Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Möwenspur

Möwenspur

Titel: Möwenspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Pierre Kermanchec
Vom Netzwerk:
Ich möchte mir nichts vorwerfen lassen.
Ich werde Carla sagen, dass ich sie nicht heraushalten
kann. Ich hoffe, dass sie es nicht falsch versteht. Aber
ich kann und will den Fall jetzt nicht abgeben.“
„Ewen, was wird der Staatsanwalt dazu sagen?“
„Ich will versuchen, mit ihm zu sprechen. Ich hoffe, dass
er mir so viel Vertrauen entgegenbringt.“
*
    Marc Louvin und Gerard Martinou hatten noch eine weitere Flasche Bordeaux geöffnet und saßen im Wohnzimmer vor dem Kamin. Die Flammen umspielten den
gerade aufgelegten Kastanienscheit. Sie waren dabei, im
nächsten Jahr einen gemeinsamen Segelurlaub zu planen.
Sie könnten von Concarneau aus mit Gerards Yacht für
eine oder zwei Wochen an der Küste entlang segeln oder
die diversen Inseln zwischen Concarneau und der Île
d`Oléron aufsuchen. Sie schmiedeten ihren Plan, als
Marcs Telefon klingelte.
Obwohl es schon spät war, rief Jean-Paul Claude seinen
Kollegen auf dem Handy an. Er war es gewohnt, ihn
auch nachts anzurufen. Marc Louvin war immer ansprechbar, wenn es um einen seiner Fälle ging.
„Was gibt es an Neuigkeiten, Jean-Paul?“ begrüßte er
ihn.
„Wir haben die ersten Hinweise auf die Identität der Opfer. Ich habe bereits einen Kollegen zu dem Anrufer gesandt, um die Angaben zu überprüfen. Doch der Reihe
nach. Vor einer halben Stunde rief ein Herr Jaouen bei
uns an. Er wohnt in Paris im 10. Arrondissement und
sagte uns, dass er auf dem Bild in den Nachrichten seinen Neffen erkannt hat. Sein Bruder ist gemeinsam mit
seiner Frau vor sieben Jahren bei einem Autounfall ums
Leben gekommen. Der Junge ist damals bereits berufstätig gewesen und hat seine eigene Wohnung gehabt. Der
Kontakt zu seinem Neffen sei, seit dem Tod seines Bruders, eher sporadischer Natur. Der junge Mann arbeitete
als Anlageberater bei der Banque Villatte. Seine Abteilung war unter Druck geraten, weil sie, vermutlich aus
Provisionsgründen, die Kunden sehr schlecht beraten hat
und diese durch die Finanzkrise enorme Summen verloren haben. Der junge Mann, Pierre Jaouen, war
am
stärksten in die Affäre verwickelt. Sein Onkel meinte,
dass er eine gewisse Skrupellosigkeit an den Tag gelegt
hat und sehr auf seinen Vorteil bedacht gewesen sei. Er
habe große Summen verdient und auch entsprechend
gelebt. Der Mann sagte weiter, dass der andere ein gewisser Jules Garrec sein könnte. Er war sich aber nicht
sicher. Garrec arbeitete in derselben Bank und war der
beste Freund von Jaouen. Leider konnte er uns nichts
über die Familie von Garrec sagen.“
„Das ist doch schon eine ganze Menge. Ich danke dir
Jean-Paul, damit kommen wir ein gutes Stück weiter.“
Marc legte auf und erzählte seinem Freund von der neuen Entwicklung.“
„Dann habt ihr ja jetzt euer Motiv, nicht wahr?“
„Das könnte ein Motiv sein, Gerard, aber es ist nicht
gesagt, dass es das einzig ist. Mich stört in diesem Zusammenhang der Tatort. Pierre Jaouen hat doch bestimmt nicht Leute aus der Bretagne in Paris beraten.
Unser Mörder hält sich mit großer Wahrscheinlichkeit
hier auf, hier haben die Morde stattgefunden. Ich kann
mir nicht vorstellen, dass jemand aus Paris den jungen
Mann dazu bringt in die Bretagne zu fahren, um ihn anschließend hier ermorden zu können. Mit welchem Argument könnte man einen jungen Mann dazu bewegen,
fünf Stunden mit dem Auto zu fahren. Ein betrogener
Anleger aus der Bretagne würde doch eher nach Paris
fahren und sein Opfer dort töten. Das würde nicht nur
weniger Spuren hinterlassen, sondern auch die Tätersuche auf die Hauptstadt konzentrieren und so dem Täter
größere Sicherheit geben. Nein, das macht keinen Sinn.“
Gerard musste Marc recht geben, daran hatte er nicht
gedacht. Aber denken alle Mörder so wie ein Kripobeamter?
„Deine Frage nach dem Argument für eine Fahrt in die
Bretagne ist aus meiner Sicht einfach zu beantworten.
Eine Frau!“ meinte Gerard. Dabei nahm er sein Glas
Bordeaux wieder in die Hand und prostete Marc zu.
„Lassen wir uns den Wein schmecken. Über den Fall
kannst du morgen wieder nachdenken.“ Marc nahm sein
Glas. Das Feuer spielte weiter mit dem Stück Holz und
die beiden tranken ihren Wein. Der Abend wurde noch
lang und es kamen weitere Holzscheite in die Glut.

Kapitel 5
    Julie saß vor ihrem Computer und sah sich die Bilder auf
Facebook an. Sie hatte in den letzten Minuten nach einem ganz bestimmten Namen gesucht. Robert Le Floch
hieß der junge Mann, den sie jetzt gefunden hatte. Er war
mit beinahe vierhundert Menschen

Weitere Kostenlose Bücher