Molly Becker 01 - Hilfe, ich bin reich
du nicht auch?«
»Spider hat gesagt, dass dieser Kerl wie ein Zuhälter ausgesehen hat und dass du ihm Geld gegeben hast«, übergeht Alexander mit düsterer Stimme meinen Einwand. »Und dass der Typ gesagt hätte, du seiest das Mädchen, das für ihn ›die Kohle ranschafft‹.« Alexander beugt sich noch weiter vor und sieht mich eindringlich an. »Molly, verstehst du jetzt, warum ich mir Sorgen mache? Es ist unübersehbar, dass du finanzielle Probleme hast, und dann so etwas. Molly, ich will, dass du ganz offen zu mir bist: Gibt es da etwas, was du mir sagen möchtest?«
Mein Gehirn steht für einen kurzen Moment still. Das ist mit Abstand das Absurdeste, was ich je gehört habe. Ich und eine … das ist doch völlig verrückt.
Ich fühle, wie mir das Blut ins Gesicht schießt. Blöder Hofstätter, und blöder Spider. Wie kommt der überhaupt dazu, so etwas zu behaupten?
Obwohl … so, wie Herr Hübner angezogen war, und er hat ja tatsächlich gesagt … Blöder Herr Hübner!
Plötzlich werde ich richtig wütend. »Alexander, das ist alles Unsinn. Dieser Mann war Herr Hübner, der Vater einer sehr guten Freundin. Er ist Immobilienmakler, und wir haben ein Geschäft abgewickelt, deswegen habe ich ihm das Geld gegeben. Und ich weiß, dass er ziemlich seltsam gekleidet war, aber deswegen ist er noch lange kein … Nein, ehrlich, das ist völlig absurd. Und wie kannst du überhaupt glauben, ich wäre eine … eine … so eine halt?«, schließe ich beleidigt.
Alexander hebt sofort beschwichtigend die Hände. »Bitte, Molly, ich wollte dir keineswegs zu nahe treten, es ist nur …« Ich sehe, wie schwer es ihm fällt, die richtigen Worte zu finden.
In die kurze Stille hinein klingelt plötzlich mein Telefon. Automatisch linse ich auf das Display.
Erich Fortunatus! Gott sei Dank. Ich reiße die Handyklappe auf und will schon losschreien, wo mein Geld bleibt, aber dann wird mir bewusst, dass ich vor Alexander ja gar nicht offen reden kann.
»Endlich melden Sie sich«, sage ich deswegen mühsam beherrscht.
»Frau Becker, was kann ich für Sie tun?« Erich Fortunatus klingt gelangweilt wie immer.
»Ich wollte nur fragen, ob Sie …« Alexanders Augen ruhen aufmerksam auf mir. »… Ihre Zusage eingehalten haben.«
»Welche Zusage?«
Mann, ist der schwer von Begriff. »Ihre Zusage, es noch diese Woche zu … schicken .« Ich komme mir vor wie ein Spion, der von einer fremden Supermacht abgehört wird.
»Falls Sie die Überweisung meinen …« Er legt eine kunstvolle und völlig unnötige Pause ein, und ich werde fast ohnmächtig vor Anspannung. »… die habe ich gestern weggeschickt.«
Gott sei es gedankt. »Und warum ist … es dann noch nicht da?«, frage ich und vermeide es dabei, Alexander in die Augen zu blicken.
»Sie meinen, es ist noch nicht auf Ihrem Konto?«
»Was denn sonst?«, schreie ich, weil meine Nerven mittlerweile völlig blank liegen, aber dann senke ich sofort wieder meine Stimme: »Ich meinte, ja, so ist es.«
»Das wird wohl an Ihrer Bank liegen. Ist immer dasselbe Spiel, die halten größere Summen gern ein paar Tage zurück, um die Zwischenzinsen zu kassieren.«
»Sie meinen, es ist schon da, aber die halten es zurück?«, frage ich fassungslos. »Dürfen die das denn?«
»Das ist eine gesetzliche Grauzone. Aber wenn Sie wollen, rufe ich dort mal an und mache denen ein bisschen Dampf.«
»Au ja, bitte, tun Sie das«, sage ich schnell. »Und vielen Dank, dass Sie … es so schnell geschickt haben.«
»Keine Ursache, Frau Becker. Noch einmal herzlichen Glückwunsch und alles Gute für Ihre Zukunft.«
Als ich aufgelegt habe, bleibt es für ein paar Sekunden unangenehm still.
»Molly, es ist doch offensichtlich, dass du in Schwierigkeiten steckst«, beginnt Alexander von Neuem. »Allein dieses Gespräch … selbst du musst doch zugeben, dass das alles sehr merkwürdig klingt, nicht wahr?«
Plötzlich überkommt mich eine Welle glückseliger Rührung. Wie sehr er sich um mich sorgt. Wie sehr sich alle um mich sorgen – dabei geht es mir absurderweise besser als je zuvor.
»Alexander, du hast ja recht«, lenke ich ein. »Das muss auf dich alles ein bisschen seltsam wirken, und ich kann dir im Moment auch nicht die ganze Wahrheit sagen …«
»Das musst du auch gar nicht, Molly.« Auf einmal nimmt er meine Hände, und ein warmes Kribbeln durchläuft mich. »Molly, ich will dir helfen. Es ist mir egal, in welchen Schwierigkeiten du steckst, ich hol dich da raus. Was immer es
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