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Molly Becker 01 - Hilfe, ich bin reich

Molly Becker 01 - Hilfe, ich bin reich

Titel: Molly Becker 01 - Hilfe, ich bin reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Schneyder
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Kunst, und jedes Mal, wenn ich ihn besuchte (gleich nach seinem Schulabgang noch öfter, weil ich seine ruhige Art mochte, später dann seltener und in den letzten Jahren leider nie), hatte ich den Eindruck, dass es keinen zufriedeneren Menschen auf der Welt gab als ihn.
    »Molly. Molly Becker, bist du das? Was für eine Freude!«
    Frau Baierlein, Gottliebs Mutter, umarmt mich gleich auf der Türschwelle, dann schiebt sie mich wieder von sich weg und betrachtet mich eingehend von oben bis unten. »Gut siehst du aus.« Und mit unüberhörbarem Vorwurf in der Stimme: »Leider hast du dich in letzter Zeit ja kaum mehr blicken lassen.«
    Ich weiß, dass sie insgeheim immer gehofft hat, ich würde Gottlieb eines Tages aus seinem Künstlerdasein heraus- und in ein gutbürgerliches Dasein als Familienvater hineinführen. Einmal hat sie sogar ganz beiläufig gefragt, wie ich eigentlich den Namen Molly Baierlein fände, aber ich bin nicht näher darauf eingegangen. Ich mag Gottlieb zwar, aber ich liebe ihn nicht.
    »Das tut mir auch leid, Frau Baierlein, aber ich war sehr beschäftigt, wissen Sie«, suche ich nach einer Ausrede.
    »Ja, ja, ich weiß schon, Beruf, Karriere und all das. Heutzutage müssen auch Frauen ihren Mann stehen, nicht wahr?« Sie lacht herzhaft über ihren Witz, und ich ringe mir ein Lächeln ab.
    »Genau, Frau Baierlein. Kann ich nun zu Gottlieb?«
    »Aber sicher.« Sie packt mich und schiebt mich vor sich her durch das Haus. »Ich werde euch beiden gleich Tee machen und ein paar Plätzchen. Du magst doch Tee und Plätzchen?«
    »Sehr gerne. Wohnt Gottlieb noch immer in Ihrer Gartenhütte?«
    »Ja, tut er«, sagt sie mit einem Anflug von Trauer. »In der Zwischenzeit haben wir ein bisschen umgebaut, Gottlieb brauchte mehr Platz für seine Kunstwerke, und bei der Gelegenheit hat Ferdinand gleich eine Fußbodenheizung installiert und neue Fenster.«
    Ferdinand ist Gottliebs Vater, ein passionierter Zimmermann und Heimwerker, der es nie ganz verwunden hat, dass aus seinem Sohn ein durchgeknallter Künstler geworden war.
    Als ich durch die Hintertür in den Garten hinaustrete, bleibt mir die Spucke weg. Die Gartenhütte der Baierleins ist gar keine Gartenhütte mehr, sondern ein richtiges Haus.
    »Gottlieb erwartet dich schon«, sagt Frau Baierlein, und sie bekommt ganz feuchte Augen dabei. Sie klopft an die wuchtige Eingangstür. »Gottlieb, Molly ist hier. Molly Becker«, schickt sie hinterher, als könnte Gottlieb mich mit einer anderen Molly verwechseln, die er heute noch erwartet.
    »Soll reinkommen«, ertönt es hinter der Tür.
    Frau Baierlein nickt mir aufmunternd zu.
    Ich öffne vorsichtig die Tür und trete ein.
    Gottlieb steht in der Mitte des Raumes. Er sieht genauso aus wie bei meinem letzten Besuch (klapperdürr, lange Haare, langer Bart, Jeans und T-Shirt), mit dem einzigen Unterschied, dass er diesmal barfuß ist. Er mustert mich mit der Miene eines weisen Gurus, dann breitet er die Arme aus und kommt auf mich zu. »Molly, hast du doch noch den Weg zu mir gefunden«, sagt er leise, dann umarmt er mich mit sanftem Druck und sieht mir in die Augen. »Du bringst wieder Glanz in meine bescheidene Hütte.«
    »Na ja, so bescheiden ist die ja gar nicht mehr«, sage ich mit einem verlegenen Lachen. Ich lasse meinen Blick schnell durch den riesigen Raum schweifen. Eine imposante Ledercouch steht da, von der Decke hängen Halogenleuchten, und an der Wand entdecke ich einen Großbildfernseher.
    »Alles wertloser Plunder«, sagt er mit einer wegwerfenden Geste, als er meinen Blick bemerkt. »Ich wollte das alles gar nicht, aber du kennst ja meinen Vater. Möchtest du was trinken?«
    »Ja, gerne. Was hast du denn da?«
    »Ich selbst trinke nur Wasser«, stellt er klar, während er in den hinteren Teil des Raumes schlurft, in dem ein Küchenblock mit dem größten Kühlschrank steht, den ich je gesehen habe. »Aber ich hätte auch Cola, Sprite, Eistee …«
    »Eistee«, unterbreche ich seine Aufzählung. »Eistee wäre gut.«
    »Mit Eiswürfeln?«
    »Hast du denn welche?«
    »Ja, klar.« Er nimmt ein Glas, stellt es unter eine Luke am Kühlschrank, drückt einen Knopf, und schon klimpern die Würfel hinein. »Wie gesagt, alles Plunder«, bekräftigt er noch einmal, während er den Eistee darübergießt. »Mir würden ein Tisch, ein Stuhl und ein Bett reichen. Und natürlich ein bisschen Platz zum Arbeiten.«
    »Ach ja, deine Arbeit«, sage ich, während ich das Glas entgegennehme. »Wie kommst du denn

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