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Moloch

Titel: Moloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville , Michael Moorcock , Paul di Filippo , Geoff Ryman
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versicherte Gimlett eifrig, dass sie keine derartige Absicht hegten, doch Zohar kam ihm mit einer Erwiderung zuvor: »Genau genommen verabscheuen wir den Handel in diesem kleinen Stil, die Rolle des gewöhnlichen Kaufmanns. Wir beide sind edelmütige Künstler und Abenteurer, die sich auf dieses amüsante Ritual nur hin und wieder, und dann ausschließlich wegen des ästhetischen Kicks einlassen. Das Geld, das du uns zahlst, wird komplett für ein neues Obergeschoss in Vansyckles Museum der schönen Künste gespendet. Ich war nur am… sagen wir: am Verkaufspreis interessiert, um den Nutzen für die Wirtschaft von Gritsavage einschätzen zu können.«
    »Hauptsache ist, wir verstehen uns gegenseitig. So, habt ihr jetzt alles, was ihr braucht?«
    »Dank Ihrer Großzügigkeit, Sir, mangelt es unserer Ausrüstung an nichts.« Zohar tippte mit dem Fuß gegen den Rucksack, der auf dem Boden stand. »Seile, Spitzhacken, Hebeeisen, Schaufeln, vergiftete Köder – ja, wir haben alles.«
    »Gut. Dann will ich euch nur noch von hinten sehen, bis ihr die Ware herbringt. Der Wagen steht draußen für euch bereit.«
    Mit diesen Worten schloss Gimlett den beiden Freunden die Ladentür auf. Auf dem Broadway ließen sie ihr Gepäck auf dem Wagen unter einer Persenning verschwinden. Jeder der Männer packte einen der Griffe, dann schoben sie ihr Gefährt in Richtung Uptown. Diego nahm die Gerüche des Flusses sowie von gebackenem Essen und billigen Zigarren wahr. Ein Hausmeister leerte einen Eimer mit Seifenwasser in die Gosse des Broadway. Ein Straßenhändler – der trotz der nächtlichen Stunde immer noch versuchte, Herren- und Damenstrümpfe zu verkaufen – schien im Stehen eingeschlafen zu sein. Eine rothaarige Stricherin stand müde gegen die Front eines billigen Hotels gelehnt.
    Am Himmel beschrieben die nächtlich funkelnden Umrisse der Bullen und Fischerinnen sich kreuzende Flugbahnen der Sterblichkeit, während Diego und Zohar ihren Wagen vom Lichtkegel der einen zu dem der nächsten Straßenlampe schoben und die Straßenkehrer nachahmten, denen sie erst zwei Tage zuvor gefolgt waren.
    »Er sagte doch ›Acht-Fünfundsechzig‹, nicht wahr?«, fragte Zohar.
    »Ja. Sieht so aus, als hätten die Behörden unser altes Loch bei ›Acht-Vierzig‹ zugemacht.«
    »Damit also ein anderes Segment der Stadtbestie. Schöne, frische äußere Schuppen, und nicht gleich von Anfang an kochendes Blut. Aber auch eine unbekannte Infrastruktur.«
    Diego erwiderte nichts, sondern konzentrierte sich darauf, sein Herz davon abzuhalten, wie wild zu rasen.
    Am Flusswärts-Eingang zur U-Bahn bei Gritsavage-865 ketteten die Schuppenjäger den Wagen an und nahmen ihre Rucksäcke an sich, während sie verstohlen nach links und rechts sahen. Um diese Zeit wurde die U-Bahn am wenigsten genutzt, was daran erkennbar war, dass die Expresszüge nicht ganz so häufig fuhren. Das Einzige, was ihnen einen Strich durch die Rechnung machen konnte, war ein Cop, der zufällig auf dem Uptown-Bahnsteig patrouillierte.
    Doch sobald sie unten angekommen waren, konnten sie erleichtert ausatmen: Der lange Bahnsteig war leer, wenn man von einer Hand voll Passagiere absah. Lediglich ein Mann – ein bärtiger Typ, der auf eine Weise gekleidet war, wie man sie in dieser Gemeinde für gewöhnlich nicht zu sehen bekam – schien von ihrem Gepäck Notiz zu nehmen. Als Diego und Zohar an ihm vorbeigingen, sagte er: »Gutts Schaffn, Jungsies. Auf dass eure Erbeutung mäschtisch lohnswert is!«
    Diego erwiderte mit einem Lächeln und einem freundlichen Kopfnicken. Als sie ihn weit genug hinter sich gelassen hatten, fragte er: »Hast du schon jemals einen solchen Akzent gehört?«
    »Noch nie. Und ich dachte schon, Milagras Milkville-Akzent sei heftig. Sie erholt sich übrigens prächtig, Dee, und sie lässt dich grüßen.«
    »Tja, das freut mich für euch beide. Aber dir muss klar sein, dass ich definitiv zum letzten Mal auf eine Schuppenjagd gehe. Diese Arbeit ist mir einfach zu unheimlich, ganz abgesehen von den rechtlichen Konsequenzen oder davon zu schweigen, mit diesem Melonenkopf Gimlett unter einer Decke zu stecken. Außerdem verkaufe ich jetzt mehr Geschichten, darum brauche ich das Geld nicht mehr so dringend wie noch vor ein paar Jahren.«
    Zohars listiges Lächeln hellte seine Miene auf. »Schon verstanden, Partner. Ein genügend großer Anteil für mich und Milagra ist alles, was wir brauchen, um wieder auf die Beine zu kommen. Wenn ich erst wieder eine

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