Möwenspur
dadurch noch gesteigert.
„Ich bin nur eine kleine Sekretärin, aber vom Chef! Was
machst du so?“
„So, so eine Chefsekretärin. In welcher Branche bist du
denn tätig? Ich bin ein kleiner Abteilungsleiter.“
Julie überlegte, was sie ihm antworten sollte. Sie wollte
nicht zu viel an Informationen preisgeben. Sie war sich
nicht sicher, wer seine Mails später einmal lesen würde.
Sie war kein intimer Kenner von EDV-Anwendungen
und daher nicht sicher, ob man auch Chats verfolgen
konnte. Daher wollte sie ihm nur vage Auskunft geben.
Sie würde auf keinen Fall ihren richtigen Arbeitgeber
nennen.
„ Ich bin in der Gemüsebranche tätig, reicht dir das?
Was machst du denn genau?“
„Ich bin bei einem Investmentunternehmen für Geldanlagen zuständig. Du bist also in der Gemüsebranche, das
heißt in einer Konservenfabrik, so wie Bondella?“
„Stimmt, so etwas wie Bondella und du bist so etwas
wie ein Banker? Hast du auch den Leuten das Geld abgenommen, um es sicher in amerikanische Immobilien zu
investieren?“
„Hey Lolita , bist du vielleicht bei diesen Verrückten von
‚occupy wall street‘ aktiv?“
„Nein, bin ich nicht, aber ich lese schließlich die Zeitung
und bin ein wenig informiert.“
„Okay, ich hin zwar kein Banker, aber wir haben natürlich auch in diesem Bereich investiert. Du hast doch hoffentlich deine Kröten nicht in amerikanische Immobilien
gesteckt?“
„Ich bin froh, wenn ich über die Runden komme Robert,
nein, Geld in Immobilien habe ich nicht investieren können. Könnten wir
das
Thema wechseln? Machst
du
manchmal auch Urlaub, zum Beispiel in der Bretagne?“
„In der Bretagne habe ich noch nicht Urlaub gemacht,
außer einmal vor etlichen Jahren, da war ich bei einem
Yachtausflug dabei. Ansonsten fahre ich lieber in den
Süden.“
„Schade, sonst hätten wir uns einmal sehen können.“
Julie versuchte vorsichtig zu sein und nicht zu schnell
mit
ihrem
eigentlichen
Wunsch herauszuplatzen. Sie
wollte erst einmal sein Interesse wecken. Noch war sie
sich nicht sicher, dass er anbeißen würde. Ihr wichtigstes
Argument ihn zu überzeugen, hatte sie noch nicht vorgebracht und sie würde es auch erst am Schluss anbringen.
„Warum nicht, du kannst ja nach Paris kommen. Bei mir
ist immer eine Möglichkeit zu übernachten vorhanden.“
„Nicht schlecht, aber ich traue mich nicht mit dem Auto
nach Paris zu fahren, ich bin keine sehr gute Autofahrerin. Aber vielleicht kannst du mich ja hier einmal besuchen. Ich biete dir auch etwas an, etwas Außergewöhnliches.“
Robert war neugierig geworden. Was sollte sie ihm anbieten können, was so verlockend wäre, dass es sich
lohnte in die Bretagne zu fahren? Er wollte es jetzt genauer wissen.
„Also bitte etwas genauer, was würdest du mir denn
anbieten, was ich nicht auch in Paris haben kann?“
„Wie wäre es mit heißem Sex am Strand, in einer lauen
Nacht?“
„Nimmst du mich auf den Arm? Wir kennen uns ja gar
nicht!“
„Nein, absolut nicht, ich finde dich einfach umwerfend
und ich würde gerne mit dir schlafen, am Strand.“
„Auch bei Regen, Wind oder Hagel?
„Ich habe ein kleines Zelt im Auto, das hat noch immer
geschützt.“
Robert dachte kurz nach. So ein direktes Angebot hatte
er noch nie erhalten. Am Strand, im Sand hatte er es
auch noch nie getrieben. Vielleicht eine wirklich interessante Erfahrung. Robert sah auf seinen Terminkalender
neben ihm auf dem Schreibtisch. Er sah, dass am nächsten Wochenende die Möglichkeit für einen Kurzurlaub
bestehen würde. Das Wochenende war frei. Er konnte
noch zwei Tage anhängen und in die Bretagne fahren.
„Du hast mich überzeugt Lolita 23, ich komme. Ich
könnte mich am nächsten Wochenende für ein paar Tage frei machen. Wie sieht es bei dir aus?“
„Ich kann mir immer frei nehmen am Wochenende! Hi hi
hi!“
„Klar, aber ich möchte schon noch ein oder zwei Tage
dranhängen. Geht das bei dir auch?“
„Aber klar, für dich versuche ich alles. Ich freue mich
riesig, du bist wirklich ein großartiger Typ! Ich habe
aber eine Bedingung für das Treffen, ich möchte dich so
sehen wie auf Facebook, du weißt schon, mit Anzug,
Krawatte und so...“
„Wenn es nicht mehr ist, das lässt sich machen. Also
dann bis zum 21., aber wie können wir uns erkennen und
wo treffen wir uns?“
„Mach dir keine Sorgen, ich erkenne dich sofort. Wir
treffen uns am besten in Pont Aven. Es gibt einen großen
Parkplatz an der ‚Rue des Abbès Tanguy‘ Ich werde
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