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Molly Becker 01 - Hilfe, ich bin reich

Molly Becker 01 - Hilfe, ich bin reich

Titel: Molly Becker 01 - Hilfe, ich bin reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Schneyder
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lassen und dabei ein kleines Schwätzchen mit ihr halten.
    Das klingt zwar verlockend, aber vielleicht sollte ich doch besser abwarten, bis Clarissa ganz sicher aus dem Haus ist.
    Ah, ich hab’s. Die Zahlscheine für Spenden, die ich heute aus der Bank mitgenommen habe. Mal sehen, was es da so alles gibt. Ich ziehe sie aus meiner Handtasche und breite sie vor mir auf dem Schreibtisch aus.
    Das sind ja unzählige! Nicht zu fassen. Gibt es wirklich so viel Elend auf dieser Welt?
    Plötzlich und völlig ansatzlos packt mich die Reue. Ich habe noch nie in meinem Leben etwas gespendet. Noch nie. Ich meine, sicher, ich war ja auch meistens pleite und hätte selbst die eine oder andere finanzielle Unterstützung gebrauchen können, aber das hier ist echte Not!
    Da muss etwas geschehen, und zwar sofort. Wer soll denn helfen, wenn nicht vom Schicksal verwöhnte, reiche Menschen wie ich?
    Plötzlich bin ich ganz erfüllt von dem Gedanken. Ich werde Menschen retten und Tiere und – mein Blick fällt auf einen Zahlschein von Greenpeace – ja, genau, vielleicht sogar die ganze Welt!
    Ich schnappe mir hastig einen Füller und den ersten Schein und beginne mit fliegenden Fingern zu schreiben. Nach einer halben Stunde schmerzt bereits mein Rücken, und mein Hirn raucht, aber ich bin wie im Fieber.
    Her mit dem nächsten. WWF. Die Abkürzung sagt mir etwas. Ich gehe ins Internet. World Wildlife Fund, genau.
    Mal sehen, woran arbeiten die denn gerade?
    Flachlandgorillas. Wow. Mit nur drei Euro rettet man einen ganzen Gorilla. Okay, mir ist nicht ganz klar, wie das gehen soll (für drei Euro kriegt man doch gerade mal zwei Kilo Bananen, und für einen ausgewachsenen Gorilla ist das weniger als für unsereins ein Fruchtzwerg), aber die Profis vom WWF werden schon wissen, was sie tun.
    Mal überlegen, wie viele Gorillas retten wir denn jetzt? Mit hundert Euro dreiunddreißig. Viel zu wenig. Ich spende tausend. Macht dann dreihundertdreiunddreißig Gorillas plus einen Euro Trinkgeld für die Wärter. Dreihundertdreiunddreißig! Die werden mir bestimmt einen Orden verleihen, oder vielleicht benennen sie sogar eines der Weibchen nach mir. Ein berühmter Affenname wäre gut, kombiniert mit meinem. Das ergäbe dann zum Beispiel … King Kong-Molly. Okay, ist vielleicht doch keine so gute Idee.
    Das Telefon läutet. Nicht jetzt, wo ich gerade dabei bin, die Welt zu retten!
    Hofstätter. Jetzt bin ich aber neugierig, was der mir zu sagen hat. Anschreien ist ja jetzt wohl nicht mehr, nicht nach der Überweisung von satten Fünfzigtausend.
    »Herr Hofstätter, was kann ich für Sie tun?«, flöte ich ins Telefon.
    »Guten Tag, Frau Becker.« Er klingt ganz zahm im Vergleich zu den letzten Malen. »Weswegen ich anrufe … auf Ihrem Konto ist eine Überweisung eingegangen. Fünfzigtausend Euro.«
    »Ich sagte doch, dass die Firma mir noch einiges schuldet«, sage ich anklagend und grinse dabei bis über beide Ohren.
    »Ja, ich weiß, und ich muss zugeben, dass ich Ihnen nicht geglaubt habe. Dafür möchte ich mich hiermit entschuldigen.« Na bitte, geht doch. »Dennoch muss ich Sie informieren, dass Ihr Konto noch immer im Minus ist … oder besser gesagt, schon wieder.«
    »Wie bitte? Das kann doch unmöglich sein«, sage ich bestürzt.
    »Ist aber so«, meint er trocken. »Heute Vormittag kam eine Zwischenabrechnung von Ihrer Kreditkarte, ich vermute, weil Sie Ihren Rahmen so beträchtlich überschritten haben, und zusammen mit Ihren anderen Abhebungen vom Wochenende sind Sie trotz dieser Überweisung schon wieder über dreitausend im Minus.«
    Hm. Vielleicht hätte ich doch besser mitschreiben sollen bei meinen Ausgaben. Egal. Was sind schon dreitausend Euro gemessen an meinem Gesamtvermögen?
    »Also, Herr Hofstätter, bei genauerer Überlegung könnte das schon sein. Ich hatte am Freitag ein Essen mit Kunden …«
    »Habe ich gesehen, im Prado. Soll ja ein toller Schuppen sein. Zu wievielt waren Sie denn da? Der Rechnung nach muss es ja eine ganze Fußballmannschaft gewesen sein.«
    »Äh, ja, es war eine Delegation von … Russen. Sie wissen ja, wie die sind, stopfen sich den Wanst voll, dass es nur so kracht. Ist aber nicht weiter schlimm, die Spesen bekomme ich von meiner Firma ersetzt, Sie brauchen sich da keine Gedanken zu machen.«
    »Mache ich auch nicht, kein Problem«, sagt er.
    »Echt nicht?« Zugegeben, jetzt bin ich doch ein wenig überrascht. »Warum denn das auf einmal? Wegen der Fünfzigtausend?«
    »Darum auch«, meint er.

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