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Mörderspiele

Mörderspiele

Titel: Mörderspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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nie ernsthaft mit dem Verbrechen in Verbindung gebracht. Wieso sollten wir mit seinem Enkel anders verfahren? Dafür hat er schon selber gesorgt. Die Rechnung ist beglichen. Trotzdem will der Täter uns bewusst demonstrieren, dass Bobbie endlich gesühnt wurde.«
    Vor dem Loch in der Wand blieb sie stehen. »Er will, dass es alle erfahren. ›Schaut euch an, was er ihr angetan hat. Er hat ihr eine Kugel in das junge, schmerzlich schöne Gesicht gejagt, ihre hinreißende Stimme zum Schweigen gebracht. Ihr Leben beendet, wo es doch gerade erst begonnen hatte. Dann hat er sie in ein steinernes Verlies eingemauert. Aber jetzt ist sie frei. Ich habe sie befreit.‹«
    »Sie wird noch berühmter, noch tragischer als je zuvor. Ihre Fans werden dieses Haus zur Kultstätte ausrufen. Blumen und Geschenke ablegen, draußen in der Kälte Kerzen anzünden. Und, um es auf die Spitze zu treiben, darf ein ausgeklügeltes Bobbie-Bray-Merchandising auch nicht fehlen. Da werden die Kassen schon munter klingeln«, setzte er zynisch hinzu.
    Eve drehte sich zu Roarke. »Da hast du verdammt Recht. Hopkins wusste das. Er hatte die Vision, dass ihm das Geld praktisch in den Schoß fallen würde. Nummer zwölf wäre nämlich nicht nur irgendein Club gewesen, nein, ihre Bewunderer hätten es zu einer verdammten Kathedrale hochstilisiert. Und er hätte abgesahnt. Darauf kannst du deinen Arsch verwetten. Sich an ihrem Gerippe eine goldene Nase verdient. Der Mörder will das nicht tolerieren. ›Du denkst, du kannst sie für deine Zwecke missbrauchen? Meinst du, ich würde das so sang und klanglos hinnehmen?‹«
    »Die meisten, die sie persönlich kannten oder mit ihr befreundet waren, sind inzwischen tot. Oder steinalt.«
    »Man muss nicht unbedingt jung sein, um eine Pistole abzufeuern.« Stirnrunzelnd betrachtete sie das eingerissene Mauerwerk. »Aber handwerklich geschickt, um das hier zu bewerkstelligen. Ich glaube nicht, dass Hopkins das gemacht hat. Auf seinen Kontoauszügen deutet nichts darauf hin, dass er sich entsprechendes Werkzeug gekauft oder geliehen hätte. Zudem ist er für mich der Typ, der Drecksarbeit lieber anderen überlässt. Der Mörder hatte die Tatwaffe und die Haarspangen. Der Mörder öffnete dieses Grab.«
    Die Kälte war plötzlich so intensiv, als hätte eine Sturmböe eine Tür aufgeschlagen, und durch die eisige Luft drang eine raue, gespenstische Stimme.
    In my dark there is no dawn, there is no light in my world since you’ve been gone. I thought my love would stand the test, but now my heart bleeds from my breast.
    Als Eve ihre Dienstwaffe zog, wurde der Gesang noch lauter, untermalt von einem wummernden Bass und wirbelnden Trommeln. Sie lief zu der Empore, von der aus man den Club überblickte.
    Die Stimme erhob sich, schien das Gebäude zu erfüllen. Überlagert von Stimmengewirr, Lachen und Pfiffen. Einen kurzen Moment lang glaubte Eve tatsächlich, eine Mischung aus schwerem Parfüm, Körperschweiß, kaltem Rauch zu inhalieren.
    »Irgendjemand will uns hier verschaukeln«, murmelte sie.
    Ehe sie zur Treppe hechten konnte, drang ein Schrei aus dem unbewohnten Studio über ihnen. Eine Frauenstimme gellte panisch:
    »Nein. Grundgütiger, Hop. Nicht!«
    Dann die Detonation eines Schusses und ein dumpfer Aufprall.
    Die Waffe im Anschlag stürmte sie gemeinsam mit Roarke die Stufen hinauf. An der Tür fasste er ihre Schulter.
    »Heilige Mutter Gottes. Siehst du, was ich sehe?«
    Sie versuchte sich zu überzeugen, dass es eine Illusion wäre - dass ihr der schwache Lichtschein, der aufwirbelnde Staub einen makabren Streich spielten. Gleichwohl gewahrte sie für einen Augenblick schemenhaft eine Frau, die blond gelockte Mähne umspielte ihre Schultern, während sie vor der aufgestemmten Wand verharrte. Sekundenlang schienen sich ihre Augen in die Eves zu bohren.
    Dann war es vorbei, und vor ihr lag lediglich der kalte, leere Raum.
    »Du hast sie gesehen«, beteuerte Roarke, als Eve in das aufklaffende Loch kletterte.
    »Ich habe einen Schatten wahrgenommen. Möglich, dass es irgendein Bild war. Und wenn ich ein Bild gesehen habe, dann nur, weil es irgendwer dahingestellt hatte. So wie jemand diese Musik hätte anstellen können, weil sich hier irgendwo die entsprechende Elektronik verbirgt. Vermutlich per Fernbedienung.«
    Er kroch neben sie. Eves Haar, Gesicht, Hände waren mit Staub und Mörtelresten bedeckt. »Deine Hände sind eiskalt.«
    »Der große Unbekannte hat die Temperatur hier drin gedrosselt. Er

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