Möwenspur
lassen.“
„Ich stimme dir zu, aber in deine Überlegungen
schließt du auch mich mit ein, nicht wahr? Ich hätte
vielleicht auch einen Grund die Übeltäter zu bestrafen
weil ich mit Carla und ihrer Tochter zusammenlebe.
Aber, woher kenne ich die Namen der beteiligten
Männer? Aus den Aktengehen sie nicht hervor, weil
Marie sie nicht kannte und ihre Freundin sich das Leben genommen hat, ohne vorher bei der Polizei Anzeige zu erstatten. Damit verdanke ich den Akten
mein Alibi!“
Marc war geneigt, ihm zu sagen, dass er genau diese
Gedanken gehegt hat. Er musste aber zugegeben, dass
er nicht bedacht hatte, dass Ewen die Namen nicht
kennen konnte. Die Akte war ja vorhanden, bevor er
sich um den Fall gekümmert hat. Er und Carla haben
sich erst viel später kennengelernt. Damit war für
Marc nun die Frage nach einer Mittäterschaft von
Ewen und seiner Freundin und deren Tochter endgültig geklärt.
„An euch habe ich nicht gedacht, Ewen.“ sagte er nun
beinahe wie eine Entschuldigung. „Wir sollten uns
den in Frage kommenden möglichen Tätern widmen.“
Dustin Goarant näherte sich den beiden Kommissaren.
„Ewen, wir haben den Porsche genau untersucht. Die
Fingerabdrücke, die wir gefunden haben müssen noch
ausgewertet werden. Wir haben zahlreiche Abdrücke
auf der Beifahrerseite gefunden. Ein Portemonnaie
oder Ausweispapiere waren aber nicht zu finden.
Auch gab es keinerlei sonstige Spuren im Wagen. So
wie es aussieht, ist dieser Pierre Jaouen ganz freiwillig hierhergekommen. Vielleicht hatte er jemanden bei
sich. Wir werden die Spuren untersuchen, aber es
sieht nicht so aus, als habe es in dem Fahrzeug einen
Kampf gegeben. Wir sehen uns jetzt noch den Mazda
an.“ Damit entfernte sich Dustin wieder. Ewen rief
ihm noch ein „merci“ hinterher.
„Die Fahrzeuge scheinen uns nicht viel weiter zu
bringen.“ meinte Ewen.
„Nun ein wenig schon. Wir wissen jetzt, dass die beiden Toten mit ihrem eigenen Autos hierhergekommen
sind. Irgendjemand hat sie hergeführt und ihnen diesen Parkplatz empfohlen. Ansonsten wären nicht beide Wagen auf demselben Platz abgestellt worden.
Normalerweise werden Autos doch am Zielort
geparkt. Da sie nicht hier umgebracht wurden, es auch
keine Spuren einer gewaltsamen Entführung gibt,
glaube ich, dass wir zu diesem Schluss kommen dürfen.“ Marc Louvin hatte eher zu sich selber gesprochen als zu Ewen. Ewen stimmte ihm zu.
„Wir sollten versuchen, Freunde oder Freundinnen
von dieser Sylvie Nicot zu finden. Ein Aufruf bei dem
Ouest France könnte uns hier sicherlich helfen, übrigens die auflagenstärkste Zeitung Frankreichs. Mehr
als 700.000 Exemplare werden täglich gedruckt!“
meinte Ewen. Er war sichtlich stolz auf den Ouest
France, eine der beiden großen Zeitungen der Bretonen.
„So, so,“ meinte Marc, „auflagenstark vielleicht, aber
doch ein wenig provinziell. Die wichtigen Nachrichten sind auf den ersten drei Seiten ziemlich kurz gefasst. Danach kommen seitenlange Informationen aus
der Region, wenigstens ist das mein Eindruck.“ Marc
sah Ewen provozierend an. Doch Ewen lächelte und
meinte nur: „Das sind doch die wichtigsten Nachrichten oder?“
Marc schmunzelte und wechselte wieder das Thema.
„Ja das wäre nicht schlecht, wir sollten einen Aufruf
durchgeben. Vielleicht meldet sich ja eine Freundin
oder ein Freund, der uns sagen kann, mit wem Sylvie
intime Dinge besprochen haben könnte.
Dustin Goarant kam wieder zu Ewen.
„Wir haben in dem Mazda diesen Notizzettel gefunden.“ Er reichte ihn Ewen in einem Plastikbeutel und
ging wieder zu dem Fahrzeug zurück.
Ewen Kerber sah auf die Notiz. Es war der Zettel, den
Marc beim Blick in das Fahrzeug erspäht hatte. Auf
dem Zettel stand handschriftlich:
AusfahrtPont-Aven/Bannalec nehmen
bis Pont Aven fahren
geradeausüberdieBrücke, Rue desAbbésTanguy
Parkplatz Bel Air
Jules Garrec hatte sich den Treffpunkt notiert, an dem
er sich mit der Person, die ihn nach Pont Aven gelockt
haben musste treffen wollte. Damit war klar, dass es
eine unbekannte Person gab, die die beiden Männer
aus Paris hierher bestellt hatte.
Jetzt mussten sie nur noch das Motiv herausfinden
und die Person ausfindig machen. Marc sah Ewen an,
der hatte die Stirn in Falten gelegt und dachte offensichtlich intensiv nach.
„Marc, diese Notiz zeigt, dass Jules Garrec hierher
geführt worden ist. Er ist irgendeinem Ruf gefolgt.
Wenn ich mir das genau überlege, dann finde ich nur
wenige Gründe, warum ein junger Mann aus Paris
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