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Molly Becker 01 - Hilfe, ich bin reich

Molly Becker 01 - Hilfe, ich bin reich

Titel: Molly Becker 01 - Hilfe, ich bin reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Schneyder
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jetzt ist er pleite«, erkläre ich weise und abgeklärt.
    »Dann sind Sie also vorgewarnt?«, meint Erich Fortunatus, und als ich nicke, fährt er fort: »Ich vermute, dieser Onkel Franz hat seinen Gewinn gleich ausposaunt?«
    Ich nicke eifrig. »Ja, genau, und dann musste er für alle in seinem Dorf bezahlen, und er hatte eine russische Betreuerin von der Lottogesellschaft …«
    »Eine russische Betreuerin?«
    »Genau, das kam uns auch gleich komisch vor, und die Kirchturmglocke und das neue Auto vom Pfarrer hat er auch bezahlt. Und dann hat er in ein Land investiert, das es gar nicht gibt, die Vereinigten Hondurate.«
    Erich Fortunatus zieht die Augenbrauen hoch. »Muss ja ein ziemlicher Trottel sein.«
    »Ja … ich meine, nein … also, keine Ahnung, ehrlich gesagt. Bei mir müssen Sie sich jedenfalls keine Sorgen machen, ich bin ja nicht so dumm.«
    »Dann bin ich beruhigt«, meint Erich Fortunatus und sieht mich dabei ganz komisch an. »Aber halten Sie sich immer vor Augen, wie es diesem Mann ergangen ist. Erzählen Sie keiner Menschenseele davon, weder Ihrer Familie noch Ihren Freunden, und leben Sie Ihr Leben ganz normal weiter. Sie leben doch in geordneten Verhältnissen?« Er sieht stirnrunzelnd zu Spider hinüber.
    »Selbstverständlich«, sage ich. »Ich habe einen guten Beruf und einen Freund und überhaupt … Also, eigentlich läuft bei mir alles wie geschmiert.«
    Er mustert mich wieder nachdenklich, bevor er sagt: »Gut, dann passt ja alles. Ich werde Ihnen aber noch ein paar Tipps geben.«
    Dann hält er mir einen elendslangen Vortrag, worauf ich zu achten hätte, wie man sein Geld am besten anlegt und dass ich auf keinen Fall verschwenderisch sein solle.
    Mann, hält der mich für die Heidi von der Alm?
    Als er endlich fertig ist, sage ich selbstbewusst: »Alles klar, Herr Fortunatus, habe ich alles gespeichert. Da oben.« Ich tippe mit dem Finger an meine Stirn. »Wenn wir dann zum Wesentlichen kommen könnten?«
    »Sie meinen die Auszahlung des Geldes?«
    Ich nicke. Was denn sonst?
    »Natürlich«, murmelt er. »Sobald Sie mir die Daten Ihrer neuen Bankverbindung durchgegeben haben, verfüge ich die Überweisung.«
    »Und wie lange wird es ungefähr dauern, bis das Geld da ist?«
    »Zwei bis drei Wochen.«
    »Was, so lange?«, frage ich schockiert.
    »Das ist nun mal so, Bürokratie braucht ihre Zeit. Aber wieso ist das ein Problem für Sie, ich dachte, Sie leben in geordneten finanziellen Verhältnissen?«, fragt er auf einmal lauernd.
    »Oh, ja, natürlich«, sage ich hastig. »In total geordneten Verhältnissen. Ist überhaupt kein Problem.« Ist es wirklich nicht. Die paar Wochen werde ich schon irgendwie überbrücken, vor allem, weil ich weiß, dass dann ein fetter Batzen rüberkommt.
    »Gut, Frau Becker«, sagt Erich Fortunatus dann und winkt nach Spider. »Also, noch einmal: Sagen Sie es niemandem, und geben Sie gut acht auf Ihr Geld!«
    »Werde ich, werde ich«, versichere ich ihm. »Oh, Sie sind natürlich eingeladen«, sage ich, als er nach seiner Geldtasche greifen will.
    Er murmelt ein »Dankeschön«, doch als ich meine Geldbörse öffne, finde ich darin nur gähnende Leere vor.
    »Nimmst du auch Kreditkarten?«, sage ich zu Spider. Und als der den Kopf schüttelt, mit brennendem Gesicht zu Erich Fortunatus: »Das ist mir jetzt ein bisschen peinlich, aber könnten Sie vielleicht …?«
    »Aber sicher«, sagt er mit vernichtendem Blick und greift erneut nach seiner Gesäßtasche. »Ist mir eine Freude.«

Reich!
    Eine Million fünfhundertzweiundzwanzigtausendsiebenhundert-dreiundvierzig Euro.
    Ist das eine Zahl, oder was?
    Als mir Erich Fortunatus im Austausch für meinen Lottoschein die Quittung überreichte, bot ich ihm in meiner Begeisterung gleich die Siebenhundertdreiundvierzig als kleines Trinkgeld an, aber er meinte nur, es wäre schön, wenn ich ihm irgendwann mal den Kaffee zurückzahlen könnte. Selber schuld, finde ich, und für den Kaffee werde ich mich natürlich bei Gelegenheit revanchieren. Mit Sahne, versteht sich.
    Ich bin noch völlig weggetreten, als ich das Winners only betrete. Nachdem Erich Fortunatus weg war, habe ich gleich um die Ecke bei der First Direct Bank ein Konto eröffnet. Der Beamte dort, ein gewisser Herr Lenz, hat vielleicht Augen gemacht. Er wollte mir gerade schonend den Zinssatz für Überziehungen darlegen, als ich ihn unterbrach und meinte, mich interessiere nur der Haben-Zinssatz, bei einem Guthaben von, sagen wir mal, anderthalb Millionen.

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