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Moloch

Titel: Moloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville , Michael Moorcock , Paul di Filippo , Geoff Ryman
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reißt!«
    Fischl brach auf, umgeben von einem einsetzenden Gefühl künftigen Ruhms. Compounce hatte Fischl bereits aus dem Gedächtnis gestrichen, bevor der überhaupt das Büro verlassen hatte kraftvoll drückte er Diegos Hand.
    »Großer Tag, Patchen, großer Tag! Ihre erste Kurzgeschichtensammlung! Gehen wir doch mal schnell den Inhalt durch, der mir für Welten auf Verlangen vorschwebt, ehe wir uns mit Pinney zusammensetzen. Ich gehe davon aus, dass Sie meine Auswahl auch für Ihre besten Geschichten halten.«
    Diego sah die Liste durch, biss sich einmal kurz auf die Zunge, dann sagte er: »Insgesamt hätte ich die auch alle ausgewählt, bis auf eine Ausnahme. ›Die ethischen Ingeniatoren‹.«
    Compounce nahm ihm die Liste aus der Hand. »Was denn? Wollen Sie mich auf den Arm nehmen, Sohn? Das ist eine Ihrer besten Geschichten.«
    »Es war die dritte Geschichte, die ich verkaufen konnte. Ich habe seitdem viel bessere und reifere Arbeiten geschrieben.«
    Compounce nahm sich viel Zeit, eine Zigarette anzuzünden, was bei Diego den Schweiß ausbrechen ließ. Dann warf der Redakteur seinem Protege durch die Gläser seiner Hornbrille einen stechenden Blick zu. »Inwiefern reifer? Das Konzept hinter ›Die ethischen Ingeniatoren‹ ist so großartig und solide und revolutionär wie alles, was wir jemals veröffentlicht haben. Kommen Sie mir jetzt mit Unthemen wie Stil, Patchen? Sie werden mir doch nicht etwa zum Alltagsschreiber, oder etwa? Als Nächstes werden Sie mir dann wohl erzählen, dass Sie Vignetten zur Liebesaffäre Ihres Zahnarztes in Die Muse von Gritsavage liefern.«
    »Nein, nein, natürlich nicht. Aber mal ehrlich, Winslow, man kann den Stil nicht völlig unberücksichtigt lassen.«
    »Bestimmt nicht. Ich bin ja kein solcher Trottel wie Mallika Prang drüben bei Simulacra, nicht wahr? Ich lasse Sie sich so ausdrücken, wie es Ihnen am liebsten ist, und ich erkenne die eleganteren Passagen in Ihren Texten. Aber wenn es um Stil kontra Außergewöhnliches geht, um Poesie kontra Ideen, dann muss ich prinzipiell für den Reiz des Außergewöhnlichen und für die Ideen Partei ergreifen. Und wenn eine Geschichte davon genügend hat, dann ist der Stil so oder so nicht wichtig.«
    Diego hatte das Gefühl, den Verstand zu verlieren. Compounce bewirkte das mindestens einmal im Monat bei ihm, jedoch noch nie bei diesem speziellen und sehr sensiblen Thema. Diego fühlte, wie Verärgerung in ihm aufkam, während er erwiderte: »Sie können die beiden nicht einfach voneinander trennen, Winslow! Eines ist das Produkt des anderen.«
    Compounce beendete die Diskussion mit einem vertrauten Satz: »Ich habe so ein Gefühl, dass es ein Vorwort geben wird, in dem genau dieser Punkt zur Sprache kommt, Patchen. Lassen Sie uns die Sache für den Moment zurückstellen. Können wir jetzt die fragliche Geschichte mit ins Buch nehmen? Vergessen Sie nicht, es ist nur eine in einem ganzen Stapel von Spitzengeschichten.«
    Müde ergab sich Diego in sein Schicksal: »Na, klar. Warum nicht?«
    »Wunderbar! So, dann machen wir uns auf den Weg zu Pinneys luxuriöser Höhle.«
    Das oberste Stockwerk im Pinney-Gebäude hätte sich in einem völlig anderen Stadtteil befinden können, einem edleren und exotischeren Distrikt, so sehr unterschieden sich Ambiente und Ausstattung vom heruntergekommenen Durcheinander, in dem Compounce seiner Arbeit nachging. Nachdem sie eine ganze Reihe von Assistenten passiert hatten, fanden sich Diego und Compounce in einem Büro wieder, das so groß wie eine U-Bahn-Station, mit Teppich ausgelegt und eingerichtet war, als handele es sich um den Ausstellungsraum eines exklusiven Innenausstatters. Diego, der nervös war und schwitzte, versuchte das Gefühl zu verdrängen, in dieser feudalen fremden Umgebung völlig unbedeutend zu sein. Auf Compounce dagegen, der dreist wie immer war, schien dieses Büro in keiner Weise beeindruckend zu wirken.
    Teague Pinney saß an einem Schreibtisch, dessen Ausmaße den zusammengeschrumpften, älteren Mann dahinter umso kleiner erscheinen ließen. Er trug einen Anzug, der mehr gekostet haben musste, als Diego in einem Monat verdiente, und er wirkte auf ihn wie ein Homunkulus, den man aus Wachs auf einem Gestell aus Edelstahl geschaffen hatte. Pinney war soeben im Begriff, eine Diskussion zu beenden, die er mit einem anderen Autor führte, den Diego zu seiner Überraschung als Yale Drumgoole identifizierte.
    Drumgoole stand auf und beugte sich über den Tisch, um dem Verleger

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