Mohr im Hemd oder wie ich auszog die Welt zu retten
ihr das tragt, dann kann euch nichts passieren, hört ihr, sagt der Kommandant in der dritten oder vierten Woche und überreicht jedem der Neulinge einen dunkelgrünen Stein, der an einem Lederband befestigt ist. Vor jedem Kampf gibt es außerdem für alle, ob jung oder alt, einen Schluck aus der blauen Zauberflasche: Trinkt das, das macht euch unverwundbar. Das Zeug brennt in der Kehle, die Augen tränen, doch es wirkt, und Yaya hat schon mehrere schwere Kämpfe ohne den kleinsten Kratzer überstanden. Trotzdem, er gehört noch nicht richtig dazu, er ist noch kein Soldat, denn dafür muss er genauso wie jeder Neue erst eine Reihe von Mutproben bestehen.
Die ersten drei Mutproben haben Yaya und die anderen Neulinge bald hinter sich gebracht. Nun ist es Zeit für die vierte und letzte. Die Kompanie braucht neue Vorräte, es ist wieder einmal Zeit für einen Besuch in Goualé. Yaya war schon bei einem Überfall auf das Dorf dabei, dabei begegneten er und Adjoua einander das erste Mal: Yaya, der Kommandant und zwei weitere Soldaten stürmten damals Adjouas Elternhaus. Man nahm der Familie Geld ab, raubte ihnen Getreide und ein paar Ziegen, der Kommandant schoss dem Vater ins Bein, einfach so, zum Spaß, die anderen Familienmitglieder, die Mutter, Adjoua und ihre drei jüngeren Brüder, mussten tatenlos dabei zusehen. Gefällt sie dir, fragte der Kommandant und deutete mit dem Kopf auf das junge Mädchen. Yaya nickte. Dann nimm sie doch mit. Yaya blickte abwechselnd auf den Kommandanten und auf Adjoua, er wusste nicht, ob das Angebot ernst gemeint war oder nicht. Der Kommandant begann zu lachen. Wenn du noch lange zögerst, dann nehm’ ich sie, drohte er. Er griff nach Adjouas Rock, zog ihn hoch, sodass ihre Scham sichtbar wurde. Da, sagte er und lachte noch lauter, damit du weißt, was dir entgeht. Dann ließ er den Rock los und befahl den Soldaten, mit dem geraubten Gut abzuziehen. Seither war kein Tag vergangen, an dem Yaya nicht an Adjoua gedacht hätte, an ihr Gesicht, noch mehr aber an das behaarte Dreieck zwischen ihren Beinen.
Jetzt ist es drei Uhr morgens, die Kompanie ist zum Aufbruch bereit. Heute ist Zeit für die letzte Mutprobe, sagt der Kommandant zu den Frischlingen, wenn ihr die besteht, gehört ihr zu uns, wenn nicht, dann darf jeder Soldat mit euch machen, was er will. Die Soldaten grölen. Keiner der Neuen traut sich zu fragen, woraus die letzte Mutprobe bestehen würde. Die Truppe bricht auf, eine halbe Stunde später ist Goualé erreicht, jedem Neuling werden fünf oder sechs Soldaten zugeteilt.
Während ringsum die ersten Schüsse fallen, befiehlt der Kommandant Yaya und vier erwachsenen Soldaten, ihm zu folgen. Yayas Herz klopft laut, er hat Angst. Wir haben was Schönes für dich ausgesucht, sagt der Kommandant, dann stehen sie vor dem Haus, in dem Adjoua wohnt. Kein Licht ist zu sehen, kein Laut zu hören. Einer der Soldaten tritt die Tür ein, mit Taschenlampen und entsicherten Waffen stürmen die vier das Haus. Nach Ihnen, sagt der Kommandant mit gespielter Höflichkeit und lässt Yaya den Vortritt.
Die Männer haben schon alle Familienmitglieder in der Küche zusammengetrieben. Wir haben nichts mehr, was ihr uns wegnehmen könntet, sagt der Vater mit zitternder Stimme. Doch, doch, antwortet der Kommandant. Er packt Adjoua am Arm und zieht sie mit einer schnellen Bewegung zu sich. Wie heißt du, mein schönes Kind, fragt er, und sie nennt kaum hörbar ihren Namen. Er reißt ihr den Rock herunter, dann das T-Shirt, jetzt stößt er sie brutal zu Boden. Der Vater versucht, sich auf ihn zu stürzen, doch die Maschinengewehre hindern ihn daran. So, sagt der Kommandant nicht unfreundlich zu Yaya, jetzt nimm sie dir endlich, du kleiner Scheißer. Das ist der erste Teil der Mutprobe, das wirst du ja wohl noch schaffen, oder? Oder bist du eine Schwuchtel? Yaya weiß zwar nicht genau, was das Wort bedeutet, aber er schüttelt den Kopf. Denk dran, wenn du zu feig’ bist, dann gehörst du der Kompanie, erinnert ihn der Kommandant. Obwohl Yaya ein schlechtes Gewissen hat, merkt er, wie sich seine Männlichkeit aufrichtet: Es ist Krieg, versucht er seinen Kopf zu beruhigen, ich bin nicht freiwillig hier, und so tut er, wie ihm befohlen wird. Sein Geist sträubt sich, während sein Körper in das Mädchen eindringt. Er hat sich das erste Mal anders vorgestellt, doch der Körper kennt keine Skrupel, Yaya fühlt das Glückshormon in sich hochsteigen, es lässt sich nicht verhindern. So, und jetzt machst
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