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Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition)

Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition)

Titel: Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
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Was hast du … Wie hast du das …?“, stammelte er. Inga verstand nicht. Seine Lippen bewegten sich, brachten jedoch keinen Ton mehr hervor. Also hob er die Hand und deutete mit dem Zeigefinger auf Ingas Arm.
    Sie wollte die schreckliche Verletzung nicht anschauen müssen, aber das Gebaren ihres Vaters nötigten sie dazu. Widerwillig ließ sie den Blick von seinem Gesicht auf die eigene Hand schweifen und erschrak erneut.
    Das ist nicht möglich, ganz ausgeschlossen.
    Die Einschnitte waren verschwunden. Die letzten Wunden schlossen sich vor ihren Augen.
    „Wie … hast du das gemacht?“
    Inga konnte ihm darauf keine Antwort geben. Sie fühlte sich nicht gut. Weißer Nebel hüllte mit einem Mal das Zimmer ein. Alles begann , sich zu drehen. Ihr Vater sagte etwas, was sie allerdings nicht verstand. Sie wollte aufstehen, stattdessen fiel sie der Länge nach zu Boden. Dann wurde es dunkel und still um sie herum.
     
    ***
     
    Als sie zu sich kam, strahlte die Abendsonne durch das Fenster. Sie lag in ihrem Bett, die linke Hand in einen dicken Verband gewickelt. Abgesehen von ihr war niemand dort. Und weil sie sich schwach und müde fühlte, schloss sie die Augen und schlief wieder ein.
    Die Tage vergingen und weder ihr Vater noch Inga selbst verloren nur ein Wort über das, was geschehen war. Er ermahnte sie nur, den Verband mindestens ein paar Tage zu lassen, wo er war. Ansonsten schien er einfach erleichtert. Die genauen Zusammenhänge erklärte er ihr erst Jahre später, als sie alt genug war, sie zu verstehen. Von der grauenhaften Stimme in ihrem Kopf wurde Inga nicht mehr belästigt. Sie war auf der Sandbank eingeschlossen worden und kam nicht mehr heraus.
    Ihre Mutter schien glücklich darüber, dass Inga sich sichtlich erholte und nicht länger lauthals sang oder des Nachts im Schlaf sprach, kreischte oder quiekte. Zumindest rückte sie bald von ihrem Vorhaben ab, das Mädchen in die Hände der Nervenärzte zu geben.
    Man konnte sagen, das Leben der Heemsteddes kehrte in eine fast geordnete Bahn zurück.
    Nachdem über Wochen keine weiteren Kinder zu Schaden gekommen waren, wurde der Notstand in Westenschouwen aufgehoben und die Schule wiedereröffnet.
    Natürlich blieben Inga die Blicke der anderen Einwohner nicht verborgen. Teilweise starrte man sie in unverhohlener Missbilligung an, aber insgesamt fand das Dorf nach und nach in den Alltag zurück.
    Was blieb, waren die Gerüchte um einen schlimmen Fluch, der die kleine Gemeinde heimgesucht und endlich von ihr abg elassen hatte.
    Inga Heemstedde wurde zum lebenden Symbol für die Schrecken, die jeder hier durchlitten hatte. Diese Bürde wurde sie nicht mehr los. Selbst in späteren Jahren begegnete man ihr innerhalb Westenschouwens mit Vorsicht und hielt Distanz. Das Flüstern um ihre Person ebbte erst ab, als zwei Jahrzehnte über das Land gekommen waren und die Menschen nach und nach verdrängt hatten, was geschehen war.
     
    ***
     
     

Kapitel 9
     
     
    4. Juli 2012
    „Blablabla. Das ist alles uninteressant. Kenne n wir alles schon, Inga Heemstedde“, zischte Ari Sklaaten und fuchtelte mit den Händen in der Luft herum. „Das Wichtigste hast du nur angedeutet.“
    Inga seufzte, nahm ihre Teetasse und trank.
    „Wir haben wenig Zeit. Und es tut eigentlich nichts zur Sache …“
    „Oh doch. Tut es“, widersprach Ari heftig.
    „Wenn Monica und Harry die letzten Tage mit offenen Augen und Ohren durchs Leben gegangen sind, dann werden sie nach meiner kurzen Erzählung sicher wissen, worauf du hinaus willst.“
    „Und wenn nicht?“
    „Ach, Ari. Wieso machst du alles so kompliziert? Wir haben wirklich Dringenderes zu tun. Margareta van Buuren ist frei und treibt ihr Unwesen. Es wird schlimmer werden als vor fünfzig Jahren. Wir müssen sie aufhalten.“
    „Sag es ihnen!“, brüllte Ari unverhohlen, bekam ein Gefäß zu fassen, das auf der Anrichte stand, und warf es mit voller Wucht zu Boden. Der Plastikbecher sprang mehrmals auf und landete schließlich unter dem Küchentisch, wo er an einem Tischbein liegen blieb. Inga sah Ari an. Die Blicke beider duellierten sich. Monica und Harry saßen dabei und verfolgten gebannt, was sich gerade vor ihren Augen abspielte. Harry hatte eine vage Ahnung, worauf Ari Sklaaten hinaus wollte. Viele Ereignisse der letzten Nacht waren eigenartig gewesen, einige von Inga Heemsteddes Gebaren und Handlungen allerdings genauso. Etwas verheimlichte die alte Frau. Ari versuchte, es ihr zu entlocken.
    „Es ist

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