an der Tür riss sie kurz darauf aus ihrem Schlummer, und sie saß kerzengerade im Bett.
„Was ist?“ rief sie.
„He!“ Das war Bretts Stimme. „Ich bin es. Bist du angezogen? Ich weiß, dass du allein bist. Der Herrscher des alten Schlosses sitzt unten und trinkt Kaffee.“ Nach einer Pause: „Ich danke dir, dass du heute Nacht so besorgt um mich warst. Komm raus, Sabrina. Rede mit mir“, drängte er. „Sag mir, dass du am Leben und wohlauf bist. Mir geht es gut. Keine Komplikationen vom Schlag auf den Schädel oder dem kleinen Schnitt am Finger. Es ist fast Mittag. Wir sollten uns alle zur großen Beichte in der Halle versammeln. Kommst du?“
Sie sprang aus dem Bett. „Brett, ich muss noch duschen und mich anziehen. Ich bin gleich unten.“ Damit rannte sie ins Bad. Die große Beichte wollte sie auf gar keinen Fall versäumen.
In zehn Minuten hatte sie geduscht und war fertig angezogen. Brett hatte auf sie gewartet. Als sie aus ihrem Zimmer kam, lehnte er an der Flurwand und trank eine Tasse Kaffee.
„Das wird aber auch Zeit“, beklagte er sich.
„Ich habe mich sehr beeilt.“
„Ich wollte dich schon im Stich lassen, weil meine Kaffeetasse fast leer ist. Ich brauche mehr Koffein. War eine anstrengende Nacht. Ehrlich, du siehst erledigt aus. Ich bin höllisch eifersüchtig.“
„Na klar. Etwa weil du so viele einsame Nächte verbringen musstest?“ fragte sie skeptisch.
Er verzog reuig das Gesicht. „Na ja, nicht ganz so viele. Aber ich suchte Trost, weil ich dich verloren hatte.“
Sie schüttelte nachsichtig den Kopf. „Hast du überhaupt schlafen können? Und wie geht es deiner Beule?“
„Tut noch ein bisschen weh. Und ja, ich habe schlafen können. Du auch? Entschuldige, alberne Frage.“
„Brett…“
„Tut mir Leid.“
„Wie geht’s dem Finger?“
„Ist noch ein bisschen empfindlich, sonst geht’s. Möchtest du einen Kuss darauf drücken, damit er schneller heilt?“
Sie seufzte.
Er grinste. „Entschuldige. Ich kann es einfach nicht lassen. Ich möchte wirklich, dass wir Freunde sind. Wenn du natürlich irgendwann deine Meinung änderst und mehr willst …“ er beugte sich zu ihr hinüber, „oder falls du jemals fürchten solltest, dass dich dein reicher, adeliger Lover vom Balkon stürzen will…“
„Brett!“
„… kannst du jederzeit auf mich zurückgreifen.“
„Brett, ich dachte, Jon ist dein Freund.“
„Ist er. Aber in der Liebe, im Krieg und im Krimi ist alles erlaubt.“
Sie hatten den Fuß der Treppe erreicht und betraten das Eingangsfoyer. Durch die schmalen hohen Fenster sah Sabrina, wie hoch sich der Schnee auftürmte. Der Tag war trübe, und es deutete alles darauf hin, dass der Schneesturm jederzeit wieder losbrechen konnte. Aber irgendwie sah es auch sehr schön aus, auf eine melancholische Art.
Kerosinlampen brannten noch in ihren alten Halterungen und mit ein wenig Unterstützung schwacher Sonnenstrahlen wurde es im Schloss sehr viel heller.
„Kaffee, meine
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