Möwenspur
fuhr fort, „ich
war bei meiner Schwester in Névez und kam erst
ziemlich spät zurück.“
„Stimmt, du warst ja bei deiner Schwester, ich war
jedenfalls hier. Schon seit beinahe vier Wochen verstecke ich mich im Haus oder, falls wir Besuch bekommen in diesem Bunker.“
„Du kannst dich jetzt nicht bei mir beklagen. Ich war
von Anfang an gegen deine Pläne, unser Geld gewinnbringender anzulegen. Hättest du auf mich gehört, dann wären wir nicht in diesen Schlamassel geraten. Wir hatten ein sehr angenehmes Leben.“
„Ja, ja, ja, du weißt immer alles besser, aber ich wollte unser Geld nur wieder zurückbekommen. Jetzt wo
ich es wieder habe, müsste ich doch nur diese
1.800.000 € an die Firma zurücküberweisen und alles
wäre in Ordnung.“
„Wenn die Anzeige der Firma Bondella nicht wäre,“
meinte Pascale und fuhr fort, „wenn du sie überzeugen könntest die Anzeige zurückzunehmen, da sie ja
ihr Geld wieder erhalten, dann könntest du dich stellen und wir bräuchten nicht immer diese Angst vor
der Polizei zu haben.“
„Du weißt genau, dass ich nicht mit der Firma sprechen kann ohne Gefahr zu laufen verhaftet zu werden.
Aber du könntest vielleicht einmal mit Gerard Simon
sprechen. Du kennst ihn doch, er war häufiger bei
uns.“
Pascale sah ihren Mann fragend an.
„Wer hat denn die Anzeige erstattet?Eswardoch
Simon. Wieso hat er nicht mit dir gesprochen bevor er
sich an die Polizei gewandt hat?“
„Es gab da ein kleines Problem.“ Hervé sah an Pascale vorbei und starrte durch das Küchenfenster in den
Himmel. Dann fuhr er fort: „Wir hatten Streit über
eine größere Investition der Firma und ich wollte seine Entscheidung nicht mittragen. Letztlich war meine
Entscheidung, die Investition nicht zu tätigen zwar
richtig gewesen, aber er hat mein Verhalten als illoyal
betrachtet. Von da an war er sauer auf mich und versuchte anschließend mir etwas anhängen zu können.“
„Wieso glaubst du dann, er könnte bereit sein die Anzeige zurückzunehmen?“
„Es gibt da noch etwas anderes. Er hat ein Verhältnis
mit seiner Sekretärin und ich habe bei der letzten Betriebsfeier Fotos gemacht. Auf einem Foto erkennt
man ganz hinten auf dem Bild wie er seine Sekretärin
küsst und ihr an den Busen fasst. Er wäre bestimmt
nicht froh, wenn seine Frau das Bild zu Gesicht bekäme. Seine Frau ist die Vermögendere von den beiden und ihr gehört, neben dem Haus und der Yacht
auch noch ein Teil der Firma Bondella. Sie ist eine
Nichte des Firmengründers.
Ihr Einfluss auf die Firmenleitung in Paris war daher
nicht ganz gering und Simon hat den Posten nur dank
seiner Frau bekommen.“
Pascale sah ihren Mann nun beinahe fassungslos an.
„Warum hast du ihm dann nicht sofort das Bild gezeigt und ihn von der Anzeige abgehalten?“
„Er hat ja überhaupt nicht mit mir darüber gesprochen
und ich wollte ihn nicht erpressen. Das Bild wurde
rein zufällig von mir aufgenommen. Jetzt sehe ich
darin unsere Chance. Aber Pascale, warum war vorhin
die Polizei bei uns?“ Hervé sah seine Frau gespannt
an.
„Weil sie vermutet, dass du einen Mann umgebracht
haben könntest!“
Hervé blieb wie angewurzelt stehen.
„Was soll ich gemacht haben? Ich habe keinen Mann
umgebracht, warum sollte ich das tun?“
„Weil er dich schlecht beraten hat! Der Tote ist Pierre
Jaouen, von der Banque Villatte.“
Hervé Lescop fuhr sich mit der Hand durch sein Haar.
Pierre Jaouen ist tot. Er konnte nichts dazu sagen. Er
wusste nur, dass er keinen Menschen umbringen würde, auch nicht, wenn der ihn betrogen hat. Er wusste
nicht einmal, ob er sich über seinen Tod freuen sollte.
Der Tod dieses Mannes bereitete ihm jetzt noch größere Probleme.
Hervé dachte angestrengt nach, was würde passieren,
wenn er sich stellte. Die 20.000 € Kaution, die er bei
Gericht hinterlegt hatte um wieder auf freien Fuß zu
kommen, waren durch sein Untertauchen verloren.
Wenn er sich jetzt stellen würde, käme er zwar sofort
in Untersuchungshaft, aber seine Frau könnte ihm für
die Tatzeit ein Alibi liefern und bestätigen, dass er an
diesem Samstag zuhause gewesen ist. Damit wäre er
wenigstens diese Verdächtigung los. Er drehte sich zu
Pascale.
„Hast du der Polizei gesagt, dass du am Samstag bei
deiner Schwester in Névez warst?“
„Ja, das musste ich, da man auch mich nach einem
Alibi gefragt hat.“ antwortete Pascale.
„Scheiße, damit habe ich natürlich kein Alibi. Wie
kann ich nun beweisen, dass ich nichts damit zu tun
habe?“
„Du musste
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