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Mogelpackung: Roman

Mogelpackung: Roman

Titel: Mogelpackung: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Schröter
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prompt die Umhängetasche von der Schulter geglitten, und das ganze Chaos aus Heften, Büchern, Stiften hatte sich über die Treppe verteilt. »Hoppla«, hatte Marcel gemurmelt und sie süß angelächelt. Dann war er weiter die Treppe hinaufgestiegen, und Karla hätte ihm gerne noch ein paar Sekunden länger auf die knackige Kehrseite geguckt, aber ihre Sachen lagen bis hinunter zum Erdgeschoss, und es hatte bereits zur nächsten Stunde geläutet.
    Es läutete auch jetzt. Nun brauchte Karla nur noch eine Schulstunde zu überstehen, dann wäre es geschafft, wenigstens für heute.
    Auf dem Stundenplan stand Sport. »Spießrutenlauf« wäre für Karla die treffendere Bezeichnung gewesen. Ihre Hoffnung auf ein ruhiges »Jeder für sich« mit ein paar Runden Laufen oder anderer einzelsportlicher Aktivität erfüllte sich leider nicht. Ausgerechnet heute wollte der Sportlehrer durch den Teamsport Völkerball die gruppendynamischen Kräfte bündeln. Die gruppendynamischen Kräfte bündelten sich prompt – alle gegen Karla. Eine Stunde lang flog ihr fast jeder Ball um die Ohren, der ins Feld ihrer Mannschaft gezielt war. Steinigung, durchzuckte es Karla, als ihr ein aus kürzester Entfernung abgefeuerter Ball klatschend an den bloßen Oberschenkel schlug und ein fieses Brennen hinterließ. Am Ende der Stunde fühlte sie sich, als hätte sie etliche Runden im Betonmischer gedreht. Und musste sich vom Lehrer, diesem Oberchecker, auch noch anhören: »Karla, du bist ja ein richtiger Ballmagnet!«
    Aber sie hatte nicht gejammert. Nicht vor den anderen, schwor sie sich. Im Umkleideraum herrschte gespannte Stille. Irgendetwas lag in der Luft, spürte Karla. Das war zwar schon den ganzen Tag so, aber hier lauerte eine neue Gemeinheit. Als sie ihr Duschzeug aus dem Sportbeutel nehmen wollte, sah sie es: Der ganze Beutelinhalt schwabbelte im Duschgel, obenauf die leere Plastikflasche.
    »Ausgelaufen?«, ließ sich Juliane neben ihr in schlecht gespieltem Bedauern vernehmen. »Du bist aber auch ein Tolpatsch!«
    Karla hatte genug. Sie raffte ihre Kleidung zusammen, stopfte das meiste davon notdürftig in ihre Umhängetasche und den Rest, ungeachtet des flüssigen Inhalts, in den Sportbeutel. Dann stürmte sie im Tiefflug aus dem Umkleideraum, begleitet vom hämischen Gelächter der Mitschülerinnen.
    Wenigstens habe ich nicht geweint, und ich reiße mich auch zusammen, bis ich hier weg bin, beschwor sich Karla. Backen zusammenkneifen und durch! Alter Spruch von Gesche. Komisch, dass ihr jetzt ausgerechnet die irre Uroma einfiel. Wahrscheinlich ein gutes Beispiel, wenn’s ums Kämpfen ging. Backen zusammenkneifen war gut. Steif wie ein Zinnsoldat marschierte Karla zum Fahrradständer. Gleich rauf aufs Rad und ab nach Hause, Tür zumachen …
    Zuerst sah Karla das platte Hinterrad. Als sie das Schloss lösen wollte, um ihr Fahrrad aus dem Ständer zu ziehen, entdeckte sie auch das platte Vorderrad. Zuletzt bemerkte sie die fehlenden Ventile. Pumpe nutzlos, Fahrrad nutzlos. Karla ließ Tasche und Sportbeutel fallen und heulte ungebremst los.
    »Sieht so aus, als bräuchtest du ein Taxi.« Fredo hob Karlas Sachen auf und zwinkerte ihr aufmunternd zu. »Und dein Fahrrad kriegen wir sicher auch noch in die Karre rein.« Dabei wies er auf den Mercedes, der gleich vorn am Parkplatz bereitstand.
    »Fredo?« Karla liefen immer noch Tränen die Wange herunter, aber sie fühlte sich schlagartig besser. »Was machst du denn hier?«
    »Ich verbrenne ein bisschen Benzin. Zum Glück hat Markus ja reichlich Haushaltsgeld dagelassen.« Fredo setzte Tasche und Sportbeutel noch mal ab und reichte Karla ein Papiertaschentuch. »Außerdem sind Superhelden immer zur Stelle, wenn eine schöne Frau sie braucht.«
    »Wo warst du dann den ganzen Vormittag?«, klagte Karla, fast schon mit einem kleinen Kichern, dann griff sie zum Taschentuch und schneuzte energisch Rotz und Wasser.
    »So furchtbar?«, erkundigte sich Fredo vorsichtig. Karla nickte bloß, schon wieder mit den Tränen kämpfend. Um Ablenkung bemüht, schlug Fredo vor: »Fangen wir mit dem Fahrrad an. Schließt du mal auf?«
    Das tat Karla, und Fredo schob das Rad auf platten Reifen hinüber zum Wagen. Der Kofferraumdeckel klemmte immer noch, aber Fredo hatte den Bogen längst raus: Ein satter Fußtritt rechts unten, und der Deckel sprang auf. Mit dem Rad im Laderaum ließ er sich zwar nicht ganz schließen, aber für die kurze Strecke bis zur Villa Fried würde es gehen. Dann ging er zurück

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