Möwenspur
die
Ufermauer des Flusses angebaut war. Durch die grauen Granitsteine, sah es aus, als sei es schon mehrere
hundert Jahre alt. Vielleicht war es das auch. Es wäre
ein Foto wert gewesen, aber er hatte seinen Fotoapparat nicht bei sich.
Marc folgte dem Fluss in Richtung des kleinen Hafens. Die zahlreichen Galerien rechts und links der
Rue du Port zeigten ihm, dass er hier in einer Ortschaft war, die sich ganz und gar der Kunst verschrieben hatte. Nicht nur Paul Gauguin hatte hier gearbeitet, sondern weitere zahlreiche Künstler aus aller
Welt. Émile Bernard und Paul Sérusier, Maurice Denis
oder Emile Schuffenecker gehörten der bekannten Schule von Pont Aven an.
Sein Weg führte vorbei an einer alten Mühle, die auf
der anderen Seite des Aven lag und in der sich ein
Sterne-Restaurant befand, die ‚Moulin de Rosmadec‘,
von der ihm Gerard schon mehrfach vorgeschwärmt
hatte. Wenige Schritte weiter sah er wieder ein Mühlrad direkt an der Straße, das aber wohl nur noch als
Zierde diente und gleich danach folgte das dritte, auch
die dazugehörige Mühle existierte noch. Auch in dieser Mühle entdeckte er ein Restaurant, Pizzas, Crêpes
und andere Speisen standen im Angebot. Dann sah er
einen etwas größeren Parkplatz, direkt am Quai Théodore Botrel. Er ging langsam an den dort abgestellten
Fahrzeugen vorbei. Der Großteil der Fahrzeuge hatte
als Zulassung die ‚29‘, Fahrzeuge die in dem hiesigen
Departement Finistère
zugelassen
waren.
Pariser
Kennzeichen waren nicht darunter. Schade, dachte er
sich als er weiter in Richtung des Hafen ging. Ab jetzt
war der Weg für Autos gesperrt. Marc kehrte um.
Der Aven war fast ausgetrocknet. Es war jetzt Niedrigwasser und die Boote standen oder lagen im
Schlick. Erst die Flut würde sie wieder aufrichten.
Der Tidenhub betrug hier immerhin ungefähr fünf
Meter. Pont Aven lag etwa sieben Kilometer landeinwärts. Man war in Pont Aven mit seinem Boot an die
Gezeiten gebunden wenn man den Liegeplatz verlassen wollte. Dennoch waren die Liegeplätze so begehrt, dass man bis zu zehn Jahren warten musste um
einen Platz zu erhalten. Gerard hatte ihm das erzählt.
Er hatte vor Jahren in Concarneau einen Platz für sein
Boot bekommen.
Als Marc LouvinwiederanderBrückemitdemToilettenhäuschen angekommen war, überlegte er in welche Richtung er gehen sollte. Er entdeckte Hinweisschilder auf der anderen Straßenseite. Sie wiesen auf
dieParkplätze‚LePort‘und‚BelAir‘hin.Denersten
hatte er gerade ohne den Hinweis gefunden. Der zweite war deutlich größer. Auf dem Schild waren 220
Plätze für Bel Air angegeben, auf dem Platz am Hafen
gab es 170 Plätze. Beide waren jeweils hundertfünfzig
Meter von seinem Standpunkt entfernt.
Marc Louvin machte sich auf den Weg nach ‚Bel Air‘.
Er folgte der Rue des Abbés Tanguy, die beständig
ansteigend in westliche Richtung führte.
Nach etwa fünfzig Metern gleich hinter der Kreuzung
sah Marc ein schönes altes Gebäude aus Granit. ‚La
chocolaterie‘ stand mit goldenen Buchstaben an der
Mauer neben der Eingangstür. Irgendetwas zog ihn in
dieses Gebäude. Er ging zielstrebig auf die Eingangstür zu und betrat den schönen alten Raum. Auf der
linken Seite befanden sich drei oder vier kleine runde
Tische und jeweils drei Ledersessel. Auf der rechten
Seite stand ein größerer Tisch für vielleicht fünf Personen, dazwischen standen Regale mit Köstlichkeiten
aus Schokolade. Die Theke gegenüber der Eingangstür enthielt eine kleine Auswahl der Kuchen des Tages und eine Auslage von diversen Schokoladen.
Marc setzte sich links in einen der Ledersessel und
nahm die kleine Karte zur Hand. Ihn gelüstete nach
einer heißen Schokolade. Die Karte zeigte eine ganze
Auswahl von verschiedenen Geschmacksrichtungen.
Marc entschied sich für eine Schokolade ‘au caramel
à la fleur de sel‘.
Nach wenigen Minuten bekam er eine Tasse und dazu
eine kleine Glasflasche mit der heißen Schokolade,
eingehüllt in eine Manschette aus Pappe. Er hatte die
Flaschen in den Regalen stehen sehen. Sie waren mit
den verschiedenen Schokolademischungen gefüllt und
man brauchte nur noch heißes Wasser dazugeben. Das
Getränk schmeckte köstlich und Marc genoss es. Er
bezahlte, verließ die ‚chocolaterie‘ und setzte seine
Suche nach den Fahrzeugen fort.
Er folgte der Rue des Abbés Tanguy weiter den Berg
hinauf. Sie führte ihn an der Post, an schmucken
Wohnhäusern und an einer kleinen Glasbläserei vorbei. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite lag
Weitere Kostenlose Bücher