Molly Becker 01 - Hilfe, ich bin reich
ja immer noch spenden.«
»Das ist nicht dein Ernst, oder?«
»Doch, ist es.« Er lacht. »Ist aber ohnehin kein Thema, da ich keine reiche Erbtante habe.«
Stimmt. Dann hat er also doch nur gescherzt. Wie käme er auch dazu, ausgerechnet mir … Genau, das wäre doch lächerlich.
Wir albern noch ein bisschen rum, aber nach dem Gespräch bin ich doch ein wenig nachdenklich. Spenden, natürlich. Darum werde ich mich morgen gleich als Erstes kümmern. Das gehört sich einfach, wenn man Geld hat, und ich denke, dass es auch gut für mein Seelenheil sein wird, plagt mich doch sowieso das schlechte Gewissen, weil ich niemandem von meinem Gewinn erzählt habe.
Ich trinke einen Schluck, und dabei fällt mein Blick ganz zufällig auf Manfred, der gerade an einer Reckstange Klimmzüge macht. Irre, was der für Muskeln hat. Er trägt nichts als seine knallgrünen Lieblingsshorts, und ich ertappe mich dabei, wie ich insgeheim versuche, die Konturen darunter zu deuten. Nicht, dass ich mich für seinen Unterbau interessieren würde, aber irgendwie wird man doch ein bisschen neugierig, wenn man weiß, dass er mit der besten Freundin vö … Holz schlichtet.
Gerade glaube ich, etwas Eindeutiges erkannt zu haben, als mein Handy läutet. Es ist Mami. Na, wenn das kein Zeichen ist. Seit ich am Freitag die Fünfzehntausend überwiesen habe, juckt es mich ständig in den Fingern, meine Eltern anzurufen und ihnen davon zu erzählen. Natürlich wäre es viel cooler, einfach abzuwarten, bis sie ihren Kontostand checken und dann vor Überraschung fast vom Hocker fallen, aber das hätte ich ohnehin nicht durchgehalten.
Augenblick mal. Vielleicht ist das Geld ja bereits auf ihrem Konto, und sie haben es gerade über Online-Banking erfahren. Genau, und deswegen ruft Mami mich jetzt auch an. Ein irres Glücksgefühl durchströmt mich, sicher ist Mami jetzt ganz aufgelöst vor Freude und Stolz auf ihre Tochter.
»Hallo, Molly. Ich bin’s, Mami.« Okay, so richtig außer sich vor Freude klingt das nicht. Im Gegenteil, das hört sich eher … traurig an?!
»Mami, was hast du denn? Geht’s dir gut? Geht’s Paps gut?«, frage ich hastig.
»Ja, natürlich, Kind, uns beiden geht es gut«, versucht sie mir weiszumachen, doch dann entweicht ihr ein kleiner Schluchzer.
Ich setze mich kerzengerade auf. »Mami, euch geht’s nicht gut«, sage ich alarmiert. »Das höre ich doch. Was ist los? Hattet ihr Streit?«
»Nein, natürlich nicht. Es ist nichts Schlimmes, Kind, es ist nur … es ist …« Ach du meine Güte, sie weint !
»Mami, sag mir auf der Stelle, was passiert ist. Bist du krank, oder Paps?«
»Nein, Molly, wir sind gesund, alle beide«, schnieft sie. »Es ist nur so, dass dein Vater … dass wir das Haus verkaufen werden.«
Mein Herz steht für einen Augenblick still. Sie wollen ihr Haus verkaufen?! Aber das können sie nicht. Sie lieben ihr Haus! Vor allem Mami würde es das Herz brechen, wenn sie ausziehen müsste, da bin ich mir ganz sicher.
»Aber wieso wollt ihr das Haus verkaufen? Ich dachte, ihr liebt es«, rufe ich ins Telefon.
»Ja, sicher, das tun wir«, sagt sie betrübt. »Aber dein Vater hat vorgestern erfahren, dass er in Frührente geschickt wird, und er meint, dass wir uns dann die Hypothek nicht mehr leisten können.«
»Die Hypothek? Es geht um Geld ?«, sage ich und atme erleichtert auf. Mir fällt ein Stein vom Herzen. Geld. Wenn’s weiter nichts ist. »Mami, hör mir zu«, sage ich, und meine Stimme vibriert dabei vor Rührung. »Ihr müsst das Haus nicht verkaufen. Ich habe am Freitag fünfzehntausend Euro auf euer Konto überwiesen.«
»Fünfzehntausend?«, fragt sie verwundert. »Aber wieso denn, Kind?«
»Meine Schulden bei euch, schon vergessen? Plus Zinsen«, verkünde ich stolz.
»Ach, Molly, du bist so ein gutes Kind«, sagt sie. »Ehrlich gesagt hatten wir gar nicht damit gerechnet, dass wir das Geld jemals wieder zurückbekommen. Wir haben es als Geschenk betrachtet.«
»Das ist lieb von euch, Mami, aber gar nicht mehr nötig. Wie gesagt, ich brauchte nur ein bisschen Anlaufzeit …« Schlappe zehn Jahre, schießt es mir ins Gehirn. »… aber jetzt habe ich es geschafft. Ich hatte in den letzten Wochen einen Riesendurchbruch, weißt du? Noch einmal, Mami: Ihr müsst euer Haus nicht verkaufen, das verspreche ich dir.«
»Meinst du wirklich?«, sagt sie, und in ihrer Stimme schwingt plötzlich wieder Hoffnung mit.
»Ja, ich bin mir ganz sicher. Und jetzt gib mir mal Paps!«
»Molly, was
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