Molly Becker 01 - Hilfe, ich bin reich
wirklich.
Sofort wird mir leichter ums Herz. »Also, Alexander …« Mist, ich hätte mir vorher irgendwas zurechtlegen sollen. »Weshalb ich eigentlich anrufe … das am Freitag … ist irgendwie total schiefgelaufen.«
»Finde ich auch«, sagt er. »Ich wollte dir nicht zu nahe treten, ehrlich.«
»Das bist du aber«, murmle ich.
»Ja, ich weiß, und es tut mir leid«, sagt er. Und nach einer kleinen Pause: »Alles klar bei dir?«
»Ja, mir geht’s gerade richtig gut. Ich gehe meinem liebsten Hobby nach, weißt du.«
»Als da wäre?«
»Nichtstun. Ich faulenze am Pool und lasse mir die Sonne auf den Bauch scheinen.«
»Mit Frederic?«
Das kam jetzt überraschend. »Nein, ich bin hier in unserem Haus … Du weißt schon, das ich mit meinen Freundinnen bewohne, und die beiden sind ausgeflogen.«
»Dann bist du also allein?«
»Ja, wenn man den bodygebuildeten Nachbarssohn nebenan nicht mitzählt.«
»Du stehst auf Bodybuilder?«
»Sicher, je mehr Muckis, desto besser«, scherze ich.
»Schade«, meint er, und ich kann erahnen, dass er am anderen Ende der Leitung gerade grinst. »Damit wäre ich dann wohl aus dem Rennen.«
»Wieso Rennen?«, frage ich überrascht. »Alexander, es gibt kein Rennen. Ich habe einen Freund, Frederic, schon vergessen?«
»Schon klar. Deswegen liegst du jetzt auch alleine am Pool und begutachtest den Nachwuchs-Schwarzenegger in Nachbars Garten.«
»Das hat aber nichts zu tun mit …« Moment mal. Wieso rechtfertige ich mich eigentlich? »Ist ja auch völlig egal. Ich wollte jedenfalls nur sagen, dass mir das vom Freitag leid tut.«
»Kein Problem, Molly, ist einfach dumm gelaufen. Und dir geht’s wirklich gut? Wie gesagt, falls du etwas brauchen solltest …«
»Nein, Alexander, ehrlich, es geht mir gut, und ich habe absolut keine Probleme. Das mit Hofstätter hat sich inzwischen übrigens auch erledigt – und zwar ganz unabhängig von deiner Intervention.«
»Tatsächlich?« Irre ich mich, oder klingt er enttäuscht, weil ich keine Hilfe von ihm brauche? »Das freut mich für dich.«
»Ach ja, und eine andere Frage hätte ich noch, Alexander: Nur mal so hypothetisch … Angenommen, du würdest durch Zufall zu anderthalb Millionen kommen, was würdest du damit tun?«, frage ich und versuche dabei, möglichst beiläufig zu klingen.
»Anderthalb Millionen? Wie kommst du denn darauf?«, fragt er zurück. »Hast du etwa im Lotto gewonnen?«
Ups. Das war jetzt wohl doch nicht so klug.
»Nein, natürlich nicht«, rudere ich sofort zurück. »Es geht um eine Bekannte von mir, die hat …« Ich suche hastig nach einer Möglichkeit, um vom Thema Lotto wegzukommen. »Die hat geerbt, genau, von einer Tante in Amerika …« Super, Molly. Die reiche Erbtante in Amerika. Ist kein bisschen abgedroschen. »Oder war es Australien? Jedenfalls hat sie plötzlich dieses Geld, und jetzt hören wir uns alle ein bisschen um, was andere Leute damit anfangen würden. Also, was würdest du damit tun?«
»Anderthalb Millionen? Keine Ahnung, um ehrlich zu sein. Ich kann ja nur für mich reden, da ich nicht weiß, wie deine Bekannte ansonsten finanziell gestellt ist, aber ich würde es wahrscheinlich spenden.«
Mir bleibt die Spucke weg. »Du würdest es spenden? Alles?«
»Ja, ich denke schon.«
»Und du würdest gar nichts für dich selbst behalten?«, frage ich ungläubig.
»Nein. Ich habe ja alles, was ich brauche.«
Auf einmal komme ich mir richtig mies vor. Er würde alles spenden, und ich habe noch nicht einmal einen mickrigen Euro für irgendwelche wohltätigen Zwecke springen lassen.
Wie konnte ich nur so egoistisch sein? Ich lasse es mir gutgehen, kaufe mir die teuersten Klamotten, stopfe mich und meine Freundinnen mit Champagner und Delikatessen voll, während irgendwo auf der Welt Menschen hungern. Ich selbstsüchtige, hartherzige, Ich-bezogene …
»Oder nein, ich würde es doch nicht spenden«, macht Alexander auf einmal einen Rückzieher.
Ich atme auf. Bin ich also doch nicht der einzige Egoist auf der Welt. Wahrscheinlich träumt er auch von einem Porsche oder von einer Yacht oder einem zwanzigjährigen Pamela-Andersen-Klon, keine Ahnung, wovon ein Mann eben so träumt. Ist doch nur normal, jeder hat seine Wünsche, und Alexander ist da keine Ausnahme.
»Ich würde es dir geben«, sagt er plötzlich.
»Was hast du gesagt?«, hauche ich ins Telefon.
»Ich würde es dir geben«, meint er leichthin. »Du könntest dir nehmen, was du brauchst, und den Rest könnte man
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