Molly Becker 01 - Hilfe, ich bin reich
hast, gibt es bei mir eine ganze Menge umzukrempeln.«
Auf einmal überkommt mich ein ganz und gar merkwürdiges Gefühl.
»Ja, also … Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist«, höre ich mich sagen.
»Wie meinst du das?«, fragt er.
»Ich … weiß auch nicht. Vielleicht wäre es einfach besser, wenn Clarissa dich in Zukunft betreut.«
»Die rothaarige Hexe? Nur über meine Leiche. Nein, Molly, ich will dich «, sagt er plötzlich fest entschlossen.
»Du meinst, als deine Image-Beraterin?«
Ich höre, wie er tief Luft holt. Dann sagt er: »Genau, als meine Image-Beraterin!«
Na gut. Von mir aus. Kommt Alexander eben vorbei. Ich meine, was ist schon dabei? Er ist ein Kunde, wir waren zusammen etwas trinken, und dabei ist es ein bisschen später geworden. Das ist doch wohl nichts, worüber man sich große Gedanken machen müsste, oder?
Und überhaupt: Ich habe jetzt Unmengen von Geld. Soll ich mir da noch den Kopf zerbrechen, weil ich einmal ein Glas zu viel erwischt habe? Ganz sicher nicht.
So. Bis Alexander da ist, bleibt mir noch ein bisschen Zeit, in der ich mir eine Kleinigkeit gönnen könnte. Einen Cappuccino zum Beispiel. Mit Tiramisu. Jetzt kann ich mir das locker leisten. Und danach eine Massage von Fiona – nach der gestrigen Nacht bin ich ohnehin total verspannt. Super wird das.
Aber vorher könnte ich mir noch schnell im Internet ein paar neue Modetrends angucken. Ich meine, mit anderthalb Millionen hat man es doch wirklich nicht nötig, dass einen der Heini von der First Direct Bank anguckt, als wäre man der letzte Bettler, oder?
Als ich zwei Cappuccino, einen Tunfisch-Tramezzino, ein Tiramisu und eine Hot-Stone-Massage später auf meine Bürotür zuschwebe, fühle ich mich so entspannt und gleichzeitig voller Tatendrang wie selten zuvor. Ich freue mich schon richtig auf die nächsten Termine, und ich bin mir sicher, dass ich heute einen Wahnsinnsumsatz machen werde.
Plötzlich durchzuckt es mich wie eine Erleuchtung. Das ist es! Das ist das Geheimnis glücklicher und zufriedener Mitarbeiter: gutes Essen, leckere Getränke und Massagen – würden das alle Firmen ihren Angestellten bieten, wären die viel zufriedener und dadurch gleichzeitig auch produktiver. Vielleicht sollte ich in Zukunft Seminare abhalten, hippe Workshops mit einem umwerfenden Leitspruch wie »Gebt uns zu futtern und zu saufen, dann wird der Kunde auch mehr kaufen«. Nein, das muss eleganter klingen. Wie wär’s mit: »Kaffee und Kuchen, das müsst ihr mal versuchen« oder …
»Molly! Gut, dass ich Sie hier treffe.« Etwas Kugelrundes in Blond kommt auf mich zu.
Nanu, die Stimme kenne ich doch … Das ist Tessas Vater!
Du meine Güte, wie sieht der denn aus? Ich meine, ich wusste schon, dass Pepe in Sachen Frisur manchmal extreme Wege geht, aber eine strohblonde Perücke über diesem pausbäckigen, roten Gesicht, das ist, vorsichtig ausgedrückt, vielleicht doch nicht ganz das Richtige …
»Ich muss sagen, diese Frisur ist super!« Herr Hübner streicht sich über die Perücke und strahlt wie ein Honigkuchenpferd. »Wissen Sie, Molly, am Anfang hatte ich Bedenken, ob das das Richtige für mich ist, aber jetzt muss ich zugeben, dass Sie recht hatten.«
»Tatsächlich?«, entfährt es mir erstaunt.
»Ja. Ich habe gestern zwei Wohnungen verkauft, auf denen ich schon seit Monaten hocke, und ich bin mir sicher, das hat an den neuen Haaren gelegen. Ich fühle mich wie ausgewechselt, es ist, als würden die Menschen mich mit ganz anderen Augen sehen, sie sind auf einmal so entgegenkommend und vertrauensselig. Was soll ich sagen? Es funktioniert«, strahlt er. »Und das habe ich nur Ihnen zu verdanken.«
»Wirklich? Äh, ich meine, ich wusste natürlich gleich, dass man aus Ihrem Typ viel mehr herausholen könnte.«
Er nickt begeistert. »Stimmt. Sie sind echt ein Profi auf Ihrem Gebiet. Was meinen Sie, gäbe es sonst noch etwas, das ich machen könnte? Ich habe in Ihrem Prospekt gelesen, dass Sie auch Personal Training anbieten. Meinen Sie, das wäre was für mich?«
»Personal Training?« Mein Blick streift unwillkürlich seine enorme Wampe. »Ja sicher, warum nicht? Damit könnten Sie noch zusätzlich Ihre … ähm … Dynamik unterstreichen.«
»Dacht ich’s mir doch«, nickt er mit glühenden Backen. Dann reibt er sich die Hände. »Übrigens, ist Ihre Chefin da? Ich bin gerade so in Schwung, ich wette, der könnte ich heute sogar einen Wolkenkratzer verkaufen.«
Mist. Das Haus.
»Frau Hohenthal?
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