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Mogelpackung: Roman

Mogelpackung: Roman

Titel: Mogelpackung: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Schröter
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zu Karla, nahm Tasche und Sportbeutel und legte seiner Nichte tröstend den Arm um die Schultern. »Abflug?«
    »Abflug.«
    Karla kuschelte sich an Fredo, ließ sich so zum Auto bringen und fühlte sich zum ersten Mal an diesem Tag nicht schutzlos der Welt preisgegeben. Beim Einsteigen in den Wagen fiel ihr Blick ausgerechnet auf Marcel, der am anderen Ende des Parkplatzes gerade in sein schnittiges Peugeot Cabrio stieg und kurz in ihre Richtung sah. Seufzend zog Karla die Wagentür zu und drückte sich mit geschlossenen Augen in die Sitzpolster. In Sicherheit. Endlich.
    Fredo startete den Motor. »Gleich nach Hause?«
    Karla zögerte, klappte die Sonnenblende herunter und überprüfte ihr verheultes Gesicht im Spiegel. »Vielleicht noch nicht gleich …«
    »Gesche sieht alles«, schmunzelte Fredo. »Wir fahren ein Stück und gehen dann ein paar Schritte. Ich weiß auch schon, wo.«
    Karla klappte schweigend die Sonnenblende wieder hoch. Fredo wertete das als Zustimmung und gab der Limousine die Sporen. Sie fuhren nicht weit aus Bornstedt heraus. An einem Feldweg bog Fredo ab, rollte noch ein paar Meter weiter und parkte den Wagen am Waldrand. Sie gingen den Weg zu Fuß weiter, bogen dann ab auf einen schmalen Pfad, der sich scheinbar zwischen Birken und Nadelwald verlor, aber doch immer weiterführte. Hier hörte man kaum noch etwas anderes als Waldgeräusche: Blätterrascheln im lauen Wind, Vogelzwitschern, irgendwo plätscherte leise Wasser. Zwischen ihnen fiel kein Wort, und Karla war dankbar dafür. Dass Fredo auch mal die Klappe halten konnte, war für sie eine völlig neue Erfahrung. Der Tag der überraschenden Erkenntnisse. Mit jedem Schritt wich ein Stück Anspannung von ihr, fühlte sie sich leichter. Dann führte der Pfad aus dem Wald heraus ans Ufer eines träge fließenden Wiesenbächleins. Es gab einen sandigen Zugang zum Wasser und davor einen großen, abgeflachten Findling – der ideale Zweiersitz, auf dem sich Fredo sogleich niederließ und Karla mit einem Wink einlud, seinem Beispiel zu folgen. Sie setzte sich zu ihm und ließ den Blick über die friedliche Szenerie schweifen.
    »Schön hier.«
    »Finde ich auch«, bestätigte Fredo. »Ich hab’s ja sonst nicht so mit der Natur, aber das hier hat was.«
    »Hier bin ich noch nie gewesen. Woher kennst du den Platz?«
    Fredo wies auf den Bach. »Markus und ich sind hier früher mit dem Rad hergekommen und haben Kaulquappen gefangen. Das Wasser aufgestaut und gebadet. Später auch mal Feuer gemacht und Würstchen gegrillt und so was.«
    »Ich wusste gar nicht, dass ihr solche Sachen zusammen gemacht habt«, wunderte sich Karla. »Ich meine, wenn Papa über dich redet …«
    »Wenn man älter wird, bleiben eben nicht alle Dinge für alle Zeiten so, wie sie mal waren«, gab Fredo zu bedenken und fühlte sich neben seiner jungen Nichte plötzlich bleischwer und altersweise. Als Nächstes gucke ich morgens in den Spiegel und sehe aus wie Gandalf der Graue, dachte er.
    Karla wirkte plötzlich in sich gekehrt. Dann bemerkte sie: »Wenn man jung ist, bleibt auch nicht immer alles beim Alten.«
    »Da reicht ein Tag, was?«, erkundigte sich Fredo mitfühlend. »Erzählst du mir, was los war?«
    Karla schwieg noch einen Moment, dann begann sie zu berichten. Erst zögerlich, dann flüssiger, bis endlich die unterdrückte Mixtur aus Scham, Verzweiflung und Wut aus ihr herausbrach. Helena Anatols missglücktes Vermittlungsgespräch, Juliane Färbers Rachefeldzug, die permanenten Demütigungen durch die Mitschüler. Die symbolische Exekution beim Völkerball, die Sauerei mit dem Duschgel und die geklauten Fahrradventile. Karla ließ alles raus. Das tat gut. Selbst wenn dabei wieder ein paar Tränen flossen.
    »Ich dachte, das sind meine Freundinnen«, schloss Karla schluchzend. »Ich wollte sie alle einladen zu einer Riesenfete, wenn ich sechzehn werde!«
    Fredo zückte bereits das nächste Taschentuch und reichte es weiter. »Ach, bis dahin … Das dauert doch noch.«
    »In zwei Wochen! Weißt du nicht mehr, wann ich Geburtstag habe?«
    »Ist nicht gerade meine Stärke, so was zu behalten«, gab Fredo zu.
    »Ist jetzt sowieso egal«, jammerte das Mädchen, »ich weiß ja eh nicht mehr, wen ich einladen soll!«
    Fredo schüttelte bedächtig den Kopf. »›Lügenbaronin Karla von Frigid‹, was für ein erbärmliches Wortspiel.«
    »Und wenn du Carina mal sehen würdest!«, ereiferte sich Karla. »Die fette Kuh rührt erst recht kein Junge an!«
    »Was stört

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